Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 18. Jun 2022 · Musik

Zeit für Musik und Begegnung an einem inspirierenden Ort – Pablo Barragán, Liisa Randalu und Mario Häring eröffneten das Festival Encuentro poesievoll

Encuentro nennen die künstlerischen Leiter David Helbock und Khosro Soltani ein Festival, das zum ersten Mal in der Propstei St. Gerold stattgefunden hat. Vielgestaltige Begegnungen sollen stattfinden an diesem besonderen Ort, an dem Musik der Klassik und des Jazz zueinander in Beziehung gebracht werden. Beim Eröffnungskonzert musizierten der Klarinettist Pablo Barragán, die Bratschistin Liisa Randalu und Mario Häring am Klavier unterhaltsame und lyrische Werke von W.A. Mozart, Arvo Pärt, Rebecca Clarke und Robert Schumann. Mit ihrer gut aufeinander abgestimmten, ganz vom Geist der Kammermusik getragenen Spielart, begeisterte das Trio die Zuhörenden.

Zum ersten Konzert von Encuentro hatte sich der andalusische Klarinettist Pablo Barragán eigentlich mit dem französischen CAERUS String Trio verabredet, doch Corona machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Kurzfristig formierten sich die sinnlich musizierende Bratschistin Liisa Randalu, der stets einen aktiven Dialog suchende Pablo Barragán sowie der Pianist Mario Häring mit einer sensiblen Anschlagskultur zum Trio. Diese Besetzung ist nicht alle Tage zu hören und so bereiteten die Musikerin und die Musiker mit ihrer Programmauswahl reizvolle Hörerlebnisse und Klangfarbenspiele. Diese kamen unter anderem in Rebecca Clarkes „Prelude Allegro & Pastorale“ for Viola und Clarinet hervorragend zum Ausdruck. In Gestalt eines Folktunes schufen Pablo Barragán und Liisa Randalu im ersten Abschnitt eine große musikalische Weite. Im zweiten Satz setzten sie einen energischen Gegenpol dazu. Sie stachelten sich gegenseitig an und ließen danach die melodischen Linien in einem musikalischen Fluss nach unten gleiten. Landschaftsbilder wurden in der Pastorale evoziert. Der Klarinettist und die Bratschistin verliehen dem musikalischen Geschehen viel Raum, feinsinnig kommunizierten sie im Piano miteinander, um danach reizvolle Ecken und Kanten auszuformen.

Ein mitteilsames und ein lyrisches Trio

Den Rahmen des Konzertes boten zu Beginn das „Kegelstatt Trio“ von W.A. Mozart und am Schluss Schumanns „Märchenerzählungen“, in denen die drei Instrumente im besten Sinne des Wortes kammermusikalisch miteinander in Beziehung traten. Fragen und Antworten wurden im mitteilsamen „Kegelstatt Trio“ reizvoll ausformuliert. In der trockenen Akustik im Wyberhus ging mitunter die Klangbalance zwischen der Bratsche und der Klarinette etwas verloren. Im Menuetto lotete die Bratschistin die Farben zwischen Dur und Moll schön aus und der Klarinettist lenkte mit seiner feinsinnigen Pianokultur die Aufmerksamkeit auf sich. Amüsant spielte sich Mario Häring im Rondo in den Klangvordergrund.
Mit viel Bedacht aufeinander musizierte das Trio Robert Schumanns „Märchenerzählungen“ op. 132. Der erste Abschnitt lebte von einem romantisch erzählenden Duktus, bei dem die Begleitfloskeln der Bratsche aufhorchen ließen. Danach loteten die Musikerin und die Musiker die melodischen Gewichtungen aus und spielten sich effektvoll die musikalischen Gesten zu. Illustrativ gestaltete das Trio auch das Finale mit großen punktierten Motiven und frechen Einwürfen, die sich die Klarinette und die Bratsche zuspielten.

Kompositorisch über Mozart nachgedacht

Den Mittelpunkt des klangsinnlichen Konzertes bildete Arvo Pärts „Mozart-Adagio Trio“. In diesem Werk reflektierte der deutsch-estnische Komponist das Adagio aus Mozarts Klaviersonate KV 280. Sinnlich hat Arvo Pärt Akkorde und Intervalle ausgeformt, die wie Schatten eine Innensicht auf Mozarts Musik abbilden. Liisa Randalu, Pablo Barragán und Mario Häring entfalteten die Musik sensibel und mit großer Ruhe, so dass der musikalische Fluss wie aus der Stille kam und dahin auch wieder zurückkehrte. Direkt im Anschluss an Pärts Replik auf Mozart interpretierte Mario Häring den langsamen Satz aus der Sonate KV 280 und zog mit seinem poesievollen Spiel die Zuhörenden in seinen Bann.
Begeistert dankte das Publikum.

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