Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 13. Nov 2022 · Musik

Veränderungen aus kulturellen Wurzeln herauskristallisiert – Ghalia Benali, Romina Lischka und Neva Özgen begeisterten in der Kulturbühne AmBach

Das diesjährige Motto der Montforter Zwischentöne lautet „Sehnsucht und Verwandlung“. Übergänge werden dabei in vielfacher Form beschrieben. Einen musikalisch und visuell inspirierenden Ausdruck des Übergangs zelebrierten drei herausragende Musikerinnen in der Kulturbühne AmBach. Die tunesische Sängerin, Songwriterin, Schauspielerin und Designerin Ghalia Benali, die aus Österreich stammende Gambistin Romina Lischka sowie die türkische Musikerin Neva Özgen an der Kemençe traten in einen musikalischen Dialog, der zu den Wurzeln der arabischen und indischen Musikkultur sowie der europäischen Barockmusik führte. Zugleich fanden assoziationsreiche visuelle Verbindungen mit live zugespielten Videoprojektionen von Folkert Uhde statt.

Ghalia Benali, Romina Lischka und Neva Özgen harmonierten musikalisch hervorragend miteinander. Alle drei Musikerinnen waren als Künstlerinnen zu erleben, die in unterschiedlichen Musikkulturen stilsicher verankert sind und spontan miteinander in Beziehung traten. Diese intuitiven Spielarten bewirkten einen inspirierenden musikalischen Fluss, der unter anderem in die Tiefe der arabischen Maqams und des indischen Gesangs Dhrupad führte. Die Zuhörenden in der Kulturbühne AmBach gingen konzentriert mit, so dass sich in kurzer Zeit eine intensiv wirkende Konzertatmosphäre einstellte.
Unter dem Leitgedanken „Transitions“ stellten die Musikerinnen in sieben Abschnitten jeweils unterschiedliche Übergänge dar. Alle drei agierten gleichberechtigt und doch lebte die Performance zu einem wesentlichen Teil vom Esprit der Sängerin Ghalia Benali. Ihre wandlungsfähige, warme und zugleich geerdete Stimme führte sie mitreißend. Mühelos wirkten sämtliche Verzierungen, Ornamente und viele Obertöne freisetzende Lautbildungen. Ihre Songs wie „Ebbs & Flows“, „Daqat“, „Ghesha´an“, „Ajebtou Menka“, „She is Revolution“, „Ya Mosakkini“, „Majnounan“ sowie „Qala Qawmon“ bildeten die Zentren der sieben Abschnitte. Überleitungen und Überlagerungen zu Werken der Barockzeit von Marin Marais, Johannes Schlenk und Johann Sebastian Bach vollzogen Ghalia Benali, Romina Lischka und Neva Özgen in einem authentischen innermusikalischen Dialog, sodass die gemeinsamen Quellen der arabischen Maqams, indischen Ragas und den Themen der europäischen Barockmusik miteinander in Beziehung traten.
Faszinierend wirkten dabei auch die Klangfarbenspiele der Viola da Gamba und der türkischen Kemençe. Romina Lischka und Neva Özgen verströmten eine große Sogwirkung, denn flexibel bildeten sie für Ghalia Benali einen starken Klanggrund, traten miteinander in improvisatorische Passagen und wirkten zugleich in den kunstvoll verwobenen polyphonen Linien sehr präsent. Feinsinnige Übergänge schufen überdies die beiden Kompositionen „Moving“ sowie „Home“ von Romina Lischka sowie ihre mit warmer, heller Stimme vorgetragenen Lieder, die hervorragend zum Ausdrucksgehalt von Ghalia Benali passten.
Stark trat die Musik in Verbindung mit Videos, die teilweise zugespielt und mit Liveaufnahmen der spielenden Musikerinnen überblendet wurden. Die bewegten Bilder ermöglichten individuelle Assoziationen zwischen musikalischen und visuellen Erlebnissen. Am meisten beeindruckte die live projizierte Mimik von Ghalia Benali während ihrer Darbietungen.

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