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Peter Ionian · 13. Nov 2022 · Musik

Orges & The Ockus-Rockus Band in der Kulturwerkstatt Kammgarn

Wenn der Westbalkan bis nach Tirol und Vorarlberg reicht, dann ist das wahrscheinlich nicht ganz ernst gemeint, sondern eine augenzwinkernde Eröffnungsformel für ein Konzertwochenende von Orges & The Ockus-Rockus Band in Westösterreich. Die kompakte Zweitagestour brachte die Band am vergangenen Freitag ins Kulturlabor Stromboli in Hall im Tirol und dann am Samstag Abend in die Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard.

Orges & The Ockus-Rockus Band ist mal ein Bandname, den man nicht so schnell wieder vergisst. Was da schon zwischen den Zeilen mitschwingt, ist ein gewisser Witz, Humor und Spaß an der Sache. Ihr Sound ist inspiriert von Balkan Musik, fusioniert in einer wilden Mischung mit Jazz, Rock und Country aber viel mehr als nur das. In der Kammgarn waren sie schon öfter zu Gast, inzwischen ist das eine langjährige Beziehung. Orges Toçe und seine Ockus-Rockus Band sind im Kern ein Trio. Der aus Albanien stammende Orges ist eine Type für sich, wie es sich für einen Frontmann gehört. An seiner Seite stehen am Kontrabass Bernd Satzinger und am Schlagzeug der gebürtige Vorarlberger Christian Eberle. Sie haben bereits drei Alben veröffentlicht und fallen immer wieder mit spannenden Kooperationen und Zusammenspielen auf. Zuletzt im September mit dem Jazzorchester Vorarlberg. Am Samstag in der Kammgarn bekamen sie hochqualitative Unterstützung von zwei weiteren Musikern mit Vorarlberger Wurzeln.

Vorarlberger Gastmusiker

Die Stimmung in der Kammgarn war gemütlich und freundlich. Neben den Plätzen auf den Tribünen, waren auch im Saal Tische und Stühle aufgestellt, an den Seiten und im hinteren Bereich jeweils Stehtische. Überall brannten Teelichter. Achtzig Leute waren gekommen, um die Band zu hören, darunter auch größere Gruppen und Freundeskreise. Man wartete gespannt auf den Auftritt und noch bevor dieser überhaupt losging, war durch das Setup auf der Bühne klar, dass an diesem Abend auch Organs und Saxophone mit dabei sein würden. Ab dem ersten Song war alle Aufmerksamkeit bei den Künstlern. Orges redete direkt mit dem Publikum, war dankbar. Schon gleich zu Beginn stellte er die Band und die beiden Gastmusiker vor. An den Saxophonen war Martin Franz zu hören, der mit viel Leidenschaft und Energie spielte und bekannt ist durch das Jazzorchester Vorarlberg, Die Gertnerei, den Bigbandclub Dornbirn, die Martina Breznik Jazz Band oder seine Bregenzerwälder Formation Amüsgöl. An den Keys saß kein geringerer als Benny Omerzell, der sich in an den Tasten in eine andere Welt spielte. Ihn kennt man ebenfalls vom Jazzorchester Vorarlberg, aber auch aus Bands wie Kompost3 oder 5K HD.

Vollwertige Klangkulisse

Dementsprechend vollwertig war die Klangkulisse. Auch die Songs und Sounds waren sehr vielseitig: Schwungvolle Balkan-Rhythmen, jazzige Soli, experimentelle Sphärenstimmungen, stampfende Ska Offbeats, kontemplative Harmonien, rockig-rotzige Passagen, tanzbarer Reggaeton, emotionale Momente. Die dynamische Spielweise der extrem professionellen Musiker schuf einen Spannungsbogen ohne Abriss. Ständig gab es neue Hingucker und Hinhörer. Gesungen wurde in verschiedensten Sprachen, vorwiegend hörte man neben Englisch auch Albanisch. Die Texte waren kritisch und befassten sich mit soziopolitischen Themen. Orges gab sich alle Mühe, Mitsingchöre anzuleiten, was mit späterer Stunde auch ein wenig besser klappte. Das Konzert kam sehr gut an bei den Leuten, die Füße wippten mit, es wurde auch mal im Takt mitgeklatscht. Durch den Saalaufbau wirkte der Abend gut besucht, aber er bewirkte auch, dass die Hürde nicht übersprungen wurde, ausgelassen zu tanzen. Dementsprechend konzentrierte sich auch die Band immer mehr auf das Spielen, statt auf Publikumsanimation. Das als kleiner Wermutstropfen, denn an sich wäre der Abend tanzbar gewesen. Dem Musikgenuss tat das jedoch keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Umso fokussierter wurde das Publikum Zeuge von Spielfreude und Können. Die Band spielte zwei Sets und ein paar Zugaben, um sich dann unter die Leute zu mischen. Man konnte also nach dem Konzert noch direkt mit den Musikern ins Gespräch kommen und eine der mitgebrachten CDs kaufen.

https://www.kammgarn.at/