Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 15. Mai 2021 · Musik

Das Concerto Stella Matutina faszinierte mit vitalen und klangsinnlichen Werkdeutungen

Nach Monaten der Abstinenz vom Konzertbetrieb setzte das „Concerto Stella Matutina“ mit einem erlesenen Programm einen erfrischenden Markstein an den Beginn der neuen Saison. Unter dem Motto „Pavel, der Feldtrompeter“ widmete sich das Orchester dem mährischen Komponisten Pavel Vejvanovsky. Herbert Walser-Breuß kennt die Qualitäten Vejvanovskys, Trompeter und Kapellmeister des Fürsten Carl Liechtenstein-Castelcorn von Ölmütz, seit Jahrzehnten. Er stellte eine erlesene Werkauswahl zusammen, und unter seiner Leitung begeisterte das CSM mit einer vielgestaltigen Instrumentierung und einer feinfühligen Spielart. Die variantenreichen Kompositionen im barocken Stil verströmten allesamt einen melodisch-melancholischen Charakter. Poesievoll wurden die Trompeten, Posaunen und Streicher nicht in einen klanglichen Gegensatz, sondern in eine Beziehung zueinander gestellt.

Freudvoll und energiegeladen spielte das „Concerto Stella Matutina“ und ließ sogleich mit der Sonata à 10 von August Kertzinger aufhorchen. Die Wechselspiele zwischen den Trompeten und Posaunen und den Streichern ergaben ein farbiges musikalisches Panorama und verströmten Leichtigkeit. Nach dieser Einstimmung präsentierte das Barockorchester Werke von Pavel Josef Vejvanosvksy. Die Kompositionen zeichneten sich durch einfallsreiche Themen aus, die einen lyrischen und oftmals auch melancholischen Grundcharakter verströmten. Die verblüffende Harmonik und Rhythmuswechsel lenkten immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich und illustrierten die Raffinesse des Komponisten.

Die Musikerinnen und Musiker des „Concerto Stella Matutina waren in Hochform und kristallisierten die Qualitäten der Werke ausdrucksstark heraus. Außerdem brachte die Werkzusammenstellung viel Abwechslung und unterstrich die Wechselwirkungen zwischen den Kompositionen. Ein weiterer kluger Schachzug bestand darin, dass Thomas Boysen, dem Duktus der Werke angepasst, zwischen der Gitarre und der Laute wechselte. Verbunden mit straffen Phrasierungen und einem rhythmusbetonten Basso Continuo entstand ein mitreißender musikalischer Energiefluss.

Nach Monaten einer aufgezwungenen Entschlackungskur für die Ohren, werden klangsinnliche Ereignisse, eine gut austarierte Intonation und harmonische Farben wie mit neuem Glanz erfahren. So jedenfalls ging es mir beim Konzert mit dem Concerto Stella Matutina in der Kulturbühne AmBach. Fünf Mal standen die Orchestermusikerinnen und -musiker auf der Bühne, um alle Abonnementinnen und Abonnementen den Musikgenuss zu ermöglichen.

Besonders in Erinnerung blieb unter anderem die „Harmonia Romana“ (IV 201), wo die Zwiesprache zwischen der Trompete (Bernhard Lampert) und den drei Posaunisten (Stefan Konzett, Robert Schlegl und Erwin Wendl) beeindruckte. Die Feinheit des Zusammenspiels kam auch in der Sonata „Tribus Quadrantibus“ für Trompete, Posaune, Violine und Basso Continuo wunderbar zur Geltung.

Aufsehen erregender Konzertmeister

David Drabek als Konzertmeister hat sich sehr gut in den Klangkörper eingelebt und überzeugt mit seinen besonderen Qualitäten am ersten Pult des „Concerto Stella Matutina“ immer mehr. Die Art, wie er unter anderem den Solopart in der „Passagio“ ausgestaltete und in einen Dialog mit der Bratsche trat ,sowie die Tongebung der Violine in der geteilten Linienführung, zog die Zuhörenden in seinen Bann.

Auch die Sonata à 6 „Campanarum vulgo Glockeriana“ von Philipp Jakob Rittler machte erfrischende musikalische Erlebnisse möglich. Die illustrative Musik mit den vielen Dreiklangszerlegungen, den Pizzicati in der Bratsche und die Glockenklänge der Violine verblüffte durch die Harmonik und die modern angelegte Dynamik.

Die Stimmung im Saal war hervorragend und die Begeisterung groß, so dass es nach den inspirierten Werkdeutungen zahlreiche Konzertbesucherinnen und -besucher nicht mehr auf ihren Sitzen hielt.

Tipp zum Nachhören
Montag, 31. Mai, Radio Vorarlberg, 21.05 Uhr