Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 11. Jun 2019 · Musik

Der Traum vom Fliegen – Die „Pforte“ begeisterte mit einer fantasievollen musikalischen Meditation

Die musikalischen Spaziergänge mit anschließendem Konzert in der Pfarrkirche St. Arbogast sowie dem Beisammensein im Bildungshaus finden enormen Zuspruch. Klaus Christa, Mastermind der „pforte-Konzerte“, trifft mit den themenbezogenen musikalischen Mediationen den Nerv der Zeit. Unter dem Leitgedanken „fliegen“ erklangen klug kombinierte und mit Improvisationen verbundene Werke von Hildegard von Bingen, David Soyza, Peter Herbert, Elias Menzi, J.S. Bach und Simon Frick. Bereichert mit geistreicher Lyrik von Richard Dehmel, Jean Gebser, Hofmannsthal, Rilke und Michael Ende erlebten die Zuhörenden ein inspirierendes musikalisch-literarisches Ganzes, das zum Weiterdenken anregte.

In seiner klanglichen Disposition wirkte das Instrumentarium mit Vibraphon, Hackbrett, Nyckelharpa, Kontrabass, Congas und Bratschenquartett feinsinnig abgerundet für das übergeordnete Thema. David Soyza (Vibraphon), Elias Menzi (Hackbrett), Matthias Härtel (Kontrabass) und Zuko Samela (Congas) sowie Klaus Christa, Moohkho Rankhala, Zuko Samela und Erin Torres an den Bratschen ermöglichten schwebende Klangwirkungen, ohne auf einen mitreißenden rhythmischen Groove zu verzichten.
Den Rahmen bildeten der gregorianische Choral „O virtus sapientiae“ von Hildegard von Bingen, den Mookho Rankhala von der Empore aus vortrug, und die Uraufführung des neuesten Bratschenquartetts „Ein Mensch, Der Fliegen Wollte Und Abhob“ von Simon Frick. Darin verwob er wirbelnde Kreiselmotive mit kraftvollen Gegenbewegungen in wechselnden Rollen, bis sich zum Schluss hin der dichte musikalische Fluss in eine schwerelos wirkende Phrase verwandelte. Die aussagekräftige Musik bot fantasievolle musikalische Bilder für das übergeordnete Thema, die das Bratschenquartett engagiert in Szene setzte. Auch Simon Fricks gesanglich angelegtes Quartett „Grateful“ fügte sich gut in den Gesamtablauf.

Musik und Poesie im Einklang miteinander

David Soyza am Vibraphon gemeinsam mit Elias Menzi am Hackbrett und Matthias Härtel am Kontrabass musizierten und improvisierten gut aufeinander abgestimmt. Facettenreich kamen diese Qualitäten in den vielfältigen Schattierungen der dargebotenen Kompositionen zur Geltung. In seinem Stück „Tänzerin im Nebel“ führte David Soyza das Thema aus einem Pianissimo im Vibraphon heraus und verlieh ihm immer mehr Kontur. Unmittelbar ließen die Musiker das Werk in eine Komposition von Elias Menzi fließen. Dabei stellte er mit seinem klangsinnlichen und vielgestaltigen Spiel das Hackbrett in ein wohltuend ungewohntes Licht. Als Zuko Samela an den Congas die Musik noch rhythmisch belebte, entwickelte sich eine schöne Steigerung und tänzerische Leichtigkeit. Das poesievolle Werk „Old, very old“ von Peter Herbert, in dem Klaus Christa mit der Bratsche die Liedmelodie in den Raum stellte und der Kontrabass eine gute Erdung bot, kristallisierte sich im weiteren Verlauf eine ethnisch inspirierte Musik heraus, die einen weiteren Höhepunkt ausformte.
Für die Meditation hat Gotthard Bilgeri lyrische Texte zusammengestellt, die die Musik bereicherten und den Aussagegehalt der dargebotenen Kompositionen sinnlich unterstrich. Er fügte sich hervorragend in den musikalische Fluss ein und rezitierte die Gedichte mit einer schönen Sprache.