Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 03. Okt 2010 · Musik

Gute Unterhaltung mit Musik von Joseph Haydn - Das Concerto Stella Matutina musizierte lustvoll und ermöglichte ein Hörerlebnis mit einer original rekonstruierten Klappentrompete

Das dritte Abokonzert des Concerto Stella Matutina stieß auf sehr viel Interesse. In der vollbesetzten Götzner Kulturbühne AmBach musizierte das Barockorchester mit der schottischen Cellistin Alison McGillivray und dem international bekannten Trompeter Markus Würsch. Dieser hat in jahrelanger Forschungsarbeit eine Klappentrompete nachgebaut, wie sie als Novität um 1800 Joseph Haydn für sein berühmtes Trompetenkonzert zur Verfügung stand. Das reine Haydnprogramm war außergewöhnlich und abwechslungsreich zusammen gestellt.

Das Barockorchester mit Silvia Schweinberger als Konzertmeisterin hat nach der gelungenen Zusammenarbeit mit Alison McGillivray vor zwei Jahren die schottische Cellistin erneut nach Götzis eingeladen. Diesmal studierte die sympathische Musikerin mit dem Concerto Stella Matutina ein reines Haydnprogramm ein. In den Werkdeutungen legten die MusikerInnen viel Wert auf die musikalischen Dialogmuster innerhalb der einzelnen Themengestaltungen. Ein gutes Fundament boten die tiefen Register, die den Kompositionen eine bodenständige Kraft verliehen und darüber hinaus die harmonischen Bezugsfelder und Kadenzen betonten.

Atmosphärische Nachtstimmung

Nach der festlichen Ouvertüre zu „La fedeltà premiata“ erfüllte das Barockorchester mit seiner Spielart das Notturno in G-Dur Hob. II:27 mit einer besonders farbigen atmosphärischen Stimmung. Das Publikum wurde in eine Abendstimmung geführt, das die Zwiesprache zwischen den Hauptthemen betonte. Lyrisch fein verwoben erklangen die Motive im Adagio. Dort kosteten die MusikerInnen Leittonwirkungen aus, während das Hauptmotiv in aller Ruhe durch die unterschiedlichen Instrumentalfarben geführt wurde. Besonders dieser Abschnitt war ein Höhepunkt des vielgestaltigen Konzertabends.

200 Jahre zurück versetzt

Haydns Trompetenkonzert in E-Dur, Hob VIIe:1 haben (fast) alle KlassikliebhaberInnen aus unzähligen CD-Einspielungen im Ohr. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an eine Werkdeutung im Konzertsaal. Interessant war der instrumentationstechnische Einblick, der dem Publikum geboten wurde. Markus Würsch spielte nämlich auf einem original nachgebauten Instrument, das zu Zeiten Joseph Haydns eine Novität darstellte. Freilich ist die Klappentrompete technisch noch nicht so aufgereift wie die heute üblichen Instrumente, aber die Klappen ermöglichen es dem Musiker, chromatische und diatonische Tonleitern zu spielen. Somit sind ganz andere Spielarten möglich, als beispielsweise auf einer Naturtrompete.
Das Concerto Stella Matutina spielte den ersten Satz mit einem gemäßigten Tempo an, so dass die Verzierungen gut ausgestaltet und dynamisch differenziert wirkten. Weich und gut abgerundet spielte Markus Würsch den Solopart. Besonders der wiegende Duktus sowie die kurz und prägnant ausformulierten Bögen überzeugten im Mittelsatz. Hier faszinierte der Solist mit den chromatischen Linienführungen, die er stimmungsvoll in den musikalischen Fluss einbettete. Spannungsreich wurde auch der virtuose Finalsatz gespielt. Ein paar Ausrutscher taten dem positiven Eindruck der Werkdeutung keinen Abbruch. Haydns Trompetenkonzert wirkte geerdet und mit einem natürlichen Duktus versehen. Darüber hinaus sorgte das Kennenlernen der Klappentrompete für ein besonderes Hörerlebnis.

Lebendige Spielart

Im zweiten Konzertteil stand unter anderem die Sinfonie Nr. 94 in G-Dur, Hob. I:94 von Joseph Haydn - die mit dem berühmten Paukenschlag - auf dem Programm. Wieder spielte das Orchester unter der Leitung von Alison McGillivray, die vom Cellistenpult aus agierte, engagiert und mit Bedacht aufeinander. Der Gesamteindruck war von einer lebendigen Spielart geprägt. Allerdings wirkte der musikalische Fluss nicht immer optimal ausgewogen. Vor allem in den Ecksätzen hatte ich den Eindruck, als ob die einzelnen Stimmgruppen eher auf sich gestellt agierten und quasi Ensembles bildeten. Und obwohl diese in einem guten Dialog miteinander standen, stellte sich teilweise kein übergeordnetes Ganzes ein. Der augenzwinkernde Humor, den Haydns Musik in vielen Werken auszeichnet, sowie die im besten Sinn naive, nämlich natürliche Erzählart des Komponisten, zelebrierte das Concerto Stella Matutina in erster Linie im langsamen Satz der Sinfonie.