Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 25. Sep 2011 · Musik

Musikalische Hin-, Her- und Ankunft – die Schurken trieben es gemeinsam mit Marem und Nehrun Aliev bunt am Dornbirner Spielboden

Die Schurken waren zuletzt im Rahmen der Bregenzer Festspiele mit dem Kindermusiktheater „Der magische Klang“ zu erleben. Weil Martin Deuring, Stefan Dünser, Goran Kovacevic und Martin Schellung so gut miteinander harmonieren, haben sie ihren musikalischen Aktionradius ausgeweitet und ein Abendprogramm zusammengestellt. Zum Konzert am Dornbirner Spielboden luden sie die beiden befreundeten Musiker Marem und Nehrun Aliev aus Mazedonien ein. Unter der Motto „Hin- und Herkunft“ präsentierten die sechs meisterhaften Musiker mitreißende Musik von Murat Üstün sowie Traditionals aus Mazedonien. Das Publikum reagierte begeistert.

Im ersten Set erklangen einige Kompositionen, die Murat Üstün dem Ensemble auf den Leib geschrieben hat. Der Funke sprang sofort auf die BesucherInnen im gut besuchten Spielboden über, weil sich unmittelbar ein mitreißender Groove einstellte.

Virtuose Musiker

Martin Deuring, Stefan Dünser und Martin Schelling sind klassisch ausgebildete Musiker. Alle sind seit Jahren in leitenden Positionen beim Symphonieorchester Vorarlberg aktiv. Dass sie eine gute Ader für südosteuropäische Musik haben, wurde im Konzert offenkundig. Sympathisch kam ihre Spielfreude zum Ausdruck und diese wirkte vor allem deshalb authentisch, weil die Musiker auf überzogene Gesten, beispielsweise im Rahmen von improvisierten Passagen, verzichteten. Jeder einzelne stellte sich in den Dienst des gemeinsamen Musizierens.

Im Mittelpunkt des Quartetts agierte Goran Kovacevic, der die Musik und die Rhythmen aus Südosteuropa im Blut hat. Er zog die Fäden, nahm geistreich melodische Ideen auf, variierte sie, bot eine Basis und gab musikalische Gedanken an seine Musikpartner weiter.

Freunde bereicherten den Abend

Marem & Nehrun Aliev bereicherten den unterhaltsamen Konzertabend mit ihrer großen Musikalität und traditionellen Instrumenten aus Mazedonien. So spielte Marem Aliev neben Saxophon, Klarinette und Kaval unter anderem den Dudelsack (Gajda) und sein Sohn Nehrun die traditionelle Trommel Tapan sowie Darabukka. Zudem sang Marem Lieder seiner Heimat, die die Mentalität der südosteuropäischen Menschen widerspiegeln. Seine Stimme wirkte zuerst etwas herb, doch allmählich entfaltete sich ein erdiges Timbre, über dem die mikrotonalen Nuancen der Melodiebildungen zur Geltung kamen. So strahlten selbst  traurige Lieder – wie das Lied „Auf meinem Herzen habe ich eine große Wunde“ – eine fesselnde Fröhlichkeit aus.

Dass Marem und Nehrung Aliev ihre Musik auch didaktisch gut vermitteln können, zeigten sie mit einem eindrücklichen Beispiel. Um die KonzertbesucherInnen zum Mitklatschen des 9/8-Taktes zu animieren, bauten sie eine verblüffende Eselsbrücke. „Zürich, Zürich, Zürich, Winterthur“ – wurde deklamiert und alle hatten den Rhythmus begriffen.

Zigeunerhochzeit und Alpenklänge

Natürlich durfte an diesem Abend auch das Traditional „Gipsy Wedding Song“, das Goran Kovacevic arrangiert hatte, nicht fehlen. In die fröhliche Stimmung im Saal setzte Nehrun Aliev noch ein Solo auf seiner Darabukka. Damit zog er alle in seinen Bann, denn dank einer bewundernswerten Fingertechnik erklangen unterschiedlichste Tonhöhen und Klangfarben.

Am Schluss gab es neben der Hin- und Herkunft auch eine Ankunft als die Schurkenpolka von Stefan Dünser gespielt wurde. Übermütig steigerten die Musiker dabei das Tempo zum Wahnwitz und amüsierten sich prächtig dabei. So gesehen waren sich die Musik aus dem Balkan und die alpenländische Polka ziemlich ähnlich.

Mit viel Applaus bedankte sich das Publikum für einen anregenden und stimmungsvollen Abend.