Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 04. Okt 2010 · Musik

Aus Alt mach’ Neu - „Urig Uhrig“ wirkte zünftig und begeisterte das Publikum

Wolfgang Bilgeri, der Bezirkskapellmeister des Bregenzerwaldes, ist für innovative Ideen bekannt. Um fortgeschrittenen jungen MusikantInnen eine Herausforderung zu bieten, entwarf er unter dem Motto „Urig, Uhrig“ eine Musikperformance für Blasorchester, Alphornbläser, Saiteninstrumente und Saz. Dazu lud er die beiden Komponisten Johannes Bär und Murat Üstün ein, Bregenzerwälder Volkslieder zu bearbeiten. Die unterschiedlichen Kulturkreise, in denen die beiden Komponisten aufgewachsen sind, ließen auf spannende Beziehungslinien schließen. Am Wochenende wurde das Musikprojekt mit viel Spielfreude und außergewöhnlichen Instrumentenverbindungen in HIttisau und Hörbranz präsentiert und gefeiert.

Über vierzig MusikantInnen aus elf verschiedenen Musikvereinen saßen auf der Bühne im Hittisauer Ritter-von-Bergmann Saal. Dem war jedoch nicht genug, denn zusätzlich musizierten Luzia Richter an der Zither und Magdalena Feurstein am Hackbrett Ländler und Polkas aus dem Bregenzerwald. Auch für das Alphornensemble der Musikschule Hard hatte Johannes Bär komponiert. Die Querverbindung zu den türkischen Nachbarn schaffte Ömer Ay, der auf der Saz zwei türkische Volkslieder spielte. Einen Höhepunkt erreichte die Performance als die Alphornbläser und der Sazspieler miteinander improvisierten.

Spuren türkischer Melodien im „Wälderdorf“

Murat Üstün hat für das Musikprojekt „Urig Uhrig“ das bekannte Volkslied „Wälderdorf“ für Blasorchester bearbeitet. Mit fein abgestimmten Mitteln schuf er dabei Querverbindungen zu türkischen Idiomen, die besonders in den Klarinettenstimmen gut zur Geltung kamen. Auch den „Schönebacher“ bearbeitete er mit wirkungsvollen rhythmischen Veränderungen als Anspielungen auf die rhythmusbetonte türkische Volksmusik. Darüber hinaus setzten die MusikantInnen unter der versierten Leitung von Wolfgang Bilgeri das Spiel der Klangfarben sowie die Gegensätze zwischen tiefen und hohen Registern gut in Szene.

Vom „Schönebacher“ zum „Kanapee“


In einem musikalischen Guss wurden der „Schönebacher“, ein „Alphornländler“ sowie das Stück „Usa Drü uffom Kanapee“ gespielt. Daraus entwickelte sich eine gute Steigerung, denn Johannes Bär setzte mit dem „Alphornländler“ noch eins drauf, indem das Alphornensemble klanglich in den Sound des Blasorchesters eingebettet wurde. Als sprühender Schluss erklang der quirlige Galopp „Usa Drü uffom Kanapee“, den ebenfalls Johannes Bär bearbeitet hatte.

Patriotische Klänge mit dem „Marsch der Wälder“

Alle Blasmusikfreunde kennen den berühmten Marsch „Dem Land Tirol die Treue“, der landauf landab sehr oft und gerne gespielt wird. Nun komponierte Johannes Bär als Pendant den „Marsch der Wälder“. Traditionsbewusst spielten die jungen MusikantInnen diesen patriotischen Marsch und viele BesucherInnen im voll besetzten Saal freuten sich über die erstmalige Aufführung. Ein Anfang ist gemacht und  die Zeit wird weisen, ob der Marsch den Weg in die Marschbüchlein der Blaskapellen findet.

Hervorragende MusikantInnen

Obwohl das „Urige“ in meiner Wahrnehmung mehr präsent war als das „Uhrige“, was auf die Veränderungen der Volksmusik im Laufe der Zeiten hindeuten sollte, kamen die Ausgangsgedanken und die Querverbindungen zwischen den Kulturen zum Ausdruck. Informativ und sympathisch führte Claus Karitnig durch das Programm.
Auf jeden Fall wurde den zahlreichen Jugendlichen eine besondere musikalische Herausforderung geboten. Die allermeisten Mitwirkenden haben bereits das Silberne und sogar das Goldene Leistungsabzeichen auf ihren Instrumenten gemacht. Das hohe musikalische Niveau und der Enthusiasmus der beteiligten MusikantInnen waren hör- und spürbar.