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Silvia Thurner · 13. Jun 2022 · Musik

Symphonische Chor- und Orchesterwerke wurden in der Basilika Bildstein emphatisch zelebriert

Der Verein Musica Sacra in der Basilika Bildstein bereichert das kulturelle Geschehen des Landes mit seinem Konzertangebot. Großereignisse waren in den vergangenen Jahren die Aufführungen von Haydns Schöpfung sowie des Messias von G.F. Händel. Nun wurden Schuberts As-Dur Messe sowie die Psalmvertonung Nr. 42 von Mendelssohn-Bartholdy geistreich kombiniert und interpretiert. Die Solist:innen Birgit Plankel (Sopran), Lea Müller (Alt), Eric Price (Tenor) und Daniel Raschinsky (Bass), das Projektorchester sowie der Chor Musica Sacra unter der Leitung von Benjamin Lack gaben alles und bescherten den Zuhörenden in der bis auf den letzten Platz gefüllten Basilika ein eindrückliches und erbauendes Erlebnis.

Die Organisator:innen von Kultur in Bildstein haben für das Kirchenkonzert viele musikalische Kräfte des Landes zusammengeführt. Im Chor versammelten sich Sänger:innen, die großteils auch in den Reihen anderer Chöre wirken und im Orchester saßen Musiker:innen, die als Mitglieder des Symphonieorchesters Vorarlberg bzw. des Collegiums Instrumentale bekannt sind. Dieses Großaufgebot an hoch motivierten Mitwirkenden und die Namen des Solist:innenquartetts schraubten die Erwartungen hoch. Engagiert, spannungsgeladen und mit präziser Ausdruckskraft leitete Benjamin Lack die Mitwirkenden und alle gemeinsam stellten eine eindrückliche Werkdeutungen in den Raum der Basilika Bildstein.
Franz Schubert selbst maß seiner As-Dur Messe (D 678) höchste Beachtung bei, denn er fasste in diesem Werk sein kompositionstechnisches Können zusammen. Dementsprechend vielgestaltig ist die As-Dur Messe angelegt und sie beinhaltet sehr vieles von dem, was die Musik von Franz Schubert ausmacht: eine bis in die kleinsten Fasern durchdrungene, textdeutende Motivgestaltung, symphonisch angelegte Passagen mit hymnischem Duktus sowie kontrapunktische Höhepunkte und einen ausgeklügelten harmonischen Modulationsplan.

Raumgreifende Klänge

Enthusiastisch und volltönig intonierten Benjamin Lack, der Chor und das Orchester die Messe. Bis sich die Ohren an den massiven, raumgreifenden Gesamtklang gewöhnt hatten, wirkte das Chor-Orchestertutti mitunter etwas grell. Als Ganzes betrachtet legte Benjamin Lack die Werkdeutung eher straff an. Er verlieh damit der Musik ein markantes Profil und unterstrich gleichzeitig den textdeutenden Duktus der Motivgestalten. Bereits im Kyrie kamen die Vorzüge dieses Interpretationsansatzes zur Geltung. Im Gloria formte Birgit Plankel die Call and Response Passage in Kommunikation mit dem Chor feinsinnig aus, indem sie ihre warme Stimme in der Höhe ganz bewusst zurücknahm. Ebenso gut gestalteten die Altistin Lea Müller und der Tenor Eric Price ihre Soli aus. In einem fulminanten und aufgewühlten Zusammenwirken wurde in der Schlusspassage des Glorias die Fuge zelebriert.
Exakt artikulierten die Chorsänger:innen das Credo, sodass der bestimmende Ausdruck voll zur Geltung kam. In Verbindung mit den markanten Forte-Piano Kontrasten und dem langsameren Tempo breitete sich bis zum „Crucifixus“ eine große Spannung aus. Die Sänger:innen phrasierten die melodischen Linien markant den Text entlang. Das „Hochschrauben“ der Toncharakteristika forderte den Chor, sodass zeitweise die Balance nicht ideal war. Doch das starke Fundament des Orchesters gab Halt und entwickelte einen enormen Drive.
Das Sanctus erklang dramatisch aufgeladen, die eher voluminöse Klanggestaltung ließ jedoch nur mehr wenig Steigerung zu. Einen schönen Ruhepol setzte das Solist:innentrio mit Birgit Plankel, Lea Müller und Eric Price gemeinsam mit dem Chor im Benedictus. Liedhaft orchestral schloss sich der emotionale musikalische Bogen im Agnus Dei zum Anfang hin.

Vielgestaltige Textdeutung im Sopransolo

Nach der aufgewühlten Werkdeutung der As-Dur Messe wirkte der ruhig fließende Duktus, den Felix Mendelssohn Bartholdy dem Beginn des 42. Psalms zugrunde gelegt hat, feingliedrig. Zudem balancierten die Sänger:innen und Musiker:innen den vorwärtsstrebenden Charakter der Musik in den Stimmgruppen sowie im Orchester hervorragend aus. Im Mittelpunkt stand Birgit Plankel, die die Solopartie mit ihrem weichen und hellen Sopran textdeutend und emphatisch ausgestaltete. Einen schönen Dialog entfaltete die Sopranistin mit der Oboe in der Arie „Meine Seele dürstet nach Gott“.
Zwischen den beiden Polen des Gottvertrauens einesteils und des fragenden Zweifelns andernteils changierte die Musik ständig hin und her. Genau diese inhaltlichen Schwerpunkte formten die Solistin, der Chor und das Orchester vielfältig aus. Weiters trat eine punktierte Floskel, den Text „Harre auf Gott“ implizierend, in den Klangvordergrund und bestimmte am Schluss das musikalische Geschehen.
Das Publikum spendete jubelnden Applaus.

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