Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Anita Grüneis · 11. Jun 2019 · Musik

Schlossmediale: Musik-Power aus Österreich in Werdenberg

„Il Dolce Conforto“ hieß das vierte Konzert der diesjährigen Werdenberger Schlossmediale. Den „süßen Trost“ spendete die Musik von Komponisten aus der Barock-Zeit, die zu ihrer Zeit berühmt waren und heute kaum noch jemand kennt. Die aus Linz stammende Musikerin Franziska Fleischanderl hat das Programm zusammengestellt. Gespielt hat sie selbst mit ihrem Salterio, Carla Rovirosa am Cello und Andrea Buccarella an der Orgel. Stimmlich wurden sie unterstützt von der Vorarlbergerin Miriam Feuersinger. Die vier KünstlerInnen ließen das Konzert zu einem Abend der reinen Barock-Musik werden.

Alles passte zusammen – der Raum im Schloss mit seinem großen goldenen Altarbild und den Portraits im Goldrahmen, die KünstlerInnen in passender Kleidung zum diesjährigen Motto „Gold“, die Instrumente wie beispielsweise das Cello, das im Ton eher satt und dunkel war, und das 300 Jahre alte Salterio, das Franziska Fleischanderl in einem Antiquariat gefunden hatte, wo es allerdings nur noch mit 10 Saiten bestückt war. „Der Urgroßvater des heutigen Hackbretts“, wie die Musikerin ihr Instrument nannte, wurde fachmännisch restauriert und hat heute wieder seine 70 Saiten. Allerdings reagiert es hypersensibel auf Temperaturschwankungen und da es an diesem Abend regnete und die Feuchtigkeit im Schloss Werdenberg entsprechend hoch war, musste das Instrument vor dem Konzert oft gestimmt werden. 

Vergessen und doch wieder entdeckt

Gespielt wurde das Salterio unter anderem im 18. Jahrhundert von Klosterfrauen, dies aber heimlich, da Musizieren in jener Zeit für Nonnen verboten war. Wie virtuos das geklungen haben mag, zeigte Franziska Fleischanderl mit ihrer Interpretation der drei Konzerte aus dem Psalteriumbuch der Klosterfrau Maria Constantina Voglerin aus Donaueschingen. Die kleinen Stücke im spätbarocken Stil waren perfekt auf das Hackbrett zugeschnitten. Franziska Fleischanderl spielte ihr Bijou mal mit Klöppeln, mal zupfte sie die Saiten mit den Fingern und erzeugte so eine merkwürdig schwebende, nahezu "gespinstige" Stimmung. Auch das Publikum ließ sich einspinnen und schwieg am Ende so lange, bis sich die letzten Schwingungen der Töne in die Holzbalken verzogen hatten. Dann aber applaudierte es heftig.

Wohlige Stimme aus Bregenz

Perfekt zum Salterio passte auch die Stimme von Miriam Feuersinger. Ihr Sopran setzte oft so zart ein wie die Töne, die von den Saiten des Hackbretts zu ihr hinüber schwangen. Die aus Bregenz stammende Sopranistin hat eine exzellente Gesangstechnik, sie verstand es, damit den "schönen Klang" vibrieren zu lassen und ihr Publikum zutiefst im Inneren zu rühren. Ihre Stimme war voller Wohlklang und mit jedem Stück lud sie die ZuhörerInnen ein, sich darin wie in eine Hängematte hineinzulegen. Mühelos glitt sie vom Pianissimo bis zum Fortissimo, schmückte die Melodien virtuos mit Koloraturen aus und schien einen unermüdlichen langen Atem zu haben.
Unaufdringlich und doch sehr präsent waren Carla Rovirosa am Cello und Andrea Buccarella an der Orgel. Der in Rom geborene Organist ist ein Meister der leisen Töne, kein Wunder hat er letztes Jahr beim internationalen Alte-Musik-Wettbewerb in Brügge den ersten Preis gewonnen. Er spielte die Fuge V in g-Moll von Nicola Antonio Porpora und erwies sich dabei als höchst sensibler Künstler. Meisterin Carla Rovirosa brillierte mit ihrem Cello bei einer "Toccata prima und decima" von Francesco Paolo Supriano. 

Immer für Entdeckungen gut

Das Konzert war neben den vorangegangenen Konzerten mit der Sopranistin Sarah Maria Sun, die das Auftragswerk „Tocco“ der Südtirolerin Manuela Kerer mit dem Arcis-Quartett uraufführte und dem „parfümierten“ Konzert mit dem Serpent-Virtuosen Michel Godard und dem sardischen Obertonsänger und Saxophonisten Gavino Murgla eine neuerliche Entdeckung an diesem Avantgarde Festival der Alten und Neuen Musik. 

Weitere Highlights stehen noch bis Sonntag, den 16. Juni auf dem Programm. www.schlossmediale.ch