Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)

Kritiken

Nach längerer Pause war Österreichs Parade-Jazzgitarrist Wolfgang Muthspiel endlich wieder einmal am Dornbirner Spielboden zu Gast, wo er vor Jahren als äußerst beliebter „Stammgast“ alle seine wichtigen Projekte präsentierte. Sein Chamber Trio mit dem Schweizer Pianisten Colin Vallon und dem Wiener Trompeter Mario Rom klingt nicht nur von der Papierform her ausgesprochen hochkarätig, sondern überzeugt auch auf der Bühne mit exzellenten Live-Qualitäten. Nach 90 erlebnisreichen Konzertminuten erklatschte das begeisterte Publikum noch eine Zugabe, und auf die Frage des Bandleaders „Wollt Ihr etwas Langsames oder etwas Schnelles?“ kam die spontane Antwort: „Beides!“.

Die Mai-Großauflage der KULTUR ist da! Wir freuen uns außerordentlich darüber, diese Ausgabe in den Händen zu halten. Wenn Sie in Vorarlberg leben, aber noch nicht zu unseren geschätzten Abonnent:innen gehören, haben Sie diese Ausgabe der Vorarlberger „Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft“ bekommen, weil unsere Großauflage im Mai an jeden Vorarlberger Haushalt versendet wird – frei nach dem Motto: Kultur für alle!

ECM-Mastermind Manfred Eicher zählt sicherlich auch wegen der vielen, teils epochalen Solo-Piano-Alben zu den herausragenden Produzenten der Jazz-Geschichte – von Keith Jarrett, Chick Corea und Paul Bley bis Jon Balke, Stefano Bollani, Marilyn Crispell, Richard Beirach, Craig Taborn, Stefano Battaglia, Benjamin Moussay, Dominik Wania oder Nitai Hershkovits. Viele dieser Alben gehören zu den Meilensteinen des Genres, und so erregt es natürlich von vornherein großes Aufsehen, wenn noch dazu ein ausgewiesener Solo-Piano-Spezialist wie Fred Hersch auf dem renommierten Münchner Label eine einschlägige Produktion vorlegt. Völlig zurecht, denn „Silent, Listening“ rückt die Tastenkunst des gleichermaßen erfahrenen und in der Jazzgeschichte bewanderten, wie virtuosen und spielfreudigen 68-jährigen US-Amerikaners ins perfekte Schweinwerferlicht – und das heißt etwas, denn der hat mehr als ein Dutzend ausgezeichneter Solo-Alben im reichhaltigen Portfolio.

Im Heerbrugger Kinotheater Madlen bietet der Dokumentarfilm "Bergfahrt – Reise zu den Riesen" unterschiedliche Blickrichtungen auf die Bergwelt. Trashiges US-Kino bietet dagegen das Filmforum Bregenz (sowie am 12.5. das Gasthaus Jöslar in Andelsbuch) mit Ethan Coens "Drive-Away Dolls", in dem zwei Lesben von Gangstern gejagt werden.

Liebesdreieck auf dem Tennisplatz: In Luca Guadagninos erotisch aufbereitetem Sportdrama treffen eine ehrgeizige Trainerin und zwei Spieler, die um sie kämpfen und sich wie Ballbuben benehmen, aufeinander. Alles hip und sehr stylish inszeniert für Zendaya, um die sich alles dreht, weil sie allen den Kopf verdreht.

Die 60. Biennale d´Arte ist eröffnet und gilt mit den Ausstellungen in den Giardini, im Arsenale, den zahlreichen weiteren Locations nationaler Teilnehmer in ganz Venedig als die weltweit wichtigste Kunst-Großveranstaltung. Dazu überbieten sich an jeder Ecke die Museen und Galerien mit hervorragenden Programmen, und es gibt biennale, in dieser Zeitspanne stattfindende Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, wie die „Personal Structures“, organisiert – schon zum siebten Mal – vom Europäischen Kulturzentrum (ECC) – im Palazzo Bembo, im Palazzo Moro und in den Marinaressa-Gärten.

Seine Landschaftsbilder wirken aus der Entfernung wie von einem kühl-melancholischen Hyperrealismus getragene Sehnsuchtsorte. Kommt man näher, werden die Motive zusehends unschärfer, denn die Acryl-auf-Leinwand-Gemälde sind gepixelt, setzen sich also aus unzähligen Kästchen zusammen. Allerdings sind die Pixel nicht mit Hilfe eines Computer gesetzt, sondern jedes einzelne der winzigen Geometrien ist von Hand gemalt. Unter dem Titel „Flawless“ (einwandfrei) gibt die Feldkircher Galerie Sechzig derzeit einen repräsentativen Einblick in das aktuelle Schaffen des 1963 in Chur geborenen und heute in Maienfeld lebenden und arbeitenden Künstlers Stefan Rüesch.

Die Erfolgsgeschichte der Pforte-Reihe in Feldkirch ist um einen weiteren Höhepunkt reicher. Das Pforte Kammerorchester Plus und die polnische Geigerin Maria Włoszcowska beschenkten das Publikum mit einem denkwürdigen Beethoven-Abend.

