Silvia Thurner · 07. Jun 2009 · Musik
Musik aus Japan - fern und doch so nah an der europäischen Tradition
Seit fast zwanzig Jahren musizieren der Gitarrist Gerhard Ganahl und der Flötist Martin Vallaster gemeinsam auf der Bühne. Unbeirrt ihrer musikalischen Überzeugung folgend, stellen sie themengebundene Programme zusammen, denen aufwendige Recherchen voraus gehen. Seit genau 140 Jahren pflegen Österreich und Japan diplomatische Beziehungen miteinander. Dies war für „Flutar“ der Ausgangspunkt des Konzertes „Spring in Japan“, in dem sie in der Landesbibliothek zahlreiche, hierzulande unbekannte japanische Komponisten und ihre Werke präsentierten.
Die Werkauswahl war vielfältig und folgte einer einheitlichen ästhetischen Linie. Ausschließlich Werke einer „gemäßigten Moderne“ des 20. Jahrhunderts kamen zur Aufführung. Typische melodische Wendungen und harmonische Skalen sowie von Werk zu Werk individuelle Stimmungen in der Gitarre sorgten für Abwechslung. Einige Werke sind ursprünglich für die traditionellen japanischen Instrumente Shakuhachi (Bambusflöte) und Koto (Zither) entstanden. Besonders jene Kompositionen, in die explizit Volksliedmelodien eingebaut worden sind, weckten die Neugier, wie sie wohl im Original klingen. Doch Martin Vallaster und Gerhard Ganahl bemühten sich um Authentizität und führten informativ durch das Programm.
Bildhafte Musik
Vor allem „Toward the Sea“ von Toru Takemitsu, dessen Ouevre auch in Europa hoch geschätzt wird, bestach durch eine individuelle Kompositionsart. Das Werk ist bereits 1980/81 im Auftrag von Greenpeace entstanden, die Ambivalenz der musikalischen Gedanken und die Gestaltung der Zeit bildeten die Kerngedanken der ausdrucksstarken Interpretation von Flutar. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ auch Ryo Nodas Komposition „Nagaré“, in dem sich das japanische Idiom in der melodischen Gestaltung mit perkussiven Klangereignissen und Klängen mit hohem Geräuschanteil energiegeladen vermischten. Einen erstaunlichen Drive entwickelte das Lied „Sunayama“, das Kosaku Yamada bereits 1926 komponiert hat. Unterhaltsam nachzuhören war auch Mineo Yoshidas „Fantasy“. Die Musiker schufen mit einem spielerischen Impetus melodische Bewegungsimpulse, wechselseitigen Stillstand und gegenseitige Annäherungen. Auf diese Weise kam die Inspiration des Komponisten von spielenden Tieren unterhaltsam zur Wirkung. Überraschende Wendungen und einen expressiven Ausdruck entfaltete auch Mao Yamagishis Werk „KI“.
Lediglich eine Komposition wirkte auf mich allzu geschmäcklerisch, nämlich Takashi Ogawas „Dernier rêve à l’ouest“ aus dem Jahr 1999, eine Art Virtuosennummer mit Bouzouki-Anklängen in der Gitarre.