Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Fritz Jurmann · 10. Jän 2014 · Musik

Zwischen Liebesdrama und Schauermärchen – Mit Verdis „Rigoletto“ wird am Landestheater wieder packende italienische Oper gespielt

Das Verdi-Jahr ist zwar vorbei, doch Werke des Komponisten sind zeitlose Renner in der Publikumsgunst. Diese Tatsache, die Besetzungsmöglichkeit sowie der Begriff „Vertrauen“, der als Leitmotiv über der heurigen Saison am Landestheater steht, waren ausschlaggebend dafür, dass man nach der erfolgreichen „La Traviata“ vom Vorjahr heuer mit „Rigoletto“ erneut eines der populärsten Werke Verdis als jährliche Opernproduktion gemeinsam mit dem Symphonieorchester Vorarlberg gewählt hat. Drei Wochen vor der Premiere am 5. Februar gab es bei einer Pressekonferenz erste Einblicke in eine verheißungsvolle Produktion.

Verdis erster Welterfolg


Das 1851 im Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführte Auftragswerk konnte den triumphalen Premierenerfolg auch außerhalb Italiens wiederholen und gehört seitdem als Verdis erster Welterfolg zu seinen meistgespielten Opern. Kein Wunder, ist „Rigoletto“ doch ein Meisterwerk, dessen Reiz gerade in der Konfrontation psychologischer Charakterzeichnung mit den Unwahrscheinlichkeiten einer fantastischen Handlung liegt.

Die spannende Geschichte aus Liebe, Eifersucht und Mord nach Victor Hugos Schauspiel „Le roi s’amuse“ spielt sich im Dreigestirn zwischen dem lüsternen Herzog von Mantua, seinem grotesken Hofnarren, dem boshaften buckligen Rigoletto, und dessen engelsgleicher Tochter Gilda ab, die in ihrer bedingungslosen Liebe und Aufopferung berührt. Rigoletto spielt zunächst gewissenlos die Ränke seines Herrn mit, bis ihn selbst ein unbarmherziges Schicksal ereilt.

„Ach, wie so trügerisch …“


Verdi hat mit einer sehr ausdrucksstarken Musik seine Figuren auch treffend charakterisiert und ihnen dabei so Unverwüstliches wie „La donna è moblie“ („Ach wie so trügerisch sind Frauenherzen“) als Arie des Herzogs oder „Caro nome“ („Teurer Name“) als Koloratur-Prüfstein der Gilda mit auf den Weg gegeben, die früher zu Gassenhauern wurden und heute längst Allgemeingut sind. Ein Musterbeispiel an musikalischer Schönheit ist das Quartett „Bella figlia dell’amore“ im 3. Akt.

Für diese gesanglich und schauspielerisch durchwegs herausfordernden Partien hat man in Bregenz in mehreren Auditions eine hochwertige internationale Besetzung junger Protagonisten gefunden, die mit Proben ihres Könnens schon bei der Pressekonferenz aufhorchen ließ. Der junge mexikanische Tenor Jesus León in der Rolle des Herzogs ist als Alfredo aus der Vorjahresproduktion noch in bester Erinnerung. Rigoletto, Sehnsuchtsrolle und Reifeprüfung jedes Belcanto-Baritons, den man unter 15 Anwärtern ausgewählt hat, ist der Südkoreaner Leo An, Gilda wird von der bildschönen und kultivierten spanischen Sopranistin Arantza Ezenarro gegeben, einer Stipendiatin der Bayreuther Festspiele, die u. a. schon an der Semperoper Dresden engagiert war und mit Dirigenten wie Christian Thielemann zusammengearbeitet hat.

Am Regiepult ist der Chef persönlich


Regie führt, so wie im Vorjahr, der Chef persönlich, Intendant Alexander Kubelka. „Wir haben eine sehr gute Arbeitsatmosphäre, es macht Spaß, mit diesem Team zu arbeiten“, schwärmt er bei der Begrüßung. „Wir lachen viel, andererseits braucht es aber auch eine unfassbar hohe Intensität, um dieses Stück in seiner psychologischen Vielschichtigkeit zu erarbeiten. Das ist von Verdi alles in einer unglaublichen Präzision vorgegeben. Da gibt es keine Note oder keinen Satz zu viel, es ist alles komprimiert und verknappt auf das Wesentliche.“

Am Dirigentenpult steht erstmals hier bei einer Opernproduktion der Deutsche Alexander Drcar, der bislang einmal zu Ostern 2013 das Symphonieorchester Vorarlberg mit Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ dirigiert hat – für ihn war das „eine wunderbare Erfahrung“. „Verdi hat hier erstmals mit einer eigenen Operndramaturgie gearbeitet“, merkt Drcar an, „so entsteht eine ganz starke Beziehung zwischen der Szene und der Musik. Das macht auch die Auseinandersetzung mit der Musik so intensiv. Wenn man Verdi genau liest, so wie er das gemeint hat, dann findet man hier eine Fülle an interessanten Aufgaben und Möglichkeiten. Der Größe und Akustik des Kornmarkttheaters entsprechend wird es einen insgesamt eher kammermusikalischen ‚Rigoletto‘ geben.“

Junge Vorarlberger Solisten im Team


Alexander Kubelka ist auch für die einfache Bühnengestaltung zuständig, einem eher modernen Bau, der Innen- und Außenräume gleichermaßen anbietet. Die Kostüme von Andrea Hölzl sind historisierend, im Material aus Papier und Pappmaché und bieten damit den Reiz des Puppenhaften. Der Bregenzer Festspielchor wird einstudiert von Benjamin Lack, ein Teil der Nebenrollen sind wie üblich mit versierten jungen Kräften aus Vorarlberg besetzt wie Johannes und Michael Schwendinger. Die Altistin Veronika Dünser hat diesmal in der Partie der Maddalena die größte Aufgabe ihrer bisherigen Opernkarriere übertragen bekommen.

„Rigoletto“ wurde in der über 20-jährigen Geschichte der jährlichen Opernproduktionen am Vorarlberger Landestheater bereits einmal im Jahr 1996 aufgeführt, im Festspielhaus in der Regie von Kurt Sternik und mit dem damaligen Chefdirigenten des SOV, Christoph Eberle, am Pult. Die Zugkraft des Werkes und damit das Publikumsinteresse sind auch diesmal enorm. Von den zehn Aufführungen im Theater am Kornmarkt sind derzeit 75 Prozent der aufgelegten Karten verkauft, mit voll besetzten Vorstellungen wird also zu rechnen sein.

 

„Rigoletto“, Oper von Giuseppe Verdi
Co-Produktion des Vorarlberger Landestheaters mit dem Symphonieorchester Vorarlberg

Premiere: 5. Februar, 19.30 Uhr, Bregenz, Theater am Kornmarkt
Weitere Vorstellungen 7., 11., 13., 15., 19., 21. und 26. Februar, jeweils 19.30 Uhr;
9. und 23. Februar, jeweils 16.00 Uhr