Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Dagmar Ullmann-Bautz · 31. Okt 2018 · Theater

Eine Lanze für das Absurde – bricht das Theater UNPOP in Dornbirn

Die vierte Produktion des jungen Ensembles für unpopuläre Freizeitgestaltung feierte gestern seine Premiere auf der Bühne des Dornbirner Kulturhauses. Die Theaterleiter Caro Stark und Stephan Kasimir haben sich nach 3 zeitgenössischen Stücken diesmal für einen Klassiker entschieden. Das Stück „Die Stühle“ gehört zu den vielgespielten Stücken des französisch-rumänischen Dramatikers Eugène Ionesco, der als einer der wichtigsten Vertreter des absurden Theaters gilt.

Traurig und witzig

„Die Stühle“ sind weder eine Tragödie noch eine Komödie, und doch ist das Stück stellenweise zum Totlachen und dann wieder tieftraurig. Ein Theaterabend also, der berührt, und dies ist nicht nur dem großartigen Text geschuldet, sondern insbesondere den Schauspielern und der so einfachen aber gleichzeitig hocheffizienten Regie von Stephan Kasimir. Er setzt einerseits auf die Kraft von Juliane Gruner und Günter Rainer, Urgesteine des österreichischen Theaters, andererseits weiß er genau, wo Nuancen zu setzen sind.

Bühnenbild mit Wow-Effekt

Wunderschön sind die Bilder, die Caro Stark mit ihrem beeindruckenden Bühnenbild und Jan Wielander mit seinem einfühlsamen Lichtdesign zaubern. Das Wasser, die mit 1000 Lichtern bestückten Wände, die Schatten und die Stühle, dies alles wird zur wohldurchdachten Kulisse des Spiels der beiden Alten, die sich in einem immer schneller drehenden Karussell dem Ende ihres Lebens zubewegen.

Tolle Schauspieler

Juliane Gruner, schon öfters im Theater Kosmos zu erleben, ist herrlich trocken, komisch, vermag Welten zu öffnen mit ihrer Mimik, mit ihrem Spiel, mit kreischender, piepsender oder gesetzter Stimme erzeugt sie ein Feuerwerk der Emotionen. Günter Rainer überzeugt mit starker Präsenz als der Alte, der mal leise, mal sehr laut daherkommt, bisweilen sehr weich und verletzlich und dann wieder wie eine Lawine donnernd.
Wolfgang Pevestorf erscheint am Schluss des Stückes als der Redner, auf den alle so lange gewartet haben und der endlich für den Alten vorsprechen und die große Botschaft verkünden soll. Doch nichts weiter als Gestammel kommt aus ihm heraus und Pevestorf macht das so authentisch, dass man ihn schütteln und rütteln möchte.
UNPOP ist es gelungen, einen Theaterabend zu erarbeiten, der fasziniert, auch verstört, der berührt und verzaubert, sinnlich aber auch handfest ist.

Weitere Vorstellungen:
2./3./6./7./8.11.
jeweils 20 Uhr
Kulturhaus Dornbirn