Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Dagmar Ullmann-Bautz · 17. Feb 2020 · Theater

„CreaRedes“ oder die Brückenstrickerinnen - eine Performance über die unauflösbare Verbundenheit des Menschengeschlechts

Am Bühnenrand sitzen zwei Frauen – häkelnd und strickend. Sie stammen aus verschiedenen Kontinenten, eine aus dem Ort, aus Hard, und eine aus Bangladesch – sie sind die Brückenstrickerinnen, die das Verbindende greifbar machen und damit auch das Motto des Abends, symbolhaft für die ganze Welt.

Was die Choreografin und Tänzerin Claudia Grava unter dem Titel „CreaRedes“  (eine Worttransformation aus dem spanischen „Creacion de Redes“, auf Deutsch „Netzwerk schaffen“) am Samstagabend auf die Bühne des Kulturveranstalters Kammgarn in Hard stellte, ist bemerkenswert, es berührte und traf exakt den Nerv der Zeit.
Musik, Text und Tanz verspannen sich wunderbar zu einem Ganzen, das die Geschichte des untrennbaren, globalen Menschseins deutlich machte.

Humorvoll und berührend

Der Abend setzt sich aus vielen kleinen Bildern zusammen, kleine Szenen – verständlich und einnehmend, humorvoll und berührend, einfach wunderschön, immer in Verbindung mit Klängen, Tönen, mit Worten oder Geräuschen. Die Künstler*innen präsentieren sich genreübergreifend, überzeugen in allem was sie tun.

Wunderbares Ensemble

Claudia Grava beeindruckt nicht nur mit ihren Ideen, ihren Choreographien, sondern auch in der Umsetzung, als Tänzerin. Ihre Art sich zu bewegen fesselt, ebenso ihre Ausstrahlung. Und wenn sie spricht oder singt ist ihre Authentizität einfach unschlagbar. An ihrer Seite Willi Brozmann, ein Energiebündel voll behänder Ausdruckskraft und ebenso Breakdancer Manuel Härtling. An den Texten von Deborah Macauley, von ihr selbst vorgetragen, kann man sich eigentlich nicht satthören, so beindruckend schön sind sie. Und wenn Macauley tanzt, macht sie das mit Kraft und Freude. Die Musik von Toni Micail und Moaz al Shamma ist in ihrer Einfühlsamkeit und Eindringlichkeit mitreißend und zauberhaft. Eine ebensolche Strahlkraft generiert auch Margarete Müller am Akkordeon und mit ihrer unvergleichlichen Jodelstimme.

Spannendes Experiment

Besonders deutlich wird die Idee der Künstlerin in der Beteiligung von Kindern und Erwachsenen aus dem jeweiligen Veranstaltungsort, sowie durch eine Liveschaltung nach Argentinien. Eine einfache Choreographie verbindet Menschen rund um den Globus, zeigt in eindrücklichen Bildern, dass wir alle ein Herz an derselben Stelle haben, oder zwei Knie und einen Bauch, und dass wir uns, egal welche Sprache wir sprechen, welche Hautfarbe wir haben, wir alt oder jung sind, uns gelegentlich Narben einhandeln und beim Schlafen, egal in welcher Position, einfach liegen. Die Herausforderung mit allen Unwägbarkeiten eines solchen Experimentes umzugehen, ist am Premierenabend geglückt und was holperte mit viel Humor und Herzenswärme umschifft. In Hard fand Claudia Grava spielfreudige Kinder bei den Harder Krokodilen, die Erwachsenen beim Puppentheater Hard, im Flüchtlingscamp und im Freundeskreis.

Begeistertes Publikum

Die Kulturwerkstatt Kammgarn war bis zum letzten Platz ausverkauft und das Publikum ließ sich mitreißen von der Energie und Esprit, dem Humor und nicht zuletzt vom positiven Geist dieser Perfomance und bedankte sich dafür mit begeistertem Applaus.

Nächste Aufführung: 26. Juni, Remise Bludenz