Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 25. Apr 2024 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.4. – 2.5. 2024)

Im Heerbrugger Kinotheater Madlen bietet der Dokumentarfilm "Bergfahrt – Reise zu den Riesen" unterschiedliche Blickrichtungen auf die Bergwelt. Trashiges US-Kino bietet dagegen das Filmforum Bregenz (sowie am 12.5. das Gasthaus Jöslar in Andelsbuch) mit Ethan Coens "Drive-Away Dolls", in dem zwei Lesben von Gangstern gejagt werden.

Bergfahrt – Reise zu den Riesen: Die Zürcher Filmemacherin Dominque Margot spürt in ihrem Dokumentarfilm – ausgehend von der Frage „Was ist ein Berg?“ – unterschiedlichen Blickrichtungen auf die Bergwelt nach. Der Bogen spannt sich von einer jungen Bergführerin, die im Berner Oberland an ihrem Hobby festhält, obwohl ihr Freund am Eiger tödlich verunglückt ist, über einen Glaziologen, der in Höhlen, die in den Gletscher geschlagen wurden, dessen Fließgeschwindigkeit erkundet, bis zur Biologin, die Flechten und Moose am Rand eines Gletschers erforscht.
Aber auch der Miteigentümer des Gletscherskigebiets von Sölden, der in der Bergwelt und deren Erschließung die Grundlage des Wohlstands des Ötztals sieht, oder ein Künstler, der im Gebirge Töne sammelt, und ein Geologe, der mittels modernster Geräte die Bewegungen und Geräusche des Matterhorns misst und einfängt, sowie ein Aussteiger, der in der Natur Kraftorte sucht und ein pensionierter italienischer Nationalpark-Wächter kommen zu Wort.
Im Wechsel dieser Aussagen und großartiger Aufnahmen der Bergwelt (Kamera: Simon Guy Fässler) bietet „Bergfahrt – Reise zu den Riesen“ nicht nur vielfältige und teilweise wohl auch völlig neuartige und aufregende Einblicke, sondern die Bilder machen immer wieder auch plastisch und eindringlich die fortschreitende Zerstörung des Naturraums ebenso wie die schwerwiegenden Folgen des Klimawandels bewusst. 
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 29.4., 20.15 Uhr

Drive-Away Dolls: Der Auftakt gibt schon den Ton von Ethan Coens Solodebüt als Spielfilmregisseur vor. Während sein Bruder Joel sich mit dem meisterhaften „The Tragedy of Macbeth“ (2021) der Hochkultur widmete, zeigt Ethan von Beginn an seine Lust am trashigen B-Movie. Gewalt und Sex stehen auf dem Programm, wenn einerseits in einer dunklen Seitenstraße ein Mann mit Koffer brutal ermordet wird und auf der anderen Seite die junge Jamie (Margaret Qualley) lesbischen Sex genießt. Wie Ethan Coen, der das Drehbuch gemeinsam mit seiner Frau Tricia Cooke schrieb, diese Szenen nicht nur kurz andeutet, sondern lustvoll breit ausspielt, deutet schon die Stoßrichtung dieses wilden Mix an.
Als Jamie von ihrer Ex-Freundin vor die Tür gesetzt wird, schließt sie sich der jungen Marian (Geraldine Viswanathan) an, die statt mit einem teuren Mietwagen mittels Auto-Überführung von Philadelphia zu ihrer Tante nach Tallahassee, Florida fahren will. Versehentlich wird ihnen aber im Büro ein Wagen übergeben, den eigentlich zwei Gangster abholen sollten. Im Kofferraum befinden sich nämlich ein Koffer und eine Hutschachtel mit brisantem Inhalt.
Bewusst trashig will dieses abgefahrene B-Movie mit seiner Groschenroman-Story, die auch in Kontrast zu den Anspielungen auf Klassiker der US-Literatur wie Henry James und John Steinbecks „Of Mice and Men“ steht, und mit dem Mix aus lesbischem Sex und Gewalt sein. Lässt man sich auf dieses Spiel aber ein, bieten Coen / Cooke mit ihrer unbekümmert-lustvollen Inszenierung, einem spielfreudigen Ensemble und pointierten Dialoge unterhaltsame 84 Minuten. 
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 2.5., 20 Uhr
Gasthof Jöslar, Andelsbuch: So 12.5., 20 Uhr (3-Gang-Menü 18 Uhr – Reservierung bis Freitag, 10.5.)

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