Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 27. Mai 2019 · Musik

Orchestrale Kraft im Streichquartett und ein kommunikativer Partner am Klavier – viel Applaus für das Quartetto di Cremona und Aaron Pilsan bei der Schubertiade Hohenems

Sein Debüt bei der Schubertiade Hohenems feierte das italienische Quartetto di Cremona gemeinsam mit dem hierzulande bestens bekannten Pianisten Aaron Pilsan und einem außergewöhnlichen Programm. Forciert im Klang stellten die Quartettmusiker Beethovens „Große Fuge“ in den Saal, ersetzten im Zusammenspiel mit Aaron Pilsan in Mozarts Klavierkonzert KV 414 ein ganzes Orchester und begeisterten insbesondere mit der Darbietung des Klavierquintetts op. 44. Eine große Fangemeinde feierte den Pianisten Aaron Pilsan, der sich auch bei diesem Konzert als hervorragender Kammermusikpartner präsentierte und mit spieltechnischer Brillanz und einer guten Portion Humor die Musik mit Leben erfüllte.

Die „Große Fuge“ für Streichquartett, op. 133 ist ein Werk der Sonderklasse, das ein besonderes Maß an Eigenverantwortung von jedem einzelnen Musiker einfordert. Diese Qualitäten loteten Cristiano Gualco, Paolo Andreoli (Violine), Simone Gramaglia (Viola) und Giovanni Scaglione (Violoncello) in ihrem Zusammenwirken gut durchdacht aus. Im ersten Moment erschien die Spielweise des italienischen Streichquartetts schroff artikuliert und ziemlich lautstark. Doch dieser Höreindruck relativierte sich vor allem in den langsamen Passagen, in denen sich die Linienführungen stringent herausbildeten. Wenngleich manche Übergänge mitunter etwas abrupt wirkten, kamen die kompositorischen Quintessenzen in der individuellen Werkdeutung des Quartetto di Cremona gut zur Geltung.

Zwiespältige Klangwirkungen

Das Klavierkonzert KV 414 von W. A. Mozart spielte das Quartetto di Cremona mit Aaron Pilsan als Solist. Allein die Konzertaufstellung mit dem Klavier im Klanghintergrund und die Quartettmusiker im Vordergrund war gewöhnungsbedürftig. Doch der Klangfluss und die Rhetorik der Musik stellte sich mit den markant betonten Phrasierungsbögen rasch ein. Seine Musikpartner zu einer intensiven Kommunikation zu motivieren, ist eine besondere Eigenschaft von Aaron Pilsan. Genau dieser Austausch zeichnete auch den Eröffnungssatz des Klavierkonzertes aus. Das Andante spielten die Musiker in einem sehr gemäßigten Tempo, umso mehr wirkte schließlich der spielerische und humorvolle Esprit im Finale. Im Verglich zum weithin bekannten Orchesterpart ergab sich ein überraschendes Resümee: Während der Streichquartettklang insbesondere in den Fortepassagen den Orchesterpart vollauf „ersetzte“, wirkten die im Piano geführten Abschnitte klanglich eher eindimensional.

Eine Werkdeutung voll Kraft und Frische

Den Höhepunkt des Abends lieferten die fünf Musiker mit Robert Schumanns Klavierquintett, Opus 44, das sie mit einem gemeinsamen Atem, kraftvoll ausgeloteter Stimmenbalance und einem mitreißenden Erzählton ausgestalteten. Ungewöhnlich modelliert erklang der zweite Satz, in dem die Musiker die Satzangabe „in modo d’una marcia“ sehr wörtlich nahmen. So stand nicht der geheimnisvolle mystisch-romantische Charakter des Themas im Vordergrund, sondern der schreitende Duktus. Reizvoll dazu wirkte der markant gesetzte Gegenpol zum Seitengedanken. Mit sprühender Intensität und unerwarteten Klangeffekten stellten Aaron Pilsan und das Quartetto di Cremona das virtuose Scherzo in den Raum. Die stolze Geste im Finale kosteten die Musiker voll aus und schufen mit der fulminant modellierten Doppelfuge in der Schlusspassage eine schöne Klammer zu Beethovens Fuge.