Opernspaß mit Tiefgang am Landestheater geplant – Donizettis „Don Pasquale“ verspricht auch ein Fest der Stimmen
Wenige Tage vor dem Fest, mitten im größten Geschenke-Trubel, erinnert uns das Landestheater schon traditionsgemäß daran, dass es auch ein Leben nach Weihnachten gibt. Und das kann, wie in diesem Fall, ganz schön spaßig sein, wenn es um die Realisierung von Gaetano Donizettis Belcanto-Meisterwerk „Don Pasquale“ am Kornmarkt gehen wird. Premiere ist zwar erst am 2. Februar, mitten im Fasching also, auf der Probebühne des Theaters „Kosmos“ aber geht es mit der notwendigen Vorlaufzeit für ein so anspruchsvolles Projekt schon jetzt zur Sache. Dort wurde Dienstagvormittag in einer Presseprobe auch über den derzeitigen Stand der Dinge und das Regiekonzept informiert.
Zum 29. Mal Kooperation zwischen SOV und Landestheater
„Eine Erfolgsgeschichte“ nannte Thomas Heißbauer als Geschäftsführer des Symphonieorchesters Vorarlberg die seit dem Jahr 1990 bewährte Zusammenarbeit des SOV mit dem Vorarlberger Landestheater in einer großen gemeinsamen Opernproduktion jährlich. In diesen bald drei Jahrzehnten stand im breiten Angebot populärer Opern 2003 bereits einmal „Don Pasquale“ auf dem Spielplan, mit Tibor Pasmany am Pult, Kurt Sternik als Regisseur und einer Luxusbesetzung mit Wolfgang Bankl in der Titelrolle und Peter Edelmann als Malatesta.
Heißbauer war auch die Vertretung des noch bei einem anderen Engagement in Frankfurt tätigen musikalischen Leiters dieser Produktion, des deutschen Dirigenten Karsten Januschke, der ebenso wie der junge Regisseur Michael Schachermaier mit dieser Aufgabe beim SOV und am Landestheater debütiert. Die langjährige Dramaturgin des Hauses, Dorothée Bauerle-Willert, begrüßte die Berichterstatter in Vertretung der interimistischen Intendantin Britta Kampert, die krankheitshalber verhindert war. Die ab August 2018 designierte Intendantin Stephanie Gräve hat sich in dieser Sache bereits insofern geäußert, als die bewährte Opern-Kooperation zwischen SOV und Landestheater auch unter ihrer Leitung wie bisher fortgesetzt werden soll.
Zwischen Opera buffa und Drama
Das Werk selber, 1843 in Paris uraufgeführt, versteht sich in erster Linie als Opera buffa, also als musikalischer Spaß. Don Pasquale, ein reicher alter Hagestolz, geht auf Brautschau. Er fällt dabei in blinder Verliebtheit auf eine Intrige herein, denn seine Braut ist eigentlich seine Nichte, die einen anderen liebt und dem alten Onkel ganz gehörig die Hölle heiß macht. Donizettis Musik dazuist innerhalb weniger Wochen entstanden, ein Ausbund an imponierender Leichtigkeit, Eleganz und Melodienfrische. Pralle Komik in der Tradition der Commedia dell’arte kommt auch in oft halsbrecherischen Koloraturarien des Belcanto zum Ausdruck, denkt man nur an die bis zum dreigestrichenen F reichende Arie der Norina „So anch’io la virtù magica“. Daneben bleibt aber auch Platz für wunderschöne lyrische Momente.
Bauerle-Willert: „Donizetti reißt damit seinen oft holzschnittartigen Figuren ihre Masken ab, vermenschlicht sie, macht sie zu empfindenden Wesen und collagiert so den Schwank mit der Gefühlstiefe der anbrechenden romantischen Oper zum Drama. In der Anlage seiner Geschichte, die ja auch historische Vorläufer hat, geht es durchaus auch um die Tragik, den Hintersinn, um den durchaus verständlichen Versuch eines alten Mann, sich eine Frischzellenkur zuzuführen, wenn auch aus niederen Beweggründen. Umgekehrt haben wir auch eine Braut Norina, die lustig, keck und frech ist und ganz genau weiß, was sie will.“
Oper als „Schwarze Komödie“, Groteske, Satire
Manches an Duetten oder Arien aus dieser Oper hat sich bis heute, unabhängig von der Opernbühne, in den Klassik-Hitparaden und Wunschkonzerten etabliert, das Werk selbst ist regelmäßig auf den Spielplänen großer Opernhäuser zu finden. Regisseur Michael Schachermaier schwebte bei der Umsetzung dieser Vorlage nun eine Art „schwarzer Komödie“ vor, eine Groteske, eine überspitzte Satire, bei der sich der Zuschauer auch mit den Figuren auf der Bühne identifiziert, mit ihnen und ihren Konflikten mitleidet. Die Handlung passt nach Meinung Schachermaiers auch sehr gut in das Generalthema „Machtspiele“ des Landestheaters.
Ihm imponiert hier besonders auch das Zusammentreffen eines wirklich internationalen Ensembles mit routinierten Sänger-Schauspielern aus der halben Welt, das unter Anleitung eines deutschen Dirigenten und ihm als Österreicher am Bodensee eine italienische Oper realisiert. Und es ist ihm auch wichtig, dass die Italianità, das italienische Lebensgefühl dieses Stückes, möglichst authentisch zur Wirkung kommt. Der deutsche Bühnenbildner Friedrich Eggert wiederum hat mit Geldsäcken, Aktenschränken und Tresoren Don Pasquales Umfeld drastisch dargestellt, ohne die Bewegungsfreiheit für die Darsteller zu sehr einzuschränken.
Stimmen lassen aufhorchen
Zwei Szenen aus dem Werk wurden in einer Probeversion angespielt und ließen allein schon durch die Spielfreude der Protagonisten und die Qualität ihrer Stimmen aufhorchen. Der gefragte bayerische Bass Raphael Sigling wird in der Titelrolle zu erleben sein, an seiner Seite als Ränkeschmied Dr. Malatesta der amerikanische Bariton John Brancy. Die quirlige Norina ist mit der australischen Sopranistin Alexandra Flood besetzt, die Rolle des Ernesto mit dem ungarischen Tenor Tamas Tarjanyi. Benjamin Lack besorgt die Einstudierung des Bregenzer Festspielchors.
„Don Pasquale“ von Gaetano Donizetti am Vorarlberger Landestheater
Premiere: Fr, 2. Februar, 19.30 Uhr, Großes Haus
Weitere Vorstellungen: Di, 6.2., Di, 13.2., Do, 15.2., Sa, 17.2., Mo, 19.2., Mi, 21.2. Fr, 23.2., Di, 27.2. – jeweils 19.30 Uhr; So, 4.2. und So, 25.2., jeweils 16.00 Uhr, Großes Haus