Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Silvia Thurner · 23. Mai 2019 · Musik

„Lass uns eine Orgel bauen“ – Alexander Moosbrugger, Wendelin Eberle und Olaf Schmitt weckten die Vorfreude auf ein sehr außergewöhnliches Opernereignis

Es ist bekannt, dass der aus dem Bregenzerwald stammende und in Berlin lebende Komponist Alexander Moosbrugger im Auftrag der Bregenzer Festspiele eine Oper komponiert. Im Rahmen des dritten Opernateliers gewährten der Komponist und der Dramaturg der Bregenzer Festspiele, Olaf Schmitt, viele Einblicke in den Verlauf der kompositorischen Arbeit. Dazu wurden spektakuläre Aussichten geliefert, denn für das erste Bühnenwerk von Alexander Moosbrugger werden Wendelin Eberle, Chef der Firma Orgelbau Rieger, und sein Team eine Orgel auf die Werkstattbühne im Bregenzer Festspielhaus bauen.

Viele Kunst- und Musikinteressierte folgten der Einladung in die Werkstatt der Firma Rieger in Schwarzach und erlebten im inspirierenden Ambiente, inmitten eine Vielzahl von alten und neuen, riesigen und kleinen Orgelpfeifen einen zugleich informativen, interessanten und humorvollen Einblick in die künstlerische Lebens- und Arbeitswelt des Komponisten Alexander Moosbrugger und des Orgelbauers Wendelin Eberle.

Kreativer und innovativer Orgelbau 

Zuerst erzählte der Firmenchef von den Tätigkeitsbereichen der Orgelbaufirma und versetzte wohl viele Zuhörende in Staunen. Unter anderem war zu erfahren, dass in der Firma Rieger vom Metallgießen über die mechanischen und elektronischen Arbeiten bis hin zum Design jede neue Orgel zu fast hundert Prozent im Haus erdacht, erarbeitet und gefertigt wird.
Nach den anregenden Informationen erinnerten sich Wendelin Eberle und Alexander Moosbrugger im Gespräch mit Olaf Schmitt an bereits stattgefundene Kooperationen, erzählten von der sogenannten „Moosbrugger Pfeife“ und gaben Auskunft, dass eine neue Orgel zugleich als raumfüllend und den Raum definierendes Instrument auf der Werkstattbühne gebaut wird.

Mit Windintensitäten Klänge modellieren

Alexander Moosbrugger ist nicht nur als Komponist sehr erfolgreich und aktiv, sondern auch als Organist. Mit Wendelin Eberle hat er für die Konzeption seines neues Werkes einen kongenialen Partner an seiner Seite. Beide sind Klangtüftler und von der kreativen Erforschung von Klangarchitekturen sowie der Gestaltung von Einschwingvorgängen fasziniert. Anhand eingängiger Beispiele demonstrierten der Orgelbauer und der Komponist in welcher Art der Wind die Tonqualitäten von Orgelpfeifen gestaltet und verändert und wie sich mit Windintensitäten spielen lässt. Erweitert mit Sinustönen, Liveelektronik sowie einem Streichquartett und Singstimmen lässt sich ungefähr erahnen, in welch spannende musikalische Welten das neue Bühnenwerk von Alexander Moosbrugger die Zuhörenden führen wird.

Ein Buch als vielschichtige Inspirationsquelle

Die Grundlage für die das Bühnenwerk namens „Wind“ bildet das Buch „Hypnerotomachia Poliphili“. Der Dominikanermönch Francesco Colonna hat das künstlerisch hochwertig gestaltete Buch im Jahr 1499 veröffentlicht. Unter anderem geht es dabei um die Liebe zwischen Poliphili und Polia, um Innen- und Außenwelten sowie Verdoppelungen in fantasiereichen Traumebenen.
Namhafte Musiker wie das Quatuor Diotima und die Sopranistin Hanna Herfurtner konnten bereits engagiert werden. Auch die bildende Künstlerin Flaka Haliti sowie Jan Essinger werden im Rahmen der szenischen Einrichtungen mitwirken. Mit diesem dritten Einblick in das Opernatelier wurde eine große Erwartungshaltung geweckt. Ein derartig einzigartiges Bühnenwerk, bei der eine Orgel den musikalisch-kompositorischen Raum bestimmt und den Bühnenraum sowie das Auditorium mit einbezieht, haben die Bregenzer Festspiele noch nicht erlebt.