Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 16. Dez 2018 · Musik

Theatralisch feinsinnige Eleganz und heroische Symphonik – Jubel für das Symphonieorchester des Landeskonservatoriums und die Flötistin Nolwenn Bargin

Die „Symphonische Weihnacht“ am Vorarlberger Landeskonservatorium hat bereits Tradition und bietet einen festlichen Rahmen, um die Orchestermusikerinnen und -musiker sowie Lehrende des Hauses in den Mittelpunkt zu stellen. Dieses Mal präsentierte die französische Flötistin Nolwenn Bargin mit dem berühmten Flötenkonzert des italienischen Komponisten Saverio Mercadante ihre künstlerische Strahlkraft. Dem virtuos und melodienreich anmutenden Konzert stellte Benjamin Lack am Pult des Orchesters Beethovens dritte Symphonie - die „Eroica“ - gegenüber. Die Studierenden gaben alles und formten eine bemerkenswert energiegeladene Werkdeutung.

Nolwenn Bargin unterrichtet seit vergangenem Jahr am Vorarlberger Landeskonservatorium, nun stellte sie sich im voll besetzten Festsaal als Solistin vor. Für ihren Auftritt hat sie das berühmte Flötenkonzert in e-Moll, op. 57 von Saverio Mercadante gewählt. Ihr französisch kultivierter, schlanker Flötenton verlieh der leidenschaftlich bewegten, an der italienischen Operntradition angelehnten Musik eine feinsinnige Klarheit. Daneben nahm das Orchester einen temperamentvollen Part ein, musizierte mit einem kräftigen Bassfundament und breitete die Themen impulsiv aus. Besonders in der Kadenz kam die sensible Spielart von Nolwenn Bargin gut zur Geltung. Sie formulierte die Frage- und Antwortspiele, die geteilten Linien in der Höhe in Korrespondenz mit den tiefen Lagen mit klarem Duktus. Die Kantilenen im Largo kostete die Solistin in einem guten Ausgleich mit dem Orchester aus. Galant spielte Nolwenn Bargin auch das Hauptthema im Rondò russo, das meinem Dafürhalten nach etwas mehr ‚Grip’ vertragen hätte. Trotzdem überwog der positive Gesamteindruck. Mit Donjons feinsinnig in den Raum gesetzem „Chant du vent“ bedankte sich die sympathische Musikerin für den stürmischen Applaus.

Aussagekräftige Eroica

Die „Eroica“ war passend mit Mercadantes theatralisch-virtuosem Flötenkonzert kombiniert, denn in dieser gigantischen Symphonie verfolgte Beethoven unter anderem auch eine poetische Idee. Die Orchestermusikerinnen und –musiker mit Benjamin Lack am Pult legten sich mächtig ins Zeug und stellten eine spannende Werkdeutung in den Raum. Markant setzten sie die einleitenden Tonsäulen und die dazwischen positionierten, vorwärtsdrängenden Passagen zueinander in Beziehung. Sie schenkten dem rhythmischen Element besondere Beachtung und erzielten mit den prägnanten dynamischen Steigerungen bei harmonischen Modulationen viel Schubkraft. Auch die Wechselspiele in den kontrapunktisch geführten Passagen waren gut nachvollziehbar. Wenngleich im Eröffnungssatz auch einige Klippen zu überwinden waren, kam die Aussagekraft der Musik hervorragend zur Geltung. Im Trauermarsch ließ das Orchester mit tiefsinnigen Klangfarbenspielen aufhorchen. Aufbäumende Gesten und charakteristische Intervallschritte sowie die Rückführung auf den Wesenskern des Themas zum Schluss hin, erklangen gut ausformuliert. Ebenso klar ausgestaltet wirkten das Scherzo sowie der Finalsatz, mit den transparent geführten kontrapunktischen Linien.

Besondere Anerkennung verdienen zahlreiche Musikerinnen und Musiker aus den Reihen des Symphonieorchesters. Das schön gespielte Oboensolo belebte den zweiten Satz, im Scherzo lenkten die Hornstimmen die Aufmerksamkeit auf sich, die Kontrabässe boten ein ausdrucksstarkes Fundament, präsent agierte überdies die Klarinettenstimme, und der Konzertmeister wirkte sicher in seiner Position. Benjamin Lack am Pult hielt die Fäden zusammen. Er dirigierte wie immer ausdrucksstark und klar, sodass im Zusammenwirken aller die große Herausforderung gelang und die musikalische Tatkraft des Symhonieorchesters des Landeskonservatoriums begeisterte.