Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 20. Nov 2010 · Musik

Jedes Lied öffnete eine kleine Welt - Birgit Plankel, Martina Gmeinder und Hans-Udo Kreuels musizierten in großer Übereinstimmung miteinander

Im schönen Ambiente der Kennelbacher Villa Grünau gaben Birgit Plankel, Martina Gmeinder und Hans-Udo Kreuels einen Liederabend. Die Sopranistin und Mezzosopranistin standen schon öfters zusammen auf der Bühne. Auffallend gut passen ihre Stimmen zusammen, auch diesmal entfalteten die beiden einen obertonreichen, harmonischen Gesamtklang. Am Klavier musizierte Hans-Udo Kreuels mit einem großen Wissen um die Kunst der Liedbegleitung. Die Uraufführung der „Drei Satiren für Sopran und Klavier“, op. 72 von Hans-Udo Kreuels rundete den gelungenen Lieder- und Klavierabend perfekt ab.

Die äußeren Bedingungen im voll besetzten Musiksaal mit seiner trockenen Akustik waren denkbar schlecht. Nur rudimentär vermischten sich die Klänge, so dass jede intonatorische Unebenheit hörbar war. Darüber hinaus wurden die Sängerinnen vor allem im Bemühen um eine gute Klangbalance vor enorme Herausforderungen gestellt. Doch die beiden ließen sich von widrigen Rahmenbdingungen wenig beeindrucken und interpretierten gleich zu Beginn die pastoralen Szenen in den Liedern „Fliege, Vöglein“, „Der kleine Acker“ und die "Taube auf dem Ahorn“ von Antonin Dvorak mit einer ausgewogenen Stimmführung und einem natürlichen Duktus. Auch die Lieder „Gruß“, „Volkslied“ und „Herbstlied“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy sangen Birgit Plankel und Martina Gmeinder mit viel Gefühl für einen romantisch stimmigen Volkston.

Zurückhaltend

Solistisch trat Martina Gmeinder mit drei Schumannlieder vor das Publikum. In „Lotosblume“, „Der Nussbaum“ und „Widmung“ kam ihr Timbre sehr schön zum Ausdruck. Eher zurückhaltend in der dynamischen Ausformung, jedoch beeindruckend textdeutlich gestaltete sie die empfindsame Welt, die sich in Schumanns Liedern auftut.

Humor in der Musik

Birgit Plankel sang die Uraufführung der „Drei Satiren für Sopran und Klavier", op. 72 von Hans-Udo Kreuels. Das Lied „Die Lerche und der Star“ nach einem Text von Michaelis formte sie plastisch aus. Spitzentöne, große Gesten bis hin zu sprachlichen Floskeln beeindruckten in „Der Affe und der Fuchs“ nach einem Text von Gotthold Ephraim Lessing. Beinahe opernhafte Züge nahm das dritte Lied „Ich, das unbekannte Wesen“ nach einer Textvorlage von E. Rennert an. Die Ironie wurde auch durch den Text deutenden Klavierpart erlebbar und vor allem die geistreiche Verknappung der Mittel brachte die Würze. Im Gesamtprogramm bildeten die drei Satiren eine willkommene Abwechslung. Sie wurden vom Publikum sehr gut aufgenommen.

Wiederbegegnung

Zum Abschluss gab es eine Wiederbegegnung mit Liedern von Georg Hering-Marsal, der vor allem ChorsängerInnen bekannt ist. Hans-Udo Kreuels erzählte von der Biografie des Komponisten, der durch die Kriegswirren im Jahr 1944 nach Vorarlberg kam und hier bis zu seinem Tod im Jahr 1974 maßgeblich als Chorleiter, Klavierlehrer sowie beim ORF wirkte.  Die vielfarbige Harmonik und die schlichten, jedoch gehaltvollen Melodien in „Ich geh’ auf weitem Felde“, „Es kommt ein heimlich Freuen“, „Wenn dir das Glück“ und „Freude“ wirkten inspirierend und wurden mit viel Empfindung dargeboten.

Flammende Gefühle

Zwischen den Liedern interpretierte Hans-Udo Kreuels auch den ersten Satz der Schumann-Phantasie, op. 17. Das gewichtige Werk beinhaltete eine Fülle von drängenden Themen, die der verliebte Robert Schumann an seine ihm verwehrte Clara Wieck formuliert hatte. Die aufgewühlten, vorwärts drängenden Passagen spielte Kreuels mit großer Aussagekraft, betonte impulsiv die chromatischen Tonschritte und verlieh den wenigen lyrischen Feldern Zeit zur Entspannung. Mit Nachdruck wurde der Klangfluss zum Höhepunkt geführt, von wo sich eine fragende Geste ihren Weg suchte, bis zum Schluss das Beethovenzitat „Nimm sie hin denn, meine Lieder“ erklang. Es ist bekannt, dass mit dem Flügel in der Villa Grünau diese Art von Musik nur schwer realisierbar ist. Trotzdem entluden sich die Poesie und die musikalische Energie im intensiven Spiel von Hans-Udo Kreuels glaubhaft.

Gute Programmgestaltung

In einem eigenen Block kombinierte Kreuels kleine Schumann-Stücke zu einem Reigen. Dabei kam die musikalische Rhetorik, die Schumann auch den Klavierparts seiner Lieder zugrunde gelegte hatte, transparent zum Ausdruck. Schwebende Klangwirkungen, erdige tiefe Motivgestalten, kantig formulierte Gesten und eine aussagekräftige Harmonik ließen vielfarbige, musikalische Bilder entstehen, einleitend mit den „Albumblättern in fis- und h-Moll über den Valse noble aus dem „Carneval“ bis hin zum „Warum“ aus den Fantasiestücken op. 82.
Das Publikum bedankte sich herzlich für  das stimmungsvolle Konzert.