Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Dagmar Ullmann-Bautz · 09. Okt 2021 · Theater

Quicklebendiges Theatervergnügen: “All you can be! Eurydike und Orpheus“ am Vorarlberger Landestheater

Als beste vitale Theaterunterhaltung präsentierte sich die geglückte Koproduktion zwischen dem Vorarlberger Landestheater und dem TOBS Theater Orchester Biel Solothurn, die am gestrigen Abend mit „All you can be! Eurydike und Orpheus“ im Großen Haus des Landestheaters Voralberg-Premiere feierte und am Ende frenetisch beklatscht wurde.

Außergewöhnliche Erzählweise

Es war ein leichter, humoristischer Theaterabend mit ganz viel Herz und Tiefgang. Die drei Künstler:innen Clara Gil, Aaron Hitz und Max Merker verzauberten das Publikum mit ihrer außergewöhnlichen Erzählweise der alten griechischen Sage und einer herrlich komischen Auseinandersetzung über die darstellenden Kunst.

Furioses Spiel

Der Abend beginnt mit der Installation der lebendigen Marionetten Max Merker und Aaron Hitz, die an Fäden hängend ein furioses Spiel treiben, bestes Physical Theatre präsentieren und dabei über die Schauspielerei, das Lebendige und das Tote schwadronieren und sich so auf ihre Rollen in der Geschichte über Orpheus und Eurydike vorbereiten.

Herzzerreißend und eindrücklich

Die Geschichte nimmt ihren Anfang mit dem Sterben von Eurydike. Eurydike ist hier eine Puppe, gebaut und wunderbar geführt von Clara Gil. Gerade diese Szene zwischen Eurydike und Orpheus, Orpheus gespielt von Aaron Hitz, ist in ihrer herzzerreißenden Ausstrahlung und Eindrücklichkeit nicht zu überbieten. Zweifellos will dieser Orpheus alles tun um seine Eurydike wiederzusehen und kühn betört er mit seiner Musik sowohl Götter wie Höllenhund, allen voran den Türsteher und Wächter des Totenreiches – hier Max Merker als Charon-Avatar mit herrlich trockener Komik. Und wen wundert es, wenn bei diesem gefühlvollen Spiel sogar eine riesige Kaktee schwach wird und ins Straucheln kommt. Aaron Hitz begeistert nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit seinem perfekten Spiel als lebendige Marionette.

Überraschend und skurril

Auch die Bühne sorgt immer wieder für Überraschungen. Martin Dolnik hat sich für die Welt auf der anderen Seite, sozusagen hinter der Wand, so einiges einfallen lassen – mit Licht und Farben baute er eine schöne, eine betörende Szenerie mit skurril komischen Elementen.

Enormer Ideenreichtum

Multitalent Max Merker spielt nicht nur sondern hat das Stück auch genreübergreifend inszeniert und beweist damit, welch großes und vielfältiges Potential Theater beinhaltet, auf welch vielfältige Art und Weise mit Kraft und Ausstrahlung Zuschauer:innen in den Bann gezogen werden. Und ebenso, wieviel an Inhalt, an Erzählung in einer gerade mal guten Stunde über die Rampe gebracht werden können und dabei beste Unterhaltung funktioniert.
Fazit: Mit Ideenreichtum wurde hier nicht gekleckert sondern geklotzt – Bravo! So muss Theater sein.

Weitere Vorstellungen:
SA, 09.10.2021, 19.30 Uhr
FR, 15.10.2021, 19.30 Uhr
SO, 17.10.2021, 16.00 Uhr
DI, 19.10.2021, 19.30 Uhr
MI, 20.10.2021, 19.30 Uhr

Vormittagsvorstellung:
MI, 20.10.2021, 10.00 Uhr