Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 19. Nov 2010 · Musik

Musik von Frauen im Frauenmuseum - Klaus Christa und Yukie Togashi interpretierten Werke mit Seltenheitswert

Die Frage, warum viel mehr Männer als Frauen Musik komponieren, ist Anlass für viele Diskussionen. Vor allem in den vergangenen Jahrhunderten hatten künstlerisch veranlagte Frauen ein schweres Leben. Eine von ihnen ist die englische Komponistin Rebecca Clarke. Im Frauenmuseum Hittisau war ihr ein Konzertabend gewidmet. Darüber hinaus gelangte das unterhaltsame Werk „10 Portraits für Bratsche“ von Judit Varga zur Uraufführung. Der außerordentliche Konzertabend stieß beim Publikum auf helle Begeisterung.

Einleitend musizierten Klaus Christa an der Bratsche und Yukie Togashi am Klavier drei Miniaturen von Rebecca Clarke. Es waren kleinformatige Studien, die gute Unterhaltung boten. Klaus Christa und Yukie Togaschi spielten „Lullaby“ mit einem sonoren Grundton. Ein Pizzicato-Thema war die Ausgangsidee für „Chinese Puzzle“ und als Spiel mit modalen Tonschichtungen konnte man „Untitled“ verstehen. Die kleinen Werke wiesen den Weg zur Sonate für Viola und Klavier, die Rebecca Clarke im Jahr 1919 komponiert hat. Diese Komposition gilt mittlerweile als Standardliteratur für Bratsche. Klaus Christa remüsierte: „Wenn Rebecca Clarke auch nur dieses eine Werk geschrieben hätte, wäre sie für mich unsterblich.“
Die Werkdeutung gelang den Musikern hervorragend, beide formten die musikalischen Bögen gut aufeinander abgestimmt, mit kraftvollen, aber immer transparenten Gesten. So kamen die Grundcharaktere der einzelnen Sätze beeindruckend zur Geltung, besonders gut nachvollziehbar waren die heraus kristallisierten Klangtransformationen im Finalsatz.
Die „Passacaglia on an Old English Tune“ sowie „I’ll Bid My Heart Be Still“, rundeten das Komponistinnenporträt über Rebecca Clarke ab. Aus diesen Werken wurde ersichtlich, in welcher Art sich die Komponistin Volksmusik und Volkslieder aneignete und in ihre individuelle kompositorische Sprache integrierte.

Humorvolle Anspielungen

Einen Gegenpol zur spätromantischen, impressionistischen Musik von Rebecca Clarke bildeten die „10 Portraits für Bratsche“ von Judit Varga. Klaus Christa hatte das Werk in Auftrag gegeben und spielte die Uraufführung mit viel Empathie und Verständnis für die zugrunde liegenden musikalichen Gedanken. Dabei entfaltete er kurze Anspielungen auf Komponisten der Vergangenheit. Wie Strichzeichnungen wirkte die Musik, in der ganz individuelle Beziehungsmuster zwischen Judit Varga und den jeweiligen Komponisten zu Tage gefördert wurden. Die Initialen A.V. (Vivaldi), J.S.B. (Bach), W.A.M. (Mozart), L.v.B. (Beethoven), R.Sch. (Schumann), J.B. (Brahms), F.C. (Chopin), M.R. (Reger), B.B. (Bartok) und Gy.K. (Kurtag) bildeten die Ausgangspunkte für die vorbeihuschenden musikalischen Gestalten. Diese waren höchst amüsant zu deuten und wirkten wie Karikaturen, die auf kompositorische Eigentümlichkeiten verwiesen und Auffälligkeiten unterstrichen. Bis auf den allzu offenkundig gesetzten Abschnitt W.A.M., traf Judit Varga den Ton für die einzelnen Persönlichkeiten hervorragend. Besonders im Ohr blieben Beethoven, Schumann, Chopin, Bartok und Kurtag.
Auf die Fortsetzung dieser Reihe mit Werken von Komponistinnen im Frauenmuseum darf man sich freuen.