Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 25. Mai 2009 · Musik

Mit zeitkritischen Werken in bester Gesellschaft - zwei Werke von Hans-Udo Kreuels uraufgeführt

Payam Taghadossi (Cello), Mohammad Ehtemam (Klarinette) und Hans-Udo Kreuels verbindet eine Künstlerfreundschaft. Gemeinsam musizierten sie im Salon der Villa Grünau in Kennelbach Werke von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven und Michael Glinka. Im Mittelpunkt standen die Uraufführungen der beiden Kompositionen „Klage an mein Volk“ und „Day after“ von Hans-Udo Kreuels, die er seinen Musikpartnern auf den Leib geschrieben hatte. Besondere Aufmerksamkeit fand der erst 20-jährige Payam Taghadossi unter anderem mit Kreuels’ „Klage an mein Volk“.

Hans-Udo Kreuels bezog sich in seinem Werk „Klage an mein Volk“ für Violoncello solo auf einen Brief von Franz Schubert. Mittels vielschichtiger Zustandsbeschreibungen lotete der Cellist das musikalische Material aus und tastete Grenzbereiche von Tonqualitäten und Klangcharakteren ab. Einleitend erklang ein motivischer Gedanke mit feinsinnigen Obertonklängen, die abrupt von hart wirkenden Tonblöcken unterbrochen wurden. Die Erregung nach diesen Ausbrüchen wurde originell ausgependelt, sodass sich ein gut nachvollziehbarer Energiefluss ergab. Das Werk eröffnete in der ausdrucksstarken Interpretation des 20-jährigen Cellisten Spielraum für eigene Fantasien und individuelle Deutungen. Einen ganz anderen Charakter hatte das Werk „Day after“ für Klarinette und Klavier. Der Werktitel gab die Hörrichtung vor. Die Spannung lag unter anderem in der Art und Weise, wie der Komponist aus Liegetönen und Tonrepetitionen neue melodische Gedanken heraus kristallisierte und belebte. Zuerst wurde die Hörperspektive auf die melodische Ebene gelenkt und in weiterer Folge auf die Beziehungen zwischen den Tönen. Auch dieses Werk, das Mohammad Ehtemam zusammen mit dem Komponisten zur Uraufführung brachte, zeichnete sich durch eine eigenständige kompositorische Handschrift aus. Jugendliche Gestaltungskraft Payam Taghadossi ist ein bemerkenswerter Cellist, der sich inzwischen allseits einen hervorragenden Namen gemacht hat. Seine Spielart begeistert, denn er besitzt ein bewundernswertes Gespür für eine lyrisch-poetische Themengestaltung. Außerdem unterstreicht er die besonderen Charaktere bestimmter Passagen dadurch, der er den Geräuschanteil des Einschwingungsvorganges in die musikalische Klangmodellierung mit einbezieht. Dies zeigte sich in Schuberts „Sonate in a“ für Arpeggione und Klavier (D821) besonders. An seiner Seite musste sich Hans-Udo Kreuels mit einem unzureichenden Klavier abfinden. Auf diesem Instrument stieß er mit seinem Bemühen um eine sensible Anschlagskultur und dynamische Abschattierungen alsbald an die Grenzen des Machbaren. Kammermusik in schönem Ambiente Mit Esprit interpretierten die drei Musiker Beethovens Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier in B, op. 11 und Michael Glinkas „Trio pathéthique“ für Klavier, Klarinette und Fagott (hier mit Violoncello). Gut ausgeformt erklangen die musikalischen Hauptgedanken in den teilweise virtuos gesetzten Kompositionen. Das Miteinander und der gemeinsame Geist der Musizierfreude wirkten nachhaltig auf das Publikum, deshalb waren spieltechnische Unzulänglichkeiten wenig relevant.