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Silvia Thurner · 01. Okt 2010 · Musik

Wechselspiele musikalischer Felder - Georg Furxer erhielt das mit 6.540 Euro dotierte Kompositionsstipendium

Im Bregenzer Landhaus wurde das „Kompositionsstipendium des Landes Vorarlberg“ an Georg Furxer verliehen. Eine vierköpfige Jury, bestehend aus den Ensembleleitern und Dirigenten Markus Elsner und Kasper de Roo sowie den Musikerinnen und Komponistinnen Ursula Strubinsky und Elisabeth Harnik, hatte aus den (anonym) eingereichten Kompositionen das Werk „A World to Walk In“ des 29-jährigen Dornbirners ausgezeichnet.

Im Rahmen der Preisverleihung spielten das Klarinettenduo Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm zwei Uraufführungen. Zwischen den älteren „3 Stücken für 2 Klarinetten“ aus dem Jahr 1997 sowie dem aus aktuellem Anlass komponierten „1 Stück für 2 Klarinetten“ war die Entwicklungslinie gut nachvollziehbar. Georg Furxer hat beim Komponieren den Fokus auf der Zeit und der Zeitgestaltung. Umspielungen und unterschiedliche Reflexionsebenen sowie Kommunikationsmuster zwischen den Stimmen unterstrichen vor allem im zweiten Werk dessen mitteilsamen Charakter. Der Zusammenhang zwischen Musik und Sprache kam in der hervorragenden Werkdeutung der beiden Musiker zum Ausdruck. In ihrer Laudiatio hob Landesrätin Andrea Kaufmann unter anderem die guten musikalischen Ausbildungsmöglichkeiten in Vorarlberg hervor und betonte das flächendeckende Wirken der Musikschulen quasi an der Basis der musikalischen Frühentwicklung der Kinder. Georg Furxer lebt seit einigen Jahren in Berlin. Anlässlich der Preisverleihung gab der Komponist Silvia Thurner folgendes Interview.

Wann bist Du nach Berlin gezogen und was hat Dich bewogen von Wien in die deutsche Hauptstadt zu übersiedeln?
Ich bin vor drei Jahren, also 2008, nach Berlin gezogen, mehr aus persönlichen Gründen. Komponieren kann ich überall, ich brauchte Veränderung nach der Studienzeit in Wien. Außerdem habe ich eine Ausbildung zum Lehrer der Alexander-Technik begonnen.
Im Jahr 2006 haben wir ein ausführliches Interview geführt. Damals hast Du gesagt, dass Dir eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Werken und die Diskussion über kompositionstechnische Fragen fehlen, weil impulsive Diskussionen den Werken erst die Würze geben. Hast Du in den vergangenen Jahren Diskussionspartner gefunden?

Nein, ich habe wohl keine neuen Diskussionspartner gefunden, aber ich denke ich bin ruhiger und ausgeglichener geworden, was das Thema an sich angeht. Manchmal ist die eigene Wertschätzung und die eigene Verbindung zu Musik wichtiger und erfüllender als jede impulsive Diskussion.

"Musik ist Gestaltung von Zeit"

Welche Grundgedanken liegen dem Werk „Games IV“ zugrunde, das Du im Auftrag des Ensemble plus im vergangenen Jahr komponiert hast? Welchen Stellenwert hat die Zeit in diesem Stück?
In diesem Stück habe ich versucht, zwei grundverschiedene Welten miteinander zu verbinden bzw. aufeinanderprallen zu lassen. Zum einen ein sehr abstrakter , minimalistischer Fleckenteppich, zum anderen sehr gegenständliche, tonal basierende Musik. Zeit hat in diesem wie in allen meinen Stücken einen großen Stellenwert, weil Musik meiner Meinung genau das ist: Gestaltung von Zeit.
Aus welchem Grund nennst Du inzwischen vier deiner Kompositionen "Games"?

Weil diesen Stücken ein gemeinsames Thema zugrunde liegt: Das Spiel  zwischen moderner Musiksprache und tonalen Elementen.
Wie siehst Du die Wechselverhältnisse zwischen tonalen Feldern und anderen Organisationsformen der Musik?
Dieses Thema interessiert mich sehr. Die verschiedenen diesbezüglichen Beziehungen lassen viele Experimente für die Zukunft offen. Dieses Feld ist wenig erforscht und bietet großes Potential.
Bist du derzeit auch mit einem Werk beschäftigt?
Ja, derzeit komponiere ich ein Stück für Klavier, Violine und Violoncello.
Was hat dich bewogen, das nun ausgezeichnete Werk "A World to Walk In" der Jury vorzulegen?
Ich dachte, es wäre ein gutes Beispiel für die musikalischen Mittel, die mich in den letzten Jahren beschäftigten. In diesem Fall lange Spannungsbögen, minimalistische Motivik und ein breites Spektrum an Klangfarben.Weitere

Informationen zu Georg Furxer: www.musikdokumentation-vorarlberg.at