Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Silvia Thurner · 24. Mai 2009 · Musik

Schauspielmusik im Konzertsaal - „Concerto Stella Matutina“ ließ Wünsche offen

Die Qualität der Konzerte des Barockorchesters „Concerto Stella Matutina“ schraubte die Erwartungen ständig nach oben. So erwartete ich das zweite Abonnementkonzert mit Theatermusik aus den Semi-Opern „The Indian Queen“, „The Prophetess, or the History of Dioclesian“ und „The Fairy Queen“ von Henry Purcell mit Spannung. Doch dieses Konzert zeichnete sich nicht durch die vorher gesetzten Standards aus. Der Devise folgend, dass auch ein größeres Ensemble ohne Dirigenten die Musik konturenreich gestalten kann, musiziert das Barockorchester oft unter der Leitung der Konzertmeisterin Silvia Schweinberger. Der Verzicht auf eine übergeordnete Instanz hatte bei diesem Konzert jedoch zur Folge, dass den Werkdeutungen weitgehend die Plastizität fehlte. Der Countertenor Markus Forster gestaltete die Lieder mit klarer Linienführung und musikalischer Aussagekraft.

Der Geburtstag des englischen Komponisten Henry Purcell jährt sich 2009 zum 350. Mal. Dies nahmen die Programmverantwortlichen zum Anlass und spielten Ausschnitte aus Purcells Semi-Opern. Zur Zeit der Entstehung dieser Werke wurden dazu Schauspieleinlagen bzw. Masken und Tänze dargeboten, um die Handlung zu erzählen. Das „Concerto Stella Matutina“ stellte aus den Originalwerken suitenartige Kompendien zusammen. Obwohl die Dramaturgie der Stücke gut gewählt war, erschloss sich der übergeordnete musikalische Zusammenhang nicht so recht. Die Instrumentalfarben sorgten für Abwechslung und Einzelleistungen von OrchestermusikerInnen ließen in bemerkenswerten Passagen aufhorchen. Bei der Konzertmeisterin Silvia Schweinberger und dem Cembalisten Johannes Hämmerle und abschnittweise beim Trompeter Herbert Walser-Breuß liefen die Fäden zusammen. Für eine beziehungsreiche Ausgestaltung der Agogik sowie Phrasierungsbögen reichten diese Führungskräfte jedoch nicht aus. Nicht etwa unkorrekte Einsätze oder Koordinationsschwierigkeiten trübten den Gesamteindruck, sondern dass die Musik zu ebenmäßig und mit wenig dynamischer Kraft einfach so dahin floss. Die Oboen fügten sich gut in den Orchesterklang ein, allerdings stellt sich die Frage, ob der Einsatz von Blockflöten, vor allem in „The Prophetess or The History of Dioclesian“ nicht doch für einen mehr konturierten musikalischen Fluss gesorgt hätte.

Markus Forster im Dialog mit den Musikern

Als Gast wurde der Countertenor Markus Forster eingeladen. Er sang die Lieder aus „The Indian Queen“, „The Prophetess“ und „The Fairy Queen“ mit einer ausgeglichenen Linienführung. Koloraturen und Melismen gestaltete er mit einem schönen Timbre in allen Lagen, und die charakteristischen Ausdrucksgehalte wurden gut ausgeformt. Dem Countertenor kam zu gute, dass die dargebotenen Lieder weitgehend von einer kleinen Continuobesetzung oder solistisch besetzten Instrumentalstimmen begleitet wurden.