Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 04. Jul 2019 · Musik

Natur und Träume – Corinna Scheurle und Hanna Bachmann bedankten sich mit einem romantischen Klavier- und Liederabend

Jedes Jahr zeichnet der Richard Wagner Verband Vorarlberg herausragende junge Musikerinnen und Musiker bzw. Sängerinnen und Sänger aus und ermöglicht ihnen unter anderem Opernbesuche bei den Festspielen in Bayreuth. Die Mezzosopranistin Corinna Scheurle sowie die Pianistin Hanna Bachmann konnten sich in den vergangenen beiden Jahren über diese Anerkennung freuen. Nun bedankten sie sich mit einem Klavier- und Liederabend im vorarlberg museum. Dazu hatten sie sich ein spezielles Programm ausgedacht. Auf der einen Seite deuteten sie sehr bekannte Lieder von Robert Schumann und Gustav Mahler, auf der anderen Seite gab es eine unbekannte Sonate von Richard Wagner zu entdecken. Die Darbietungen der beiden Künstlerinnen bereiteten Freude in der musikalischen Aussage, verwunderten jedoch in der Werkauswahl.

Die Mezzosopranistin Corinna Scheurle und die Pianistin Hanna Bachmann haben ihre Karriere bereits erfolgreich gestartet. Im kommenden September wird die Mezzosopranistin Mitglied im Ensemble der Bayerischen Staatsoper in München. Hanna Bachmann fand erst kürzlich mit ihrer zweiten CD-Einspielung viel Anerkennung und konzertiert international.

Romantische Liedkunst

Gemeinsam interpretierten die Künstlerinnen den berühmten Liederkreis op. 39 nach Gedichten von Joseph von Eichendorff von Robert Schumann. Das warme Timbre der Mezzosopranistin entfaltete sich sogleich im ersten Lied „In der Fremde“, aufhorchen ließ auch die klare Diktion der Sängerin. Besonders gelangen der Mezzosopranistin jene Lieder, die die Freude des Diesseits zum Ausdruck brachten. In „Waldesgespräch“ stellte Corinna Scheurle ihr Temperament in unterschiedlichen Rollenzuteilungen gut dar und verwies damit klar darauf, dass sie im Opernfach zuhause ist. „Schöne Fremde“ formte die Sängerin spannungsgeladen, eine stoische Ruhe verbreitete sie dem Inhalt entsprechend in „Auf der Burg“.
Auch fünf Lieder von Gustav Mahler nach Texten von Friedrich Rückert präsentierten Corinna Scheurle und Hanna Bachmann. Die Aufmerksamkeit lenkte vor allem „Blicke mir nicht in die Lieder“ auf sich, in dem die Sängerin einen direkten Kontakt zum Publikum aufbaute. Die allmähliche Transformation im Lied „Um Mitternacht“ entwickelte Corinna Scheurle in einer beziehungsreichen dynamischen Steigerung, die den Ausdrucksgehalt herauskristallisierte. In „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ blieb das ausdrucksstarke Piano in tiefen Lagen in Erinnerung.

Vielgestaltige Klavierparts

Hanna Bachmann gestaltete die Klavierparts geistreich und unterstrich in Schumanns Liederkreis zahlreiche textdeutende Passagen. In den Mahlerliedern kamen die harmonischen Farben der Linienführungen besonders zur Geltung.
Die Auswahl der dargebotenen Liederzyklen von Schumann und Mahler verwunderte, denn die dargebotenen Lieder sind allseits höchst bekannt und stellen durch die differenzierte kompositorische Anlage enorme Ansprüche an die Ausführenden. So gesehen setzten sich Corinna Scheurle und Hanna Bachmann allein durch die Werkauswahl unweigerlich einem allzu großen Vergleich aus, der die individuelle Kunst des Liedgesanges mitunter in den Schatten übermächtiger Vergleiche stellte.

Mitteilsame Klavierwerke

Zu entdecken gab es die weithin unbekannte Sonate für Klavier in As-Dur (WWV 85) von Richard Wagner. Das poetisch angelegte Werk spielte Hanna Bachmann mit einem erzählenden Duktus und brachte damit den dramaturgischen Bogen des mitteilsamen Stückes gut zur Geltung. In den plastisch ausgeformten Steigerungsbögen zeigten sich jedoch auch die Grenzen des Instrumentes, das im vorarlberg museum zur Verfügung stand.
Beethovens Andante für Klavier in F-Dur (WoO 57) musizierte Hanna Bachmann feinsinnig. Sie betonte den pastoralen Ausdrucksgehalt, der auch von der Ambivalenz zwischen „schwebenden“ Tonrepetitionen und einer erdigen Bodenhaftung lebte, und kristallisierte das Hauptthema mit verinnerlichtem Pathos heraus.
Den Höhepunkt des Abends stellte die Sonate für Klavier in g-moll, op. 22 dar. Die Pianistin modellierte die Themen plastisch und energiegeladen. Aufhorchen ließen unter anderem der Klangfarbenwechsel am Beginn des langsamen Satzes, der vielsagend geformte offenen Schluss sowie der ungestüme Charakter des Scherzos.
Den Kreis zu Richard Wagner schlossen Corinna Scheurle und Hanna Bachmann stimmig mit Wagners Wesendoncklied „Träume“.