Wälderisches, Erotisches, Politisches und Besinnliches – Jubelstimmung bei der Premiere von „Zündschnur & Bänd“
Ein rundum gelungenes Fest war die Premiere des aktuellen Programms von „Zündschnur & Bänd“ im Thalsaal in Sulzberg. Und dies gleich aus mehreren Gründen: Die Band rund um Ulli Troy mit Mike Moosbrugger und Rolf Aberer sowie Evelyn Fink-Mennel, Irma-Maria Troy und Isabella Fink auf der „Wiborsito“ hat herausragende musikalische Qualitäten. Gespickt mit kritischen politischen Anmerkungen, Hintergründigem und Humorvollem wirkten die Lieder und Songs, unter anderem komponiert von Rolf Aberer, Gerold Amann und Philipp Lingg, eingängig und zeigten obendrein, wie gut die Bandmitglieder auch über sich selbst lachen können.
Es ist bezeichnend für „Zündschnur & Bänd“ und Ulli Troy, dass die Musikerinnen und Musiker vor dem Konzert im bis auf den letzten Platz gefüllten Thaalsaal nicht in Hinterstuben auf ihren Auftritt warteten, sondern sich unters Publikum mischten und die Konzertbesucherinnen und -besucher persönlich begrüßten. Eine freudvolle Erwartungshaltung breitete sich im Saal aus, denn alle Ankommenden wussten, dass sie ein inspirierendes Konzert erleben werden. Der dramaturgische Aufbau war ausgezeichnet, beinhaltete viel Humorvolles und altbewährte Ohrwürmer, ließ auch mit aktuellen politisch-satirischen Nummern aufhorchen und regte mit besinnlichen Songs zum Weiterdenken an.
Wäldar ka nüd jedar sin
Den Bregenzerwälder Dialekt pflegen Ulli Troy und seine Mitmusikerinnen sehr bewusst. Zugleich brachten einige Nummern zum Ausdruck, dass die Dialektfärbungen mit zahlreichen Doppel- und Umlauten musikalisch Klangvolles bieten. Natürlich hatten die Musikerinnen und Musiker in Sulzberg-Thal mit dem Bregenzerwälder Dialekt ein leichtes Spiel, denn Verständigungsschwierigkeiten gab es keine, zumal Ulli Troy, der die meisten Lieder als „Frontman“ sang, auch textdeutlich und gut artikulierte.
„D‘Wiborsito“ und „Männerabteilung“
Die mit viel Wortwitz ausgestatteten Lieder zeichneten sich auch durch die musikalische Qualität und den vielfältigen Einsatz unterschiedlicher Klangfarben aus. Rolf Aberer versah alle Kompositionen mit einem ausdrucksstarken harmonischen Fundament und setzte die Stimmen in ausgeklügelten Arrangements. Neben Gitarre, Bass, Violine und Violoncello reicherten Evelyn Fink-Mennel, Irma-Maria Troy und Isabella Fink die einzelnen Nummern ihren Charakteren entsprechend mit Akkordeon, Mandoline, Hackbrett und sogar Maultrommel an. Überdies war es vor allem „d’Wiborsito“, die die musikalischen Darbietungen mit ihren ausgeklügelten Spieltechniken an den Streichinstrumenten bereicherte. Ganz selbstverständlich brachten die Musikerinnen spannungsgeladene Tremoli, perkussive Bogentechniken und textdeutende Glissandi ein und sangen stil- und intonationssicher.
Politisches
Ulli Troy hielt mit seiner Abneigung gegen die politischen Machtverhältnisse in Österreich sowie Politclowns à la Trump und Johnson, nach dem Motto „Wenn man einen Clown wählt, hat man dann das Theater“ nicht hinterm Berg. Herrlich und geistreich kam dies in „Hea ka Ahnung, hea a Muanung“, im „Gstanzl“ mit originellen Wortspielen sowie in Philipp Linggs Song „Was I – nüd – mät“, von Evelyn Fink-Mennel ausdrucksstark vorgetragen, zur Geltung.
Vom Älterwerden und Erotisches
Die „Männerabteilung“ der Zündschnur & Bänd ist mittlerweile in die Jahre gekommen, dies zeigte sich auch in mehreren Liedern, die dem Themenkreis des Älterwerdens amüsant zu Leibe rückten. Da gab es einiges zu Schmunzeln in „s’Oltar“ nach einem Text von Kaspar Troy oder „Nackat vorom Spiegol“ und auch im musikalischen „Oltars Alphabet“.
Auf der „Wiborsito“ sieht die Welt anders aus. Großes Vergnügen bereitete „A schwarza Sideschtrumpf“ von Gerold Amann. Bei der Nummer mit dem sinnigen Titel „Wie viel Mä ma ma?“ bewiesen sich Evelyn Fink, Irma-Maria Troy und Isabella Fink als inspirierendes Gesangstrio, das die Zuhörenden begeisterte.
Sachen zum Lachen und Nachdenken
Ein Höhepunkt des Abends war der Mozart-Rap, den Ulli Troy mit ‚Wissenswertem‘ einleitete, denn er habe gelesen, dass Frauen beim Liebesakt am liebsten Mozart hören, die Männer hingegen Rap bevorzugen. Kurzerhand setzte die umtriebige Band Mozarts „Kleine Nachtmusik“ mit einem Rap in Beziehung. Während die professionellen Musikerinnen mit Violine und Violoncello Mozarts Dauerbrenner erfrischend spielten, kamen Ulli Troy und Mike Moosbrugger beim Rappen gehörig ins Schwitzen. Die Stimmung hob die köstliche Geschichte „Wäldar Krankenstandsmeldung“, in der Mike Moosbrugger von seinem Missgeschick mit der Schubkarre und dem Flaschenzug erzählte. Viel zu lachen gab es auch, als er mit seinem Dudelsack einmarschierte.
Dem „Jodelursprung“ von Evelyn Fink und Gerold Amann ging die Band mit der Geschichte vom verlorenen Radio und den Zurufen „Hol de Radio“ mit schönen melodischen Echowirkungen nach.
Ergänzt wurde der vergnügliche Abend mit sinnlichen Liedern, denn das „Momento mori“ ist in zahlreichen Liedtexten von Ulli Troy präsent und kam in „So gond meor“ musikalisch besonders zur Geltung. Das Publikum ging begeistert mit und dankte am Ende für die herrlich kritischen und lustigen Texte die hervorragenden neuen Kompositionen sowie die einmaligen Darbietungen mit jubelndem Applaus.