Ethan Coen hat seinen ersten Spielfilm als Soloregisseur gedreht: „Drive-Away Dolls“. (Foto: Focus Features)
Silvia Thurner · 13. Feb 2019 · Musik

Voll und ganz in die bilderreiche Barockmusik eingetaucht – das Ensemble Esperanza wurde stürmisch gefeiert

Die Liechtensteinische Musikakademie rund um den Musikmanager Dražen Domjanić bietet jungen Musikerinnen und Musikern mit außerordentlichem Talent eine Plattform, um sich künstlerisch auszutauschen und im Rahmen des VP Bank Classic Festival zu konzertieren. Vor vier Jahren fanden Stipendiatinnen und Stipendiaten im EnsSmolčićemble Esperanza zusammen. Seither erregt das Ensemble international Aufmerksamkeit. Bereits drei CDs wurden publiziert und gefeierte Auftritte - unter anderem in der Hamburger Elbphilharmonie - sorgten für Furore, renommierte Auszeichnungen folgten. Zum fünfjährigen Gründungsjubiläum lud das Ensemble Esperanza in den Bernhard Simon Saal des Grand Resort Bad Ragaz. Dort begeisterten die Musikerinnen und Musiker im Zusammenwirken mit den Solisten Charlotte Spruit an der Geige sowie Matko am Fagott und Werkdeutungen von Telemann, Bach und Vivaldi.

Die Geigerin Chouchane Siranossian leitete das Ensemble vom Konzertmeisterpult aus. Ihr Esprit und ihr großer Erfahrungshorizont über die Aufführungspraxis barocker Musik waren sofort spürbar. Zwar musizierten die Musikerinnen und Musiker auf modernem Instrumentarium, doch die straffen Artikulationen und Phrasierungen sowie die zügigen Tempi kristallisierten den Elan der Werke sofort heraus und ließen den Funken zum Publikum sogleich überspringen.
Den Rahmen bildeten quirlige und humorvolle Kompositionen von Georg Philipp Telemann. Zuerst erklang die Don-Quichotte-Suite (TWV 55:G10). Bildhaft und temperamentvoll erweckten die Musikerinnen und Musiker Szenen aus dem Leben des Don Quichotte zum Leben, spielten die drastischen Themen markant aus, verweilten bei schmachtenden Seufzern und boten beste Unterhaltung mit Don Quichottes Pferd Rosinante und dessen Launen.
Ebenso plastisch gestalteten die Musikerinnen und Musiker Telemanns „Hamburger Ebb‘ und Fluth – Wassermusik“ (TWV 55:C3) aus. Die Elemente Wasser und Wind bestimmten die bewegte Werkdeutung, in der das Ensemble mitreißend und Energie geladen musizierte. Der gut ausgebreitete Basso Continuo bot ein tragendes Fundament, über dem die mythologischen Gestalten wirkungsvoll zum Leben erweckt worden sind.

Mitreißende Solisten

Die 18-jährige Charlotte Spruit ist das jüngste Mitglied des Ensembles Esperanza. Als Solistin in Bachs Violinkonzert in E-Dur, BWV 1042 zog sie die Zuhörenden in ihren Bann. Sie lebte die Musik, war in den solistischen Passagen ganz bei sich und trat in den Tuttipassagen in einen kommunikativen Austausch mit dem Streichorchester. Voll zur Geltung kam die facettenreiche musikalische Qualität im langsamen Satz durch die feinsinnige, fast vibratolose Tongebung.
Im Rahmen des Konzertabends zeichnete der Präsident der Vereinigung der International Classical Music Awards den Fagottisten Matko Smolcic als „Young Artist of the year” aus. Gemeinsam mit dem Ensemble „Esperanza“ deutete der sensibel agierende Solist das Fagottkonzert in e-Moll (RV 484) von Antonio Vivaldi. Gelenkig kristallisierte er die Schwerpunkte der gespaltenen Linienführungen heraus und betonte die Vorhaltwirkungen. Vielschichtige dynamische Schattierungen zeichneten das Andante aus. Im Finale stellte Matko Smolčić seine Virtuosität über einem robusten Bassfundament unter Beweis.

Große Vorhaben

Die Konzertmeisterin Chouchane Siranossian bedankte sich für das Engagement aller Beteiligten. Bei dieser Gelegenheit merkte sie an, dass das Ensemble Esperanza aus seinen Kinderschuhen entwachsen und der Weg nicht mehr weit sei, um sich international als eigenständiges Kammerorchester zu positionieren. Dies ist auch eine große Chance für herausragende Musikerinnen und Musiker aus Vorarlberg. Unter anderem wirken derzeit der Hornist Marcel Üstün, die Fagottistin Johanna Bilgeri und die Oboisten Adrian Buzac und Victor Marin bei Esperanza mit.