Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 18. Dez 2017 · Musik

Spielerisches Geben und Nehmen – das Holzbläserquintett „Ventus Musicus“ bot mit einer Uraufführung von Marcus Nigsch ein erfrischendes Konzerterlebnis

Kammermusik für Holzbläser aus ganz unterschiedlichen Stilrichtungen präsentierte das Quintett „Ventus Musicus“ im Rahmen der Reihe „sul palco“ im vorarlberg museum. Die Freude am gemeinsamen Tun zeigte sich in der Spielart von Anja Nowotny-Baldauf (Flöte), Heidrun Pflüger (Oboe), Markus Beer (Klarinette), Rüdiger Schwedes (Fagott) und Zoltan Holb (Horn) und war im abwechslungsreichen Programm erlebbar. Im Mittelpunkt stand die Uraufführung des unterhaltsamen Holzbläserquintetts Nr. 1 von Marcus Nigsch. Aufhorchen ließ vor allem die Interpretation des Quintetto per fiati, op. 10 von Pavel Haas.

Zur Einleitung musizierte das Holzbläserquintett Mozarts Divertimento (KV 270). Mit dieser Werkdeutung machten die Musikerfreunde aus dem Symphonieorchester Vorarlberg und dem Symphonieorchester St. Gallen erlebbar, dass es ihnen um die gemeinsame Freude am kammermusikalischen Spielen, Gestalten und Interpretieren geht. Viel Aufmerksamkeit schenkten sie den jeweiligen Themenführungen, sie artikulierten die einzelnen Phrasen gut und mit Bedacht auf die Klangfarben- und Lautstärkeverhältnisse. So entwickelte sich eine beredte Spielart, die einen transparenten Gesamtklang herauskristallisierte. Darüber hinaus war durch die unmittelbare Nähe zwischen den Musikern und den Zuhörenden das direkte Miterleben aus nächster Nähe möglich. Die Charaktere der einzelnen Instrumente und ihre Rollenverteilungen innerhalb des Holzbläserquintetts waren gut nachvollziehbar .

Fünf in anregender Kommunikation miteinander

Pavel Haas’ „Quintetto per fiati, op. 10“ ist ein vielgestaltiges Werk, das durch die hervorragende Verschmelzung unterschiedlichster Stilelemente - von mährischen Volksliedern über Choralmelodien und jüdischen Gesängen bis hin zu ausgeklügelter rhythmischer Raffinesse - lebt und die Zuhörenden sofort anspricht. Dies geschah auch in der Interpretation des „Ventus Musicus“. Der erste Satz wirkte geschwätzig und resolut zugleich, bevor dann ein elegisch schwelgerisch langsamer Satz entfaltet wurde. Hier fand ein schönes Geben und Nehmen zwischen den Musikerinnen und Musikern statt. Mitreißend geformt wurde der humorvoll theatralische „Ballo eccentrico“.

Marcus Nigsch hat sein erstes Holzbläserquintett 2012 im Rahmen seines Kompositionsstudiums bei Herbert Willi komponiert. Bei der Uraufführung begeisterte vor allem der erste Satz, in dem die Faszination für das Musiktheater und das Denken in musikalischen Rollen besonders zur Geltung kamen. Energiegeladen und fröhlich gestalteten die Musiker die kommunikativ durch die Instrumentalstimmen geführten Motive und Themen und brachten damit den spielerischen Gestus der Musik schön zur Geltung. Beschleunigungen und Verlangsamungen, mit Pausen durchsetzte Phrasen, die allmählich Gestalt annahmen, Imitationen und motivische Verknüpfungen zeichneten den zweiten Satz aus, der in seiner Ausstrahlung jedoch nicht an die Vitalität des Eröffnungssatz anknüpfen konnte.

Zum Abschluss erklang das romantische „Quintet“ von Paul Taffanel. Damit wurden die Zuhörenden wiederum in andere musikalische Welten geführt. Gegenseitig gaben sich die Musiker viel Raum, um die weitläufigen, hervorragend gesetzten melodischen Linien zu entfalten. Vor allem im zweiten Satz lenkten die spezifischen Klangqualitäten des Holzbläserquintetts die Aufmerksamkeit auf sich. Eine punktierte Linie gab schließlich den Antrieb für einen anregenden Schluss.

Zur guten Konzertatmosphäre trug auch die sympathische Moderation des Fagottisten Rüdiger Schwedes bei. Er bot dem Publikum unkompliziert und humorvoll Informationen zu den einzelnen Werken.