Natur und Träume – Corinna Scheurle und Hanna Bachmann bedankten sich mit einem romantischen Klavier- und Liederabend
Die Mezzosopranistin Corinna Scheurle und die Pianistin Hanna Bachmann haben ihre Karriere bereits erfolgreich gestartet. Im kommenden September wird die Mezzosopranistin Mitglied im Ensemble der Bayerischen Staatsoper in München. Hanna Bachmann fand erst kürzlich mit ihrer zweiten CD-Einspielung viel Anerkennung und konzertiert international.
Romantische Liedkunst
Gemeinsam interpretierten die Künstlerinnen den berühmten Liederkreis op. 39 nach Gedichten von Joseph von Eichendorff von Robert Schumann. Das warme Timbre der Mezzosopranistin entfaltete sich sogleich im ersten Lied „In der Fremde“, aufhorchen ließ auch die klare Diktion der Sängerin. Besonders gelangen der Mezzosopranistin jene Lieder, die die Freude des Diesseits zum Ausdruck brachten. In „Waldesgespräch“ stellte Corinna Scheurle ihr Temperament in unterschiedlichen Rollenzuteilungen gut dar und verwies damit klar darauf, dass sie im Opernfach zuhause ist. „Schöne Fremde“ formte die Sängerin spannungsgeladen, eine stoische Ruhe verbreitete sie dem Inhalt entsprechend in „Auf der Burg“.
Auch fünf Lieder von Gustav Mahler nach Texten von Friedrich Rückert präsentierten Corinna Scheurle und Hanna Bachmann. Die Aufmerksamkeit lenkte vor allem „Blicke mir nicht in die Lieder“ auf sich, in dem die Sängerin einen direkten Kontakt zum Publikum aufbaute. Die allmähliche Transformation im Lied „Um Mitternacht“ entwickelte Corinna Scheurle in einer beziehungsreichen dynamischen Steigerung, die den Ausdrucksgehalt herauskristallisierte. In „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ blieb das ausdrucksstarke Piano in tiefen Lagen in Erinnerung.
Vielgestaltige Klavierparts
Hanna Bachmann gestaltete die Klavierparts geistreich und unterstrich in Schumanns Liederkreis zahlreiche textdeutende Passagen. In den Mahlerliedern kamen die harmonischen Farben der Linienführungen besonders zur Geltung.
Die Auswahl der dargebotenen Liederzyklen von Schumann und Mahler verwunderte, denn die dargebotenen Lieder sind allseits höchst bekannt und stellen durch die differenzierte kompositorische Anlage enorme Ansprüche an die Ausführenden. So gesehen setzten sich Corinna Scheurle und Hanna Bachmann allein durch die Werkauswahl unweigerlich einem allzu großen Vergleich aus, der die individuelle Kunst des Liedgesanges mitunter in den Schatten übermächtiger Vergleiche stellte.
Mitteilsame Klavierwerke
Zu entdecken gab es die weithin unbekannte Sonate für Klavier in As-Dur (WWV 85) von Richard Wagner. Das poetisch angelegte Werk spielte Hanna Bachmann mit einem erzählenden Duktus und brachte damit den dramaturgischen Bogen des mitteilsamen Stückes gut zur Geltung. In den plastisch ausgeformten Steigerungsbögen zeigten sich jedoch auch die Grenzen des Instrumentes, das im vorarlberg museum zur Verfügung stand.
Beethovens Andante für Klavier in F-Dur (WoO 57) musizierte Hanna Bachmann feinsinnig. Sie betonte den pastoralen Ausdrucksgehalt, der auch von der Ambivalenz zwischen „schwebenden“ Tonrepetitionen und einer erdigen Bodenhaftung lebte, und kristallisierte das Hauptthema mit verinnerlichtem Pathos heraus.
Den Höhepunkt des Abends stellte die Sonate für Klavier in g-moll, op. 22 dar. Die Pianistin modellierte die Themen plastisch und energiegeladen. Aufhorchen ließen unter anderem der Klangfarbenwechsel am Beginn des langsamen Satzes, der vielsagend geformte offenen Schluss sowie der ungestüme Charakter des Scherzos.
Den Kreis zu Richard Wagner schlossen Corinna Scheurle und Hanna Bachmann stimmig mit Wagners Wesendoncklied „Träume“.