Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 27. Sep 2022 · Musik

Spirituelle Gesänge und Werke über die Freude des Seins – Aglaia Poscher-Mika, Gerda Poppa und Markus Kessler gaben ein inhaltsreiches Konzert

Bei den Basilika Konzerten Rankweil gestalteten die Sopranistin Aglaia Poscher-Mika, die Organistin Gerda Poppa und der Violinist Markus Kessler einen gehaltvollen musikalischen Abend, der auf drei ineinander wirkenden Pfeilern beruhte: Geistliche Gesänge von Hildegard von Bingen, Choralbearbeitungen über „Jesu meine Freude“ von Johann Sebastian Bach und Gunther Martin Göttsche sowie das Werk „O quam mirabilis“ für Violine und Orgel von Thomas Thurnher.

Die geistlichen Gesänge der Hildegard von Bingen sind viel gerühmte und kunstvoll ausgestaltete Werke, die durch ihre natürlichen Charaktere eine meditative und sakrale Wirkung verströmen. Die von ihr selbst verfassten Texte deutete die Universalgelehrte ihrer Zeit mit kunstvoll verzierten Melodien, Melismen und einem großen Ambitus. Selbstverständlich strahlen die geistlichen Gesänge eine große Frömmigkeit, aber auch eine freudvolle Beziehung zur Natur und zum Leben überhaupt aus.
Aglaia Poscher-Mika beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Musik und dem Wirken der Hildegard von Bingen. In der Basilika Rankweil trug sie einige Gesänge vor und begeisterte besonders mit jenen Darbietungen, die einen nicht allzu großen Ambitus annahmen. In den Mittellagen floss die Stimme der Sopranistin warm und ausdrucksstark. Die gut artikulierten Vokalklänge sowie die feinsinnig entfalteten Melismen verliehen den Werken einen organischen Ausdruck. Sich selbst begleitete die Sängerin mit einer Shrutibox, deren durchgehender Bordun eine harmonische Orientierungslinie bot. Zusätzlich unterstrich Aglaia Poscher-Mika die Textdeutungen, indem sie an markanten Stellen den Liegeton pausierte.

Hervorragende Werkdeutungen

Der Choral „Jesu meine Freude“ bildete den Ausgangspunkt für drei Bearbeitungen von Johann Sebastian Bach. (BWV 753, 610 und 1105). Mit farbenreichen Registrierungen kristallisierte Gerda Poppa die musikalischen Hauptlinien heraus und stellte die drei Werke transparent in den Raum. Spannend setzte die Organistin vier Teile aus der gleichnamigen Choralpartita op. 71 des deutschen Komponisten und Kirchenmusikers Gunther Martin Göttsche in Beziehung zu den Werken von J.S. Bach. Die modale Satztechnik sowie die Reminiszenzen an das Hauptmotiv der Bach-Choralbearbeitung boten zahlreiche Anreize beim Hören. Dem Text von Johann Franck folgend, hat Göttsche im Teil „Grand jeu“ Jesus als „Freudenmeister“ in den Mittelpunkt gestellt. Unter anderem stellte Gerda Poppa diese musikalischen Wesenszüge profiliert dar.
Mit der ersten Rosenkranzsonate von Heinrich Ignaz Franz Biber knüpften Markus Kessler und Gerda Poppa Verbindungslinien zu Hildegard von Bingen und den Choralbearbeitungen. Die barocke Klangpracht mit den zahlreichen Ornamentierungen gestaltete Markus Kessler virtuos und mit viel Elan aus.
Abschließend erklang das Werk „O quam mirabilis“ für Violine und Orgel von Thomas Thurnher. Die Komposition bezieht ihren Titel aus dem gleichnamigen geistlichen Gesang der Hildegard von Bingen. Im Text nimmt sie Bezug auf die Schönheit der Natur und die Freude des Daseins. Thomas Thurnher fasste den Text gut nachvollziehbar in musikalische Bilder. Darüber hinaus zog er eine zusätzliche inhaltliche Ebene ein und thematisierte die Naturbedrohung. Wirkungsvoll türmten Markus Kessler und Gerda Poppa unruhige Trillerketten und Akkordballungen aufeinander und brachten diese zur Geltung. Schließlich endete das Werk mit einem harmonischen aufklarenden, versöhnlichen Schluss.