Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 05. Okt 2019 · Musik

Spannendes musikalisches Spiel mit Wiedererkennungswerten und Erinnerungen – David Helbock begeisterte im vorarlberg museum

Die neue CD von „David Helbock playing John Williams“, die vor wenigen Wochen bei ACT Music erschienen ist, wird international hoch gelobt. Als Erinnerung an herausragende Film- und Musikerlebnisse von Kindheit an und als Referenz an den amerikanischen Komponisten John Williams spielte der aus Koblach stammende Pianist und Komponist David Helbock ein ganz besonderes Album ein. Er verwendete sehr bekannte Filmmusikmelodien und komponierte sie auf seine Weise weiter. Die Werke präsentierte der sympathische Musiker im voll besetzten Saal des voralberg museums. Mit seiner unterhaltsamen und erfrischend anders gestalteten Musik zog er die Zuhörenden in seinen Bann.

Viele Menschen kennen die berühmten Titelmelodien, die John Williams unter anderem für Filme wie „E.T“, „Jurassic Park“, „Indiana Jones“, „Star Wars“, „Der weiße Hai, „Schindlers Liste“ oder „Harry Potter“ komponiert hat. Nicht selten ist die Musik mit Erinnerungen an spannende und berührende Filmerlebnisse verbunden. Es erscheint auf den ersten Blick gewagt, gerade die Melodien dieser Blockbuster als Ausgangsmaterial für eigene Kompositionen zu verwenden. Doch die spezielle Art, mit der sich David Helbock den Melodien annäherte, sie in jeweils unterschiedliche Umgebungszusammenhänge setzte und in seine individuelle musikalische Welt überführte, funktioniert hervorragend, ohne Kitsch oder gar Anbiederung.
Die Zuhörenden im vorarlberg museum nahm David Helbock mit auf eine Reise zwischen Wiedererkennung und der Erinnerung an Gefühle und Bilder aus teilweise lange vergangenen Zeiten. Dass der Pianist eine klassische Ausbildung genossen hat, kam ihm nun als Komponist und Jazzmusiker entgegen, das war bei allen Stücken, die er im vorarlberg museum spielte, erlebbar.
Die Quintessenzen der musikalischen Themengestalten wurden geistreich und auf bewundernswert vielfältige Weise herauskristallisiert. Spannend führte David Helbock die Melodien weiter und setzte sie in unterschiedlichste Beziehungen zueinander. Besondere Aufmerksamkeit lenkten dabei auch die sehr charakteristischen Tonschritte und die Chromatik der Ausgangswerke von John Williams auf sich.
Dramaturgisch baute David Helbock das Konzert hervorragend auf, zwischen spannungsgeladenen Stücken aus Filmen wie „Der weiße Hai“ oder Passagen aus „Star Wars“ setzte er energetisch frische Abschnitte und lyrische Passagen, die mit der Melodie aus „Schindlers Liste“ einen Höhepunkt fanden. Eine schöne Klammer bildeten die vier unterschiedlichen Varianten von „Hedwig’s theme“ aus dem Film Harry Potter. Zugleich zelebrierte David Helbock mit diesen vier Variationen seinen kompositorischen Einfallsreichtum.

Klangvielfalt am Klavier

Markenzeichen von David Helbocks Spielarten war der vielfältige Einsatz des Klaviers. In spannenden Wechselverhältnissen führte er die Themen von höchsten Lagen mit einem kristallinen Touch oder in wuchtigen Clustern bis in die tiefsten Regionen. Treibende Rhythmen verliehen zahlreichen Stücken einen guten Drive.
Über die tradierten Spieltechniken hinaus setzte David Helbock das Klavier als vielfältigen Klangkörper ein, indem er die Saiten präparierte und abdämpfte. So fabrizierte er harmonische Arpeggios, indem die Saiten akkordisch direkt angezupft wurden. Mittels Dämpfer schuf er die Möglichkeit, den Korpus, die Saiten und den Rahmen als Percussion zu verwenden. Sogar ein E-Bow kam zum Einsatz, mit dem die Saiten als lange Liegetöne erklangen.
John Williams Musik lebt vor allem auch durch die vielfarbigen und opulenten Orchestrierungen und dynamischen Schübe. David Helbock inszenierte seine „Nach- und Weiterkompositionen“ klangfarbenreich, effektvoll und stets aus dem musikalischen Sinngehalt heraus. So trat keine Sekunde ins Bewusstsein, dass ihm „lediglich“ ein Klavier zur Verfügung stand.