Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 19. Aug 2018 · Musik

Vom Überschreiten der Normen – das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Gerard Korsten spielte anregende Werkdeutungen von Britten und Beethoven

Die letzte Matinee im Rahmen der diesjährigen Bregenzer Festspiele gestaltet traditionell das Symphonieorchester Vorarlberg. Dieses Mal war es ein Abschied in doppeltem Sinn, denn mit diesem Konzert stand auch Gerard Korsten (vorläufig) zum letzten Mal am Pult des SOV. Abwechslungsreiche Kompositionen von Benjamin Britten und Ludwig van Beethoven bestimmten das Konzerterlebnis. Den Höhepunkt bildete die Werkdeutung von Brittens Liederzyklus „Les Illuminations“ mit der lyrisch gestaltenden Sopranistin Sofia Burgos.

Eingestimmt wurden die Konzertbesucherinnen und –besucher mit den „Matinées musicales“ op. 24 von Benjamin Britten. Die sorgenfreien, auf Zitaten von Rossini beruhenden Suitensätze boten den Musikerinnen und Musikern zahlreiche Gelegenheiten, mit virtuosen Soli die Aufmerksamkeit der Zuhörenden zu bündeln und sich in guter Spiellaune zu präsentieren. Besonders das stürmische „Moto perpetuo“ sorgte für Stimmung, denn hier hat Benjamin Britten mit rasenden Trillermotiven eine virtuose Vorgabe geschaffen. Die Orchestermusiker nahmen die Herausforderungen freudvoll und schelmisch an.

Klangsinnlich instrumentierte, rätselhafte Gedichte

„Les Illumination“ komponierte Benjamin Britten nach Texten von Arthur Rimbaud. In diesem Liederzyklus für Sopran und Streichorchester kam Brittens kompositorische Meisterschaft wunderbar zum Ausdruck. Zu staunen gab vor allem die klangsinnliche Instrumentation. Das Orchester und Gérard Korsten formten die Musik facettenreich aus und setzten damit die bilder- und fantasiereichen Texte von Arthur Rimbaud gut in Szene. Besonders in Erinnerung blieben die surrealen Flageoletts in der „Fanfare“, ein geisterhafter Galopp in „Villes“, die Pendelbewegung in „Phrase“ und die tänzerisch elegante Arpeggiobegleitung in „Antique“ sowie ätherisch schwebenden Klangflächen in „Being beauteous“.

Mit einem schönen Timbre und in einer guten Balance mit den Orchestermusikern entfaltete die Sopranistin Sofia Burgos die bunt erzählenden Texte.

Mit den Kompositionen von Benjamin Britten kombinierte das SOV die zweite Symphonie von Ludwig van Beethoven, die in einer soliden Werkdeutung erklang. Beethovens entwickelnde Themenfindungen kristallisierte das Orchester im Larghetto transparent heraus. Im vierten Satz lenkte das „knorrige“ Hauptthema die Aufmerksamkeit auf sich. Dieses modellierte das Orchester mit Esprit und unterstrich mit den humorvoll gesetzten Vorschlägen sowie einer ausgeklügelten Dynamik die freudvolle Stimmung des Finales.