Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 19. Mai 2015 · Musik

Streiten, kämpfen, wetteifern, disputieren – Die zweite Ausgabe der „Montforter Zwischentöne“ stellt ein exklusives Programm

Die zweite Auflage der „Montforter Zwischentöne“ steht ganz im Zeichen des Streits, der Konfrontation und des Disputs. Unter dem Leitgedanken „streiten – zum Glück Konflikt?!“ bieten die künstlerischen Leiter Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde ein breitgefächertes Kulturprogramm im Wechselspiel zwischen Dialog, Diskussion und Musik an. Die einzelnen Programmpunkte präzisieren die Intentionen der Festivalleiter. Sie bringen internationale und heimische Kräfte miteinander in Beziehung, kreieren speziell für die Aufführungsorte zugeschnittene Programme und bringen Wort, Ton und Bild gleichberechtigt in einen Austausch miteinander. Ein Konzert unter dem Motto „Kontrapunkt“ mit Jordi Savall und seinem Ensemble Hesperion XXI stellt einen Glanzpunkt der Sommerausgabe dar. Überdies werden ganz spezielle Ideen für ein breites Publikum aufbereitet. Beispielsweise gibt es einen Schlagabtausch zwischen dem Anwalt Ekkehard Bechtold und der Mediatorin Anne Moltmann-Willisch zum Thema Konfliktbewältigung. Zum Auftakt präsentieren die Preisträger des erstmals ausgeschriebenen Konzertdesign-Wettbewerbes „HUGO“ ihr Konzertprogramm mit dem Titel „Erheben Sie sich!“.

Der Streit, Konfrontation, Auseinandersetzungen und gar Krieg bergen viel aggressives Potential in sich. Doch bei genauerer Überlegung beinhalten Konflikte auch eine dynamische Kraft, die produktiv wirken und Neues hervorbringen kann. „In all unseren Formaten dieses Sommerschwerpunktes interessiert uns ausschließlich die Produktivität des Konflikts“, stellen die künstlerischen Leiter klar. „Der Konflikt als Dynamik zur Produktion von Erkenntnis, dramatischer Spitzenleistung, Schönheit.“

In diesem Spannungsfeld sind die zahlreichen Aufführungen erdacht, als Auftakt im Juni und im Hauptprogramm im Juli. Die Gegenüberstellung und der Wettstreit möglichst konträrer Ausgangsgedanken ist auch ein Wesensmerkmal der Musik. Ihren Höhepunkt hat diese Art des kompositorischen Ausdrucks im sogenannten Kontrapunkt der Renaissance und Barockzeit gefunden. Dazu und in einem erweiterten künstlerischen Umfeld zwischen Duellen, Vormachtstellungen, Hegemonieansprüchen, musikalischem Wetteifern sowie improvisatorischen Disputen bieten die „Montforter Zwischentöne“ in Konzerten mit Jordi Savall, dem Concerto Stella Matutina sowie dem Sinfonischen Blasorchester im Montforthaus einen Raum sowie in der Altstadt von Feldkirch einen Platz.

Wortgefechte, eng verwoben mit musikalischen Improvisationen, die unmittelbar auf das gesprochene Wort Bezug nehmen, sind ein weiterer Schwerpunkt von Veranstaltungen, die sich den Themenkreisen Disput, Berichte sowie Konfliktlösung zuwenden. Positive Energien entwickeln sich nach Konflikten mitunter dann, wenn Auseinandersetzungen ernsthaft geführt werden. Auch diesem Feld widmen sich die „Montforter Zwischentöne“, beispielweise mit einem Konzert, das Klaus Christa mit afrikanischen Musikerinnen und Musikern aus dem Bochabela Orchestra sowie befreundeten Musikern kuratiert.

Bei der Programmpräsentation anwesend waren auch die drei Studierenden des Vorarlberger Landeskonservatoriums, Badamsuren Gangaabazar (Klavier), Juan-Carlos Diaz (Flöte) und Quirin Mühlberger (Gitarre), die den ersten Preis beim Konzertdesign-Wettbewerb HUGO gewonnen haben. Im Vorspann der Sommerkonzerte geben sie mit Studienkollegen unter dem Titel „Erheben Sie sich!“ ein Konzert im Schwurgerichtssaal des Landeskonservatoriums. Unter anderem präsentieren sie Werke, die mit musikalischen Mitteln Aggression und Konflikt zum Ausdruck bringen oder bei der Aufführung für Aufregung gesorgt haben. Dazu hat der Flötist Juan-Carlos Diaz auch ein Werk komponiert, das zur Uraufführung gelangen wird.

3. Juni 2015, Gruß aus der Küche, Café Stella, 19:30 Uhr
3. Juli 2015 bis 5. Juli 2015, Montforthaus, Altstadt und Landesgericht Feldkirch

www.montforter-zwischentoene.at