Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 15. Dez 2017 · Musik

Weihnachtsmusiken mit unterschiedlichen Blickrichtungen – das „Concerto Stella Matutina“ musizierte mit dem allseits geschätzten Zitherspieler Martin Mallaun

Zum Saisonabschluss der Abonnementreihe des „Concerto Stella Matutina“ war der berühmte Zitherspieler Martin Mallaun in der Kulturbühne AmBach zu Gast. Er bereicherte mit seinen schönen Instrumenten den Klang des Barockorchesters und beeindruckte vor allem als Solist. Seine Spielart wirkte natürlich und mitteilsam, so dass der Funke sogleich auf die Zuhörenden übersprang. Unter dem Leitgedanken „Pastoralen“ gab es für die Vorweihnachtszeit passende Kompositionen zu erleben, unter anderem Concerti für zwei Hörner sowie volksmusikalische Tänze und feinsinnige Wiegenlieder. Am ersten Pult stand erstmals David Dabrek, denn nach Differenzen mit der langjährigen Konzertmeisterin Silvia Schweinberger wird sie sich im "Concerto Stella Matutina" nicht mehr einbringen. Damit schlägt das CSM im Hinblick auf programmatische und stilistische Überlegungen nach 10-jähriger Kontinuität ein neues Kapitel auf.

Martin Mallaun spielte auf zwei unterschiedlich gestimmten, sehr klangschönen Zithern. Ihr offener und feinen Klangcharakter verlieh den dargebotenen Werken einen besonderen Charme. Vor allem die Solosuite von Silvius Leopold Weiss - ursprünglich für Laute komponiert - war in der Interpretation von Martin Mallaun ein sinnliches Erlebnis. Die melodischen Linien formte er in einer gut nachvollziehbaren Zwiesprache miteinander und entfaltete damit die Charaktere der einzelnen Tanzsätze elegant. Im Zusammenspiel mit dem „Concerto Stella Matutina“ interpretierte Martin Mallaun auch das Concerto a cinque von Silvius L. Weiss. Dabei lenkten vor allem das Zusammenwirken mit der Viola und das nobel dargebotene Minuetto die Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings kristallisierte sich der Zitherklang lediglich in den Solopassagen heraus. Über weite Strecken ‚versank’ die Solostimme unter dem Cembalo.

Volksmusik aus alten Tiroler Handschriften des 18. Jahrhundert brachte ein ganz besonderes Flair in den Saal. Doch fast zu perfekt und ‚clean’ spielten die Streicher die tänzerischen Weisen und nahmen ihnen damit einiges an Authentizität.

Vergnügen bereiteten die Werkdeutungen der Concerti für 2 Hörner, Streicher und Basso Continuo RV 538 und RV 539 von Antonio Vivaldi. Herbert Walser und Bernhard Lampert spielten die Hörner mit Elan und großer Risikobereitschaft. So kamen die Ecksätze virtuos zur Geltung und bildeten einen aufregenden Kontrast zu den fein ziselierten lyrischen Mittelteilen. Ähnliche Wesenszüge wies auch die Sinfonia von Giuseppe Torelli für 2 Trompeten, Streicher und B.c. auf.

Eine Wegmarke

Corellis Concerto grosso op. 6, Nr. 8 mit dem Titel „Fatto per la notte di Natale“ nahm direkt Bezug auf Weihnachten. Die theatralisch aufgebauschten Sätze erklangen kontrastreich ausgestaltet, mit vielen Gegensätzen und stürmischen Phrasierungen sowie rhetorisch ausgestalteten Motiven ließ die energiegeladene Spielart des CSM aufhorchen. Nicht die Konzertmeisterin und Mitbegründerin des CSM, Silvia Schweinberger, stand am ersten Pult, sondern David Drabek nahm diese Funktion wahr. Auf Nachfrage gab Bernhard Lampert die Auskunft, dass unterschiedliche Ansichten über stilistische und aufführungspraktische Zugangsweisen sowie andere Prioritäten bei der Programmgestaltung zu Diskussionen und schließlich zur Trennung geführt haben. Die derzeit allgemein in der Szene der „Alten Musik“ geführten Auseinandersetzungen, die unter anderem die Stilistik historischer Spielarten betreffen, gehen offenbar auch am „Concerto Stella Matutina“ nicht spurlos vorüber.