Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 07. Okt 2010 · Musik

Musik setzte vielgestaltige Gefühlwelten frei - Hervorragende Musiker beim „Zeitklänge“ Herbstfestival am Saumarkt in Feldkirch

Der Eröffnungsabend des Zeitklänge-Festivals, das in diesem Jahr unter dem Motto „Voices in (e)motion“ von einem Symposium und Vorträgen begleitet wird, ging anregend und in sich abgerundet über die Bühne. Begeisterung riefen vor allem die Musiker Andreas Schablas (Klarinette), Ernst Kovacic (Violine) und Mathilde Hoursiangou (Klavier) hervor. Sie verliehen den Werkdeutungen von Galina Ustwolskaya, Shih und Cerha Charakter und formten Kompositionen von Berg und Bartók meisterhaft.

Die Musik der russischen Komponistin Galina Ustwolskaya besitzt eine archaische Kraft. Im „Trio von 1949“ konzentrierten sich die drei wunderbar aufeinander abgestimmten Musiker Andreas Schablas, Ernst Kovacic und Mathilde Hoursiangou auf die Spannkraft, die die Komponistin in die markant eingesetzten Intervallbeziehungen gelegt hat. So ergab sich ein energetisches Kräftespiel zwischen den melodischen Linien und glockeartig konzipierten Tongruppen. In wechselnden musikalischen Feldern erklangen auch suchende melodische Linien, die starke Kontraste ausformten. Andreas Schablas beseelte in den solistischen Klarinettenpassagen den Ton mit einer bemerkenswerten Dynamik. Expressiv vorwärts drängend wurde der abschließende, kontrapunktisch angelegte Abschnitt ausgeformt. Mit Akkordschlägen und nuancierten Tonpunkten verebbte schließlich die Musik.

Herausragende Spieltechnik

„EIN TAKT“ für Klarinette und Klavier“ (1989), ein „work in progress“ des chinesisch-österreichischen Komponisten Shih bildete einen Glanzpunkt des Abends. Andreas Schablas und Mathilde Hoursiangou eröffneten das Werk mit einer impulsiven Geste und belebten es mit Glissandi und Spaltklängen, so dass die Musik (fast) animalische Züge annahm. Darüber hinaus wurden Bewegungsenergien ausgelöst, die am Schluss in einem ausgewogenen Schwebezustand im Klavier mündeten.

Knappe Formen aussagekräftig gestaltet

Im Mai hat Andreas Schablas die „8 Bagatellen“ (2010) für Klarinette und Klavier von Friedrich Cerha uraufgeführt. In dieser Werkdeutung formte er die kurz gefassten Stücke stringent und in einer guten Zwiesprache mit der Pianistin. Vor allem das Spiel der Kräfte in der zweiten, das kauzige gegenseitige Abtasten der Instrumentalstimmen in der vierten sowie die humorvoll gestalteten Spaltklänge in der fünften Bagatelle wirkten inspirierend.

Klassiker der Moderne

Das Adagio aus dem Kammerkonzert (1923) von Alban Berg sowie die „Kontraste“ (1938) für Violine, Klarinette und Klavier von Béla Bartók stellten in erster Linie die musikalische Souveränität der drei Musiker in den Blickpunkt. Sie erfüllten die Musik mit beziehungsreichen Kommunikationsmustern. Die Partitur von Bartóks „Kontraste“ wurde mittels Beamer an die Wand projiziert. Atemberaubend war die Spielart der Drei somit auch optisch nach zu vollziehen.

Das „Zeitklänge“ Festival "voices in (e)motion" mit Vorträgen und Konzerten dauert noch bis Sonntag.
Programminformationen im Internet: www.zeitklaenge.eu