TAK: The King’s Singers verzaubern mit Humor und Stimmkraft
Schon allein die Encores wären es wert gewesen, das Konzert der «King’s Singers» mit dem Orchester «Le Phénix» im Vaduzersaal zu besuchen. Der Abend mit britischer Barockmusik endete mit dem Zugabe-Song «When I’m Sixty-four» von den Beatles. Die sechs Sänger sind aber alle weit unter andere 64 und das Zuschauen und Zuhören wurde noch einmal ein einziges Vergnügen, denn bei diesem Song waren The King’s Singers Instrumentalisten und Sänger zugleich und schufen aus dem Klassiker-Oldie einen Klassiker-Newie. Davor jedoch luden sie ihr Publikum ein in ihre Heimat England und in die Barockzeit.
Im Mittelpunkt stand die Musik des Komponisten Henry Purcell, der nur 36 Jahre alt wurde und schon zu Lebzeiten als Genie galt. Damals als britischer Orpheus gefeiert, klingt seine Musik auch heute noch äußerst vielschichtig und manchmal dann doch so einfach wie ein Volkslied. Purcell selbst sagte mal, dass ein Song nicht anderes sei als «the exaltation of poetry» - die Verherrlichung der Poesie. In seinen kammermusikalischen Werken gibt es sehr viele tänzerische Rhythmen von großer Lebendigkeit. Genau dies machten sowohl die sechs Solisten als auch das «orchester le phénix» deutlich.
Die Phönixe aus dem Bündnerland
Das junge Bündner Barockorchester, an diesem Abend mit neun Frauen an den Streichinstrumenten und je einem Mann am Spinett und am Cello besetzt, bestach dabei durch seine Spielfreude und die hohe musikalische Qualität. Da klang Purcell so frisch und dynamisch wie ein Komponist aus dem Heute, die Musiker gaben der Barockmusik jene Sporen, die das Publikum schon auch mal verwirrten – denn immer wieder klangen die «Minuets» oder «Hornpipes» so rasant, als sei ein Stück beendet und die Zuhörer applaudierten vor Begeisterung. Sehr spannend wurde es bei Purcells Stück «The Gordian Knot Unty’d (Z. 597)», die achtsätzige Bühnenmusik für ein nie aufgeführtes Schauspiel. Vor allem beim letzten Satz «Jigg» schien die Musik nur noch zu tanzen und zu hüpfen, als freue sich die ganze Welt, dass der gordische Knoten gelöst ist. Satte Cellotöne ließen bei «Bonduca (Z. 5784)» aufhorchen, und auch bei diesem Stück klang Purcells Musik unbeschwert, voller Lebenslust und heiter.
Die Sänger mit Zauberkraft
Die sechs King's Singer traten auf die Bühne, als kämen sie eben von Dreharbeiten zu einem neuen Harry-Potter-Film. Alle in schwarzen Anzügen mit schwarzen T-Shirts, stellten sie sich vorne an der Rampe hinter ihren Notenständern auf, falteten die Hände, als gelte es zu beten, und legten los. Schon bei den ersten Songs der Komponisten Thomas Weelkes und William Byrd wurde klar, dass diese sechs Sänger ein eigenes kleines Stimmenorchester sind. Da wurde «What joy so true» zum reinen Vergnügen und auch «Like two prod armies» von Thomas Weelkes bestach durch seinen Wohlklang, auch wenn das Englisch aus jener Zeit für unsere Ohren oft schwer verständlich ist. Da war es gut, dass die Sänger dem Publikum die jeweiligen Lieder auf Deutsch erklärten, was sie mit Charme und britischem Humor taten.