Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Dagmar Ullmann-Bautz · 28. Mär 2015 · Theater

Mit bedrohlicher Leichtigkeit - "1984durchgestrichen" feiert Uraufführung am Vorarlberger Landestheater

Einen spannenden Theaterabend der ganz besonderen Art bot das Vorarlberger Landestheater mit der Uraufführung von Bernd Liepold-Mossers Arbeit "1984durchgestrichen". Liepold-Mosser ist nicht nur Initiator und Autor des Stücks, er zeichnet auch für die Inszenierung der Performance verantwortlich, einer experimentellen, multimedialen Show, entwickelt in einem höchst kreativen Theaterlabor.

Ein spannendes und eindrückliches Werk


Liepold-Mosser und sein Team haben sich ausgehend von Georg Orwells Roman "1984" mit unserer Gegenwart und näheren Zukunft im Bezug auf unseren Umgang mit dem World Wide Web und dessen Auswirkung auf unser Leben, unser Menschsein, beschäftigt. Mit Unterstützung von Musik, Video und verschiedensten darstellerischen Mitteln ist es Liepold-Mosser gelungen ein äußerst kompaktes, ein spannendes, ein sehr eindrückliches Werk zu schaffen. Einfachheit, Genauigkeit und Effektivität bestimmen den Theaterabend.

Man spürt, dass hier gründlichst recherchiert, viel diskutiert, experimentiert und ausprobiert wurde.

Das Ensemble mobilisiert alle Kräfte


Vier großartige SchauspielerInnen agieren in einem sehr kühlen, glatten Raum, sie skandieren, singen, plaudern, flüstern, brüllen, tanzen, robben, baden, walken und investieren, mobilisieren dabei alle Kräfte. Auf der einen Seite Jele Brückner und Stefan Maaß, sie sitzen im Zentrum der Macht, Silicon Valley, fühlen sich als die Masters of the Universe, auf der anderen die User, Hanna Binder und Roman Schmelzer. Hanna Binder verfällt der Attraktion der digitalen Welt während Schmelzer die Gefahren erkennt und versucht ihr zu entfliehen, Mensch zu bleiben.

Kreative Köpfe


Die Videos von Philipp Kandler überzeugen eindrucksvoll, bringen als zusätzliche Ebene mehr Tiefe in die einzelnen Szenen, die Figuren, die Geschichte. Genauso unterstützend wirkt die Musik von Herwig Zamernik, alias Fuzzmann, von sehr einfühlsam gesetzt bis manchmal hart an der Schmerzgrenze. Karla Fehlenberg und Aurel Lenfert entwarfen Bühne und Kostüm, unaufdringlich und punktgenau. Und wie schon ganz oft wurde auch diese Szenerie von Lichtgestalter Arndt Rössler ins perfekte Licht gerückt.

Vom Publikum bestätigt


Insgesamt ist "1984durchgestrichen" ein mutiger und absolut gelungener Wurf des Vorarlberger Landestheaters. Ein Stück, das sicher mehr das junge Publikum anspricht, ein Umstand, der  für die Zukunft des Theaters nicht ohne Bedeutung ist. Ein Stück, welches Wert ist, es zu sehen, aber es auch lange und intensiv zu diskutieren. Und auch ein Stück, das hoffentlich beim einen oder anderen einen etwas bewussteren Umgang mit dem Wunderwerk Internet anstößt. Das Potential dazu hat dieser Theaterabend allemal. Der langanhaltende und jubelnde Applaus war sowohl für die DarstellerInnen als auch das Leadingteam wohlverdient.

 

Weitere Aufführung:
1.4. /  11.4. / 16.4. / 21.4. / 3.5. / 8.5., jeweils 19.30 Uhr