Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 20. Jän 2019 · Musik

Schillernd virtuose Klangfarbenspiele – die Brassband Vorarlberg unter der Leitung von Benjamin Markl erhielt tosenden Applaus

Eine spezielle Form des Blasorchesters ist die aus England stammende „Brassband“. Seit Jan Ströhle vor nunmehr vier Jahren die Brassband Vorarlberg gegründet hat, frönen begeisterte Blechbläser aus Vorarlberg und Umgebung diesem spezifischen Orchesterklang. Er verlangt einesteils eine virtuose Spieltechnik und gibt den Blechbläsern andernteils die Gelegenheit, in gut aufeinander abgestimmten Klängen zu schwelgen. Zu erleben waren diese Qualitäten beim Konzert in der Kulturbühne AmBach, wo die Brassband Vorarlberg unter der Leitung von Benjamin Markl ein Konzert spielte. Unter dem Motto „Spektrum“ kamen die Klangfarbenvielfalt und der spezielle Klangcharakter der Brassband sehr gut zur Geltung. Als Solist am Euphonium begeisterte Bernd Geser die Zuhörenden.

Inspiriert wurden die Werkauswahl und das gesamte Konzertprogramm von Gilbert Vinters Komposition „Spektrum“. Das berühmte Werk stellte enorme Ansprüche an die 3 Musikerinnen und 28 Musiker der Brassband Vorarlberg. Die Herausforderung nahmen alle Energie geladen an. Mit großem Ausdruck erklangen die mit den Farben des Regenbogens assoziierten Abschnitte des Werkes. Mit zahlreichen Wechselspielen zwischen den hohen und tiefen Registern sowie dem Einsatz von Dämpfern kam das enorme Klangspektrums beeindruckend zur Geltung. Angriffig wirkten beispielsweise jene Passagen, die mit rot in Verbindung standen. Einen mitteilsamen Gesprächscharakter verströmten die Abschnitte, die mit der Farbe grün in Verbindung gestellt wurden. Lustvoll überzeichnet spielten die Musikerinnen und Musiker den Walzer. 

Ein ebenso attraktives Werk stellte die „Partita“ von Philipp Sparke dar. Hier sorgte vor allem die virtuose Spieltechnik der Bandmitglieder für Aufsehen. In rasendem Tempo erklangen gelenkig geführte, chromatische Linien und gespaltene Linienführungen sowie vertrackt verzahnte Motive. Leidenschaftlich entfalteten die Bläserinnen und Bläser den lyrischen Mittelsatz. Besonders in Erinnerung blieb das Cornetsolo des „Solo Principal“ Markus Peter. Er belebte den gesanglich-lyrischen Ton mit einem schön dimensionierten Vibrato. Im Finale formte die Band die gegeneinander geführten Linien spannend und mit vollem Einsatz aus.

Die Qualitäten eines möglichst ausgewogen geführten Tuttiklanges - besetzt mit Cornet sowie Flügelhorn und dem speziellen Althorn, Bariton, Euphonium, Tuba und Posaune - zelebrierte die Brassband Vorarlberg im Choral „All in the April Evening“ von Hugh Roberton (arrangiert von Ray Farr). Über einem leicht dominanten Bassregister entfalteten die Cornets einen schön ausgebreiteten Sound in hohen Lagen. Darüber hinaus blieb der warme Gesamtklang auch im Piano in Erinnerung.

Hervorragender Solist

Im zweiten Set erklangen Werke englischer Komponisten, denn von dort stammt die spezifische Besetzung einer Brassband. Bereits in „Summon the Dragons“ von Peter Graham ließen die Musiker dem Klangfluss freien Lauf. In Paul Lovatt Coopers „Neath the Dublin Skies“ brillierte Bernd Geser am Euphonium. Die irische Tanzsätze spielte er nicht nur virtuos, sondern in der Akzentuierung variantenreich und ausdrucksvoll. Viel Atmosphäre verbreitete er mit seiner warmen Tongebung in den langsamen Passagen. Die Orchestermusiker trugen den Solisten und gestalteten zum Schluss hin eine Stretta, die die Wirkung auf die Zuhörenden nicht verfehlte. Im abschließenden Riverdance trumpfte die Brassband noch einmal gehörig auf. Mit Esprit und mächtiger Perkussion wurde der Hit in den Raum gestellt. Die von Markus Peter „off stage“ gespielten Soli ergaben eine reizvolle Hörperspektive. Besondere Aufmerksamkeit lenkte unter anderem Jodok Lingg am Flügelhorn mit seinem Solo auf sich.

Isabella Pincsek-Huber moderierte das Konzert informativ und Benjamin Markl am Pult der Brassband Vorarlberg trieb die Musiker motivierend an und dirigierte mit exakter Gestik. So wurden die unterschiedlichen emotionalen Ausdrucksgehalte der einzelnen Werke und die Rhythmik markant heraus kristallisiert. Innerhalb von nur drei Probentagen haben die Orchestermitglieder sehr viel erreicht. Wenngleich manche Passagen mitunter mehr Ebenmaß vertragen hätten, rief das hohe Niveau der Musiker Bewunderung hervor. Mitreißend wirkten der Wille zur Gestaltung und die Spielfreude der Brassbandmitglieder auf das begeistert reagierende Publikum.