Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Walter Gasperi · 12. Apr 2015 · Theater

Jugendliche Spielfreude, pfiffige Inszenierung – Der Theaterclub 13+ des Vorarlberger Landestheaters spielt Jules Vernes „Reise um die Welt in 80 Tagen“

Ein Klassiker der Jugendliteratur ist Jules Vernes 1873 erschienener Roman „Reise um die Erde in 80 Tagen“. Die 19 SchauspielerInnen des Jugendclub 13+ haben ihn unter Leitung von Marcus Harms für das Junge Landestheater für die Bühne adaptiert. Freien Lauf können die Teenager ihrer überschäumenden Spielfreude dabei immer wieder lassen, störend einzig, dass angesichts des Handlungsreichtums sehr viel durch mehrere Erzähler referiert werden muss.

Bevor die Schauspieler die Bühne betreten, eröffnet eine Ouvertüre mit Lichtspielen (Angelyn Bär und Simon Tamerl) und einer Musik, die aus einem klassischen Hollywoodfilm stammen könnte, den gut 80 minütigen Theaternachmittag. Ein Erzähler stellt den Protagonisten Phileas Fogg als britischen Gentleman reinsten Wassers vor, ehe dieser selbst die Bühne betritt. In einem Londoner Club wird er mit vier anderen Herrschaften wetten, dass er es schaffen wird, in 80 Tagen, um die Welt zu reisen.

Einfache, aber originelle und effiziente Kulisse

Kleiner geworden ist die Erde zwar Ende des 19. Jahrhunderts durch Eisenbahnen und Dampfschiffe, dennoch werden im Zuge der Reise jede Menge Probleme auftauchen. So wird eine Zugfahrt in Indien mitten im Dschungel enden, wird Phileas Fogg in Hongkong ein Schiff verpassen und in Amerika von Indianern überfallen werden, bis das Stück ein etwas anderes Ende nimmt als der Roman.

Übervoll an Handlung ist die Geschichte, doch vermitteln auf einer drehbaren schwarzen Tafel, die als einzige Kulisse (Ausstattung: Anne Schaper-Jesussek) dient, bald ein mit Kreide aufgemaltes Schiff, bald ein Zug und Stadtnamen die Schauplatzwechsel. Und wenn ein halbes Schiff zwecks Brennstoffknappheit kurzerhand verheizt wird, kann man das einfach durch Löschen der Kreide visualisieren.

Sprechtraining und jugendlicher Elan

Viel muss allerdings aufgrund der Handlungsfülle von wechselnden Erzählern referiert werden. Wirklich spielen können die Jugendlichen in diesen Szenen kaum, sondern sollen damit wohl in erster Linie sprechen trainieren und ein Gefühl für den Auftritt vor Publikum gewinnen.
Die Zahl der großen Rollen ist auf Phileas Fogg, seinen Diener Passepartout und den Detektiv Fix, der den Weltreisenden für einen Bankräuber hält, reduziert. Perfekt trifft Raphael Stöckl als Fogg mit seinem trocken-nüchternen Spiel den britischen Gentleman, Fanny Salzmann verkörpert mit sichtlichem Vergnügen und Elan den Diener Passepartout und auch Marie Rüscher überzeugt als Fix.
Trefflich besetzt sind auch die Nebenrollen wie Janine Merlin als Kapitän Andrew Speedy und vor allem Anna Tripp, die als Richter und Maschinist mit ihrer überschäumenden Spielfreude herausragt.
Ganz bei sich sind alle Jugendlichen in Massenszenen, wenn sie nach Passepartouts Fehlverhalten in einem indischen Tempel oder nach dem Eingreifen von Fogg & Co. bei einer geplanten Witwenverbrennung in wilder Jagd die Flüchtenden verfolgen. So richtig Gas geben können hier die 19 großteils weiblichen JungdarstellerInnen und das Publikum mit ihrem Schwung mitreissen.

Einfallsreich und mit Liebe zum Detail inszeniert

Witz entwickelt die Inszenierung aber auch in Details wie den Kostümen von Anne Schaper-Jesussek, der Maske eines Elefanten oder wenn bei der Vorstellung von Fix charmant – auch musikalisch - auf James Bond angespielt wird. Einfallsreich wechselt Harms die Register, lässt bald Szenen pantomimisch spielen, bringt in einem Zirkusauftritt einen Schuss Akrobatik ins Spiel oder vermittelt über den Ton eine im Off stattfindende Schlägerei. Von der sichtlichen Leidenschaft der jugendlichen Schauspieler haben sich Regisseur und Ausstatterin offensichtlich anstecken lassen, sich nicht zurückgelehnt, sondern sich Einiges einfallen lassen. Das Publikum belohnte den Einsatz dann auch mit heftigem und lang anhaltendem Beifall.