Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 11. Apr 2024 · Film

Aktuell in den Filmclubs (12.4. – 18.4.2024)

Im Alten Kino Rankweil steht diese Woche Lars Kraumes Spielfilm Dramödie „Die Unschärferelation der Liebe“ auf dem Programm, der Burghart Klaußner und Caroline Peters zwei große Rollen bietet. Das Filmforum Bregenz bietet dagegen mit dem Dokumentarfilm „Die Giacomettis“ Einblick in die Biographien der Mitglieder der Schweizer Künstlerfamilie.

Die Unschärferelation der Liebe: Gegensätzliche Charaktere sind der introvertierte Metzger Alexander (Burghart Klaußner) und die lebensfrohe und ständig quatschende Schulsekretärin Greta (Caroline Peters), trotzdem kommen sich die beiden Senior:innen langsam näher.
Die Geschichte ist nicht neu, dennoch entwickelt Lars Kraumes Verfilmung von Simon Stephens Theaterstück „Heisenberg“ einigen Charme. Kraume vertraut auf seine beiden Hauptdarsteller:innen Burghart Klaußner und Caroline Peters und lässt ihnen in teils langen statischen Einstellungen, teils in Parallelfahrten Zeit und Raum sich in pointierten Dialogen aneinander zu reiben. Ganz von ihrem Zusammenspiel lebt diese Dramödie. Locker spielen sie sich die Bälle zu, genießen sichtlich die Verkörperung dieses ungleichen Duos. Da mag die Geschichte und auch die Figurenkonstellation noch so klischeehaft und die Inszenierung wenig filmisch sein, so folgt man dank der Wärme und Menschlichkeit, die die beiden Schauspieler:innen ihren Figuren verleihen, doch gerne und mit einem Schmunzeln der Handlung.
Da wird der zunächst melancholische Jazz, der den Film begleitet, dann auch zunehmend gelöster und entspannter und Kraume findet auch treffende Bilder für den späten Ausbruch und Neubeginn, wenn der Metzger, der noch nie Berlin verlassen und noch nie Urlaub gemacht hat, nach Zögern in einem Park doch noch auf einen Zug aufspringt oder schließlich sogar zu einer großen Reise aufbricht.
Altes Kino Rankweil: Mo 15.4., 15 Uhr

Die Giacomettis: Giovanni Giacometti (1869–1933) brach in den 1880er Jahren vom engen Südschweizer Bergtal Bergell nach München und Paris auf, um Kunst zu studieren. Schon im folgenden Jahrzehnt kehrte er aber wieder in seine Heimat zurück und entwickelte sich dort zu einem der ersten Schweizer Künstler der Moderne. An Bedeutung übertraf ihn schließlich sein Sohn Alberto (1901–1966), der in Paris als Bildhauer und Maler Karriere machte.
Susanna Fanzun blickt in ihrem Dokumentarfilm nicht nur auf diese beiden bekannten Künstler, sondern zeichnet das Leben der gesamten Familie nach. So werden neben Giovanni und Alberto nicht nur Diego, der jahrzehntelang mit Alberto in Paris lebte und sich als Möbeldesigner einen Namen machte, und Bruno, der als Architekt vor allem in Zürich und Graubünden wirkte, gewürdigt, sondern auch Giovannis Ehefrau Annetta und die einzige, schon früh verstorbene Tochter Ottilia.
Mit ruhigem Kommentar zeichnet Fanzun chronologisch die Familiengeschichte der Giacomettis von der Jugend Giovannis bis zum Tod Brunos im Jahr 2012 nach. Unterstützt wird die Erzählung, bei der die Dokumentarfilmerin immer wieder fließend zwischen den einzelnen Familienmitgliedern wechselt, durch zahlreiche private Briefe sowie durch Interviews mit Wegbegleiter:innen, Verwandten und Freunden.
Dazu kommen auf der visuellen Ebene neben Familienfotos und historischen Filmausschnitten zum zeitgeschichtlichen Hintergrund großartige Landschaftsaufnahmen (Kamera: Pierre Mennel), aber auch kurze nachinszenierte Szenen. Man spürt in der feinfühligen Mischung der unterschiedlichen Bild- und Textquellen nicht nur die Liebe und Sorgfalt, mit der Fanzun arbeitete, sondern auch ihre große Wertschätzung dieser Künstlerfamilie gegenüber.
Etwas zu gleichförmig mag zwar der Film insgesamt dahingleiten und mehr Zurückhaltung bei der Untermalung mit Klaviermusik hätte nicht geschadet, aber wie rund und schlüssig die sich über mehr als 100 Jahre spannende Familiengeschichte nachgezeichnet wird, beeindruckt doch. 
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 17.4., 20 Uhr

 

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