Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Anita Grüneis · 16. Mai 2021 · Musik

Podiumskonzert im TAK: der fulminante Pianist Daniel Berger

Bei der Halbzeit der diesjährigen Podiumskonzerten sorgte der junge Pianist Daniel Berger für ein außerordentliches Konzerterlebnis. Auf dem Programm standen Werke von Josef Gabriel Rheinberger, Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Franz Liszt sowie eine Uraufführung zweier Stücke des Liechtensteiner Komponisten Jürg Hanselmann. Das Publikum im TAK, das im Rahmen seiner erlaubten Besucherzahl ausverkauft war, zeigte sich begeistert.

Daniel Berger spielt nicht nur außerordentlich virtuos, sondern auch temperamentvoll und spannungsgeladen. War das Allegretto amabile von Josef Gabriel Rheinberger zu Beginn ein eher weicher und nahezu elegischer Einstieg, so nahm das musikalische Geschehen schon bei Ludwig van Beethovens Sonate op.2 Nr. 3 mächtig Fahrt auf. Dabei zeigte sich auch die Qualität von Daniel Bergers Interpretationen – er ließ die Spannung nie abreißen, baut sie immer wieder neu auf und setzt dabei markante Akzente. Sein «Allegro von brio» hatte flackerndes Feuer, die donnernden Passagen glitten mühelos in zarte Melodik, im «Adagio» wurde es dann auch mal unheilschwanger und erinnerte bisweilen an die 3. Sinfonie, die Beethoven sieben Jahre später komponierte.

Nach Beethoven folgte die Fantasie op. 116 von Johannes Brahms. Diese «Monologe eines Einsamen» interpretierte Daniel Berger sehr kraftvoll, aber auch romantisch und macht dabei auf die Nähe zur Musik von Robert Schumann aufmerksam. Beim Capriccio Allegro Passionata zündete Daniel Berger ein wahrhaftes Feuerwerk an Kaskaden, die perlend ineinander stürzten. Blitzschnell geschah das alles und ungemein virtuos.

Uraufführung von Hanselmann-Werken

Eine Zeitlang war es bei den Podiumskonzerten Tradition, jedes Jahr auch die Uraufführung eines Auftragswerkes zu präsentierten. Diese Idee musste mangels Komponisten aufgegeben werden, allerdings soll sie in geänderten Form wieder aufleben, wie der künstlerische Leiter Graziano Mandozzi erklärte. Und so gab es schon an dieser Matinee wieder eine Uraufführung. Komponist Daniel Hanselmann hat in seinen Stimmungsbildern für Klavier zwei kurze Werke, die noch nie live aufgeführt wurden. Es sind dies für den November «Martini» und für den Januar «Burla». Daniel Berger ließ die zwei Werke humorvoll aufleben: «Martini» wirkte wie eine musikalische Spielerei mit Melodien, die sich im Kanon verlieren, «Burla» stand für Schabernack, den der Pianist zu einem Fangspiel werden ließ, bei dem die Triller nur so spotteten, um dann plötzlich zu verstummen.

Zum furiosen Schluss wurde «Années de Pèlerinage (Deuxième Année – Italie)» von Franz Liszt nach dem Sonett 104 von Petrarca. Daniel Berger, der im Leistungsfach an der Kantonsschule Italienisch belegt, ließ es sich nicht nehmen, das Sonett in der Originalsprache vorzutragen, bevor er es in seine musikalische Sprache umsetzte. Auch hier zeigte sich wiederum die stupende Technik, die der junge Pianist mühelos beherrscht. Sein Merkmal, das rasche Umsteigen von den rasanten Partien in die weichen Passagen, gelang ihm hier wieder außerordentlich gut, wie er auch in der Zugabe mit Liszts «Waldesrauschen, Vivace Des-Dur» noch einmal bewies. Dass er alle Werke auswendig spielte, ist ein weiteres Markenzeichen dieses hochbegabten jungen Mannes.

Die Podiumskonzerte sind übrigens für weitere zehn Jahre gesichert. Dafür stellte die Hans-Gröber-Stiftung eine halbe Million Franken zur Verfügung, was sicher im Sinne der Mäzenin Lotte Schwarz ist, die maßgeblich an der Gründung dieses Nachwuchs-Wettbewerbs beteiligt war und vor sechs Jahren starb. Das nächste Matinee-Konzert ist am 13. Juni mit Patricia Sa Duarte, Klarinette und Isa-Sophie Zünd, Klavier. Das letzte Konzert vor der Preisverleihung am 27. Juni ist am 20. Juni mit dem Kammermusikensemble der Familie Wocher aus Rankweil.

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