Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 24. Nov 2010 · Musik

Spiegelungen zwischen Europa, Brasilien und Kuba - Das FeldkirchFestival wendet 2011 den Blick in Richtung Lateinamerika

Im Mittelpunkt des kommenden FeldkirchFestivals, das vom 25. Mai bis 5. Juni 2011 stattfindet, stehen die beiden lateinamerikanischen Länder Brasilien und Kuba. Nach umfangreichen Recherchen wurde die einaktige Oper „Pedro Malazarte“ des brasilianischen Komponisten Mozart C. Guarnieri wieder entdeckt, neu editiert und wird nun als europäische Erstaufführung in Feldkirch gezeigt. Weil Marie Wolfram-Zweig ab Februar 2011 in Karenz geht, übernimmt Anselm Hartmann in Teilzeit die Geschäftsleitung des Festivals. Als Dramaturg bestimmt er die Inhalte bereits wesentlich mit. Subventionskürzungen betreffen auch das FeldkirchFestival. Stadt und Land haben ihre Beiträge um jeweils 50.000 Euro gekürzt, sodass für 2011 ein Gesamtbudget von 600.000 Euro zur Verfügung steht. Verzichtet wird deshalb auf ein weiteres Orchesterkonzert sowie die Festival Lounge.

Die einaktige Oper „Pedro Malazarte“ war lange Zeit verschollen. Mozart Camargo Guarnieri hat das Werk 1932 komponiert und im Jahr 1948 nochmals überarbeitet. In Brasilien wurde die Oper einige Male aufgeführt. Umfangreiche Recherchen nach den Noten führten Marie Wolfram-Zweig und ihr Team über Ansprechpartner in Sao Paulo, Israel und Deutschland schließlich in das Archiv des Sinfonieorchesters von Sao Paulo. Dieses hatte Guarnieri gegründet und auch viele Jahr geleitet. Aus handschriftlichen Kopien wurden nun im Auftrag des FeldkirchFestivals eine Partitur sowie ein Klavierauszug erstellt. Auf die erstmalige Aufführung außerhalb Brasiliens sind die Programmverantwortlichen stolz. Kooperationspartner wurden bislang noch keine gefunden und Philippe Arlaud gibt auch zu bedenken, dass eine Suche nach weiteren Aufführungsmöglichkeiten sehr zeitintensiv und aufwendig ist.

Eine Opernrarität, zwei Aufführungen

Von der Qualität des Werkes überzeugt ist der Regisseur jedenfalls, denn für lediglich zwei Aufführungen wird die Oper in Feldkirch wiederbelebt. Kurz erläuterte Philippe Arlaud bei der Pressekonferenz seine Intentionen zur szenischen Umsetzung des Werkes, das von einer Dreiecksbeziehung handelt und inhaltliche Querverbindungen zu den bereits gezeigten Produktionen aufweist. Während in der Poulenc-Oper vor zwei Jahren die Emanzipation der Frau ein zentrales Moment darstellte, ging es im vergangenen Jahr mit Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ um die Verführbarkeit des Menschen. Neben diesen Aspekten soll in Guarnieris Oper das Thema Migration einen wesentlichen inhaltlichen Leitfaden darstellen.
Musikalisch orientiert sich Guarnieri an einem folkloristisch nationalen Stil. Expressiv und rhythmusbetont ist seine Musik, die sich in Brasilien und in den USA großer Beliebtheit erfreut.

Brasilianische Komponisten kennen lernen

Mittels Kammer- und Orchesterkonzerten nähern sich die Programmverantwortlichen der klassischen kubanischen und brasilianischen Musik. Dabei stehen neben dem allseits bekannten Komponisten Heitor Villa-Lobos unter anderem die beiden in Brasilien hoch geschätzten Komponisten Marlos Nobre und Mozart C. Guarnieri im Blickfeld. Betont wird, dass die Programme mit den gastierenden MusikerInnen abgesprochen sind und so die Konzerte speziell auf die Inhalte des FeldkirchFestivals zugeschnitten werden.

Showtime Weltmusik

Ob das im Programm angeführte Weltmusik-Konzert mit der kubanischen Band „Pasión de Buena Vista“ mehr Show oder auch inhaltlich authentische Musik bietet, wird abzuwarten sein. Das Weltmusik-Konzert über Brasilien gestaltet das „Orquestra do Fuba“, das den bekannten brasilianischen Musik- und Tanzstil „Forró“ aus dem Nordosten des Landes pflegt.

KünstlerInnen aus Vorarlberg

Einige MusikerInnen und Ensembles aus Vorarlberg wurden für das diesjährige FeldkirchFestival engagiert, unter anderem das Symphonieorchester Vorarlberg, Alexander Swete und der Feldkircher Kammerchor unter der Leitung von Benjamin Lack. Im Rahmen der Jungen Talente werden die Harfenistin Stefanie Beck und der Perkussionist Florian Längle zu hören sein. Der Cellist Thomas Platzgummer leitet die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz. Im Rahmen eines Familienkonzertes gibt es eine Kooperation mit dem Vorarlberger Landeskonservatorium und der in Vorarlberg ansässige Verein „Capoeira Palmares Angola“ gibt eine Capoeira-Show.
Für das weitere Rahmenprogramm gibt es Gespräche mit dem in Vorarlberg ansässigen Verein „Tierra Madura“. In Vorarlberg leben etwa 4.500 Menschen, die ihre Wurzeln in Lateinamerika haben.

 

www.feldkirchfestival.at