Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 17. Jun 2019 · Musik

Die Freude des musikalischen Gebens und Nehmens – David Kessler als Solist und der Orchesterverein Götzis hinterließen einen großen Eindruck

Die Konzerte des Orchestervereins Götzis stellen zwei Mal im Jahr bedeutende Marksteine im dichten Kulturkalender des Landes dar. Mit den dargebotenen Kompositionen gibt es stets Unbekanntes zu entdecken und die Qualität der Werkdeutungen ist beeindruckend. Überdies bietet das Orchester jungen Solistinnen und Solisten Auftrittsmöglichkeiten und ermöglicht ihnen wichtige Erfahrungen und Wegmarken ihres künstlerischen Werdegangs. Dieses Mal stand der Geiger David Kessler am Podium in der Kulturbühne AmBach und begeisterte mit seiner Deutung des vierten Violinkonzertes von Wolfgang Amadeus Mozart. Darüber hinaus erklangen zwei Kompositionen von Anton Fils und Kurt Atterberg, mit denen der Orchesterverein Götzis unter der Leitung von Benjamin Lack seine Vielseitigkeit unter Beweis stellte.

David Kessler hat turbulente Tage hinter sich, denn gerade hat der 19-Jährige die Matura am Feldkircher Musikgymnasium bestanden. Nun musizierte er mit dem Orchesterverein Götzis ein sowohl musikalisch als auch technisch anspruchsvolles Mozart-Violinkonzert und beeindruckte dabei in mehrerlei Hinsicht. Überzeugend stellte er die musikalische Rhetorik der Themen dar, indem in jeder Phrase der innere Dialog des Solisten mit der Musik spürbar war. David Kessler gestaltete die typischen Frage- und Antwortspiele in einem guten Austausch mit dem Orchester, viel Augenmerk auf den Dirigenten und einer schönen Tongebung. Seine Spielhaltung wirkte wohltuend bescheiden und ganz der musikalischen Deutung verpflichtet. In sich abgerundet führte David Kessler im Eröffnungssatz die Themengestalten zu ihren Zielpunkten hin und betonte dabei die leittönigen Gewichtungen wunderbar klar und mit feinem Esprit. Auf seinem Instrument sang er das liedhafte Andante und war ganz auf die Ausdrucksvielfalt des Tones bedacht. Den Humor in der Musik kristallisierte der Solist im abschließenden Rondo mit viel Freude an der thematischen Formgebung heraus.
Die Klangbalance mit dem Orchester war nicht von Beginn an ideal. Insbesondere im Allegro gewährten die Musikerinnen und Musiker dem Solisten durch einen eher unruhigen Duktus fast zu wenig Freiraum.

Kluge Arbeitsteilung und gute Werkdeutungen

Das kluge Zusammenwirken zwischen Profis und Laien und die Arbeitsteilung des Konzertmeisters Markus Ellensohn mit dem Dirigenten Benjamin Lack hat dem Orchesterverein Götzis im Laufe der vergangenen Jahre zu einem qualitativen Höhenflug verholfen. Die Werkauswahl und die Einstudierung der Kompositionen liegt in den Händen von Markus Ellensohn. Den Feinschliff und die versierte Leitung übernimmt dann Benjamin Lack.
Nicht allseits bekannte und vielfach gehörte Werke werden hier geboten. Markus Ellensohn macht Kompositionen ausfindig, die weitgehend unbekannt sind, dann aber durch die originellen Themenfindungen und die kompositorische Verarbeitung umso mehr überraschen. In diesem Sinn ließ die Sinfonie Nr. 2, op. 2 von Anton Fils aufhorchen. Mit viel Schwung stellte das Orchester die einleitende Phrase in den Raum, getragen von einem guten Fundament der tiefen Streicher und des Cembalos im Basso Continuo. Die vielgestaltigen Stimmungsumschwünge zwischen ruhigen Feldern und aufstrebenden Linien formten die Musikerinnen und Musiker plastisch aus. Sie fanden im Andante eine schöne Stimmenbalance und machten mit ihrer engagierten Spielart die Nähe zum Sturm und Drang sowie zum aufkommenden galanten Stil im Finale deutlich.
Der Übergang zum spätromantischen, an Volksmusikidiomen orientierten Musik des schwedischen Komponisten Kurt Atterberg stellte für das Orchester eine Herausforderung dar. Die Suite Nr. 7 ist als Bühnenmusik zu Shakespears Theaterstück „Antonius und Cleopatra“ entstanden und setzt sich aus theatralisch gezeichneten Sätzen zusammen. Klangsinnlich zelebrierten die Musikerinnen und Musiker das „Poetico“ mit expressiven, weit ausschweifenden melodischen Bögen. In Erinnerung blieb auch das „Doloroso“, in dem die Flageoletts der Violoncelli und die ruhigen Tonrepetitionen in den Bratschen einen fein schwebenden Klanggrund für die elegische melodischen Bögen der hohen Streicher bildete.
Seine Freude an der Ausgestaltung schwelgerischer Linien kostete das Orchester auch mit der „Air“ des amerikanischen Komponisten Arthur Foote aus und bedankte sich damit beim Publikum für den jubelnden Applaus.