Unsere Jobbörse bietet allen kulturinteressierten Jobsuchenden einen Überblick über Stellenangebote in Vorarlberg, Liechtenstein, Süddeutschland und der Ostschweiz und hilft Kulturinstitutionen in dieser Region, engagierte Mitarbeiter:innen zu finden.

London Philharmonic, London Symphony, Royal Philharmonic, Philharmonia – es ist wirklich nicht einfach, im Dschungel der Londoner Orchesterszene den Durchblick zu bewahren. Auch sich an den jeweiligen Chefdirigenten zu orientieren hilft nicht wirklich, zu schnell wechseln hier Ämter und Positionen.

Neu bei uns: eine Übersicht über aktuelle Ausschreibungen, die für Kunstschaffende aus und in Vorarlberg und dem Bodenseeraum interessant sein könnten.

Geschrieben von der Autorin Natalie Baudy und auf die Bühne gebracht vom Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung UNPOP in Kooperation mit dem Theater Kosmos, wurde „Fairycoin" am vergangenen Donnerstag zur bejubelten Uraufführung.

Zwei Klassiker stehen diese Woche bei den Filmclubs auf dem Programm: Das TaSKino Feldkirch zeigt mit "Stop Making Sense" Jonathan Demmes meisterhaften Konzertfilm mit den Talking Heads und das Skino Schaan präsentiert im Rahmen der Reihe "The Ones We Love" Fernarno Meirelles fulminanten Gangsterfilm "Cidade de Deus – City of God".

Der schwedische Flötist, Saxophonist und Klarinettist Magnus Lindgren und der amerikanische Pianist John Beasley sind den Jazz-Fans in den letzten Jahren eher mit größeren Formationen aufgefallen. Zuletzt natürlich 2021, als sie gemeinsam mit der SWR Big Band und zehn Streicherinnen anlässlich des 100. Geburtstags von Charlie Parker das phänomenale, für vier Grammys nominierte und schließlich auch mit einem ausgezeichnete Album „Bird Lives“ eingespielt haben. Davor veröffentlichte Beasely mit seinem MONK’estra schon drei hochgelobte Alben mit hinreißenden Thelonious Monk-Arrangements, und Lindgren wirkte bei großformatigen Produktionen zum 100. Geburtstag von Charles Mingus und zum 30. Todestag von Miles Davis – beide in der ACT-Reihe Jazz at Berlin Philharmonic erschienen – mit. Umso überraschender kommt nun dieses hervorragende Duo-Album, das eindrucksvoll beweist, dass die beiden auch im kleinen Format zu glänzen vermögen.

Der amerikanische Bürgerkrieg hat begonnen, und mit ihm die Jagd nach dem besten Foto. Der mit Spannung erwartete neue Film von Alex Garland überträgt die Ängste und Schrecken eines gespaltenen Amerikas auf die Leinwand. Technisch perfekt, aber ohne eigenes Risiko.

Immer mehr Arbeitnehmer:innen leiden am sogenannten Burnout. Die Folgen sind oft lange Krankenstände bis hin zur völligen Berufsunfähigkeit. In ihrem neuen Episodenstück „Sonntag. Sieben Bilder wider den Fleiß“ von Tobias Fend spürt die freie Kompanie Café Fuerte unserem Verhältnis zur Arbeit nach – augenzwinkernd und liebevoll ironisch. Die Uraufführung fand in einer Tenne in Hittisau statt.

Im Alten Kino Rankweil steht diese Woche Lars Kraumes Spielfilm Dramödie „Die Unschärferelation der Liebe“ auf dem Programm, der Burghart Klaußner und Caroline Peters zwei große Rollen bietet. Das Filmforum Bregenz bietet dagegen mit dem Dokumentarfilm „Die Giacomettis“ Einblick in die Biographien der Mitglieder der Schweizer Künstlerfamilie.

In seinem fünfzigsten Film präsentiert Woody Allen mit ironischem Augenzwinkern eine Dreiecksgeschichte aus dem herbstlichen Paris: Ein mit trockenem Humor erzählter romantischer Thriller über glückliche Zufälle, blinde Eifersucht und alte Liebe.

Drummer Brendan Canty und Bassist Joe Lally bildeten ab 1987 für eineinhalb Jahrzehnte als rhythmisch-explosives Kraftpaket die grundsolide, zumeist beinharte, aber höchst bewegliche Basis der legendären Post-Hardcore Band Fugazi, die sich stets den Mechanismen der Musikindustrie verweigerte und dennoch von Washington D.C. aus den unangepassten Teil der Post-Punk- und Indie-Rock-Welt mit wichtigen Impulsen versorgte. Fugazi (zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben von „Fucked Up, Got Ambushed, Zipped In“) haben sich zwar niemals offiziell aufgelöst, aber dennoch komplett ins Private zurückgezogen. Umso erfreuter waren die Fans, als Canty und Lally sich 2016 mit dem experimentierfreudigen, stilistisch alle Grenzen sprengenden, aber durchaus Jazz-affinen Gitarristen Anthony Pirog zum Power-Trio The Messthetics zusammenschlossen, um 2018 mit dem Debütalbum und ein Jahr später nochmals mit „Anthropocosmic Nest“ kraftvolle Lebenszeichen zu setzen.