Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 21. Mai 2009 · Musik

Appenzeller Dancefloor - Die Schweizer Band "Import-Export" auf ausgefallenen Wegen

Eine kreative Gruppe Musiker und Performancekünstler reiste aus der Schweiz an, um aus dem Spielboden für einen Abend einen ‚Ballroom’ zu machen. Zu hören bzw. zu sehen waren die geistreiche Musik des Ensembles „Import-Export“ und eine außergewöhnliche Videoinstallation des Künstlerduos „Anyma“ und Merkwerk. Besondere Aufmerksamkeit lenkte der preisgekrönte Videobass auf sich.

Den musikalischen Ausgangspunkt bildete originale Appenzeller Tanzbodenmusik, die auf Schellacks abgespielt worden ist. Der Elektroniker Fa Ventilato agierte am Computer als Drahtzieher eines außergewöhnlichen Quartetts rund um den Akkordeonisten Goran Kovacevic. An seiner Seite musizierten Stefan Baumann (Violoncello), Patrick Kessler (Kontrabass) und Carlo Lorenci (Schlagzeug). Das begleitende Rauschen und Knacksen der Schellack, machte die Volksmusik zu einem für die Live-Elektronik interessanten Schallereignis. Denn genau diese Begleitgeräusche führte Fa Ventilato über in Sounds, die den Musikerkollegen als Grundlage für ihre Musik dienten. Mit viel Fantasie lösten die Ensemblemusiker die originalen 'Sampels' allmählich auf und transformierten sie musikalisch weiter in einen anderen ‚Aggregatzustand’. Alsbald bildeten sich rhythmische Patterns, die eine Musik in der Art des ‚Dancefloor’ mit traditionellen Instrumenten erzeugte. Ein gut proportionierter formaler Bogen sowie der „Lawinenwalzer“ boten Anhaltspunkte und eine Klammer beim Hören einer Musik, die musikalisch höchst inspiriert wirkte. Eigentlich wollte das Ensemble die KonzertbesucherInnen zum Tanzen animieren, doch dies gelang nur bedingt, zumal sich wenig Publikum am Spielboden eingefunden hatte. Erst nachdem Patrick Kessler erzählt hatte, unter welch widrigen Umständen der Tanzboden von der Schweiz nach Österreich eingeführt werden durfte, ließen sich ein paar ZuhörerInnen zum Tanz überreden.

Originalsounds auf Tauchstation

Allerdings bot die Musik von „Import-Export“, mit ihrem fließenden Bewegungscharakter und dem sich einstellenden Drive auch viel für die Ohren. Die zugespielte Volksmusik aus dem Appenzell bekam dabei eine ganz besondere Färbung, denn die Dreiklangszerlegungen und die einfache Harmonik wirkten wie Klanginseln im kontinuierlichen Fluss der Musik. So entwickelte sich ein Auf- und Abtauchen musikalischer Phrasen in einem dichten Klanggewebe, das stets transparent und gut dosiert aufeinander abgestimmt war.

Rhythmische Videokunst

Einen besonderen Touch erhielt das Konzert durch die zusätzliche visuelle Performance des Künstlerduos Anyma (Michael Egger, Maite Colin) und die Bühneninstallation von Merkwerk (Markus Lüthi). Weiße Scheiben implizierten die Stirnseiten von Heuballen. Auf diese wurden vielgestaltige, bewegte Bilder, beispielsweise von Kuhköpfen, Hufen, Gräsern, Menschen und Landschaften projiziert. Umgesetzt wurde dies mit dem von „anyma“ entwickelten und preisgekrönten Videobass. Mit diesem kann der Spieler auf dem Griffbrett die Videoclips auswählen und mit der rechten Hand quasi rhythmisieren. So entfaltete sich ein faszinierendes Miteinander zwischen rhythmisch betonter Musik und dazu passenden Videos. „Import-Export“ bot eine außergewöhnliche Kombination von tradierten und neuen Musikstilen, zusammen mit den VideokünstlerInnen entstand eine erfrischend humorvolle und musikalisch inspirierte Performance.