Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Thorsten Bayer · 23. Sep 2011 · Musik

Mose und Martin Philadelphy stellten die Geduld ihres Publikums auf eine harte Probe

Dass es die Zuhörer von den Sitzen reißt und sie in wildes Tanzen verfallen, das war nun wirklich nicht zu erwarten. Dazu setzen beide Bands zu sehr auf versponnene, verschleppte Klänge. Doch ein bisschen mehr Energie hätten sowohl Mose als auch Martin Philadelphy in der Kantine des Spielbodens dennoch versprühen können. So blieben leider nur zwei müde und ermüdende Auftritte.

„Weniger ist mehr“ scheint die Devise der Band Mose zu sein: Wenig Tempo, sparsame Akzente und teilweise auch ebensolche Abwechslung zeichnen die Songs der Feldkircher aus, die sich im Americana-Kosmos bewegen. Das kann funktionieren, schließlich ist das Quartett um Gitarrist Thomas Kuschny sehr gut eingespielt und versinkt auf der Bühne ganz in sich. Sie sind sich selbst völlig genug, wenn sie ihre nach Weite und Wüste klingenden Stücke des „Mose“ betitelten Albums aus dem Jahr 2010 anstimmen, getragen von Kuschnys E-Gitarre und ordentlich viel Hall. Sänger Thomas Keckeis fügt eine zweite sphärische Gitarren-Stimme hinzu, die er häufig mit Bottleneck spielt.

Minimalismus allenthalben

Ein minimalistischer Abend auch jenseits der Bühne: Leider ist die Kantine des Dornbirner Spielbodens nur spärlich gefüllt. So entsteht kein musikalischer Sog, den die Band sicherlich zu entfachen imstande ist. Aber nicht hier und nicht heute. Natürlich ist es bei dieser Kulisse schwierig, Kontakt zum Publikum aufzubauen. Doch die Musiker wagen erst gar nicht den Versuch. Wenn Keckeis nicht brav auf seinem Stuhl sitzt, die Gitarre auf den Knien, bedient er das Keyboard – und dreht dabei den Zuhörern den Rücken zu. „Das klangvolle und charismatische Quartett aus den staubigen Proberäumen an der lll“; so lautete die Beschreibung auf der Homepage des Spielbodens. Und an dem Staub-Motiv ist etwas dran: Moses ganze Show wirkt ein bisschen so, als spielten die vier – zu denen auch Bassist Karl Müllner und Markus Marte (Drums) zählen – unter einer ziemlich dicken Staubschicht: undurchdringlich, nicht recht zu greifen.

Zwei neue Alben von Martin Philadelphy

Nach knapp einer Stunde erhöht die Band erstmals das Tempo und rüttelt die Zuhörer wach. Aber leider nur ein Strohfeuer, sofort wird wieder der Stecker gezogen. Nach der Zugabe „Weißbrot-Blues“ und rund einer Stunde Spielzeit verabschieden sich die vier und machen Platz für Martin Philadelphy – einen sehr eigenwilligen und schaffenskräftigen Künstler, der gleich zwei neue Alben vorstellt: „Trensch“ und „Inugami“, das er mit Missing Dog Head eingespielt hat. Diese Band ist nur eine von vielen aktuellen Projekten, an denen der Gitarrist arbeitet (daneben sind unter anderen noch Elektro Farmer, Blind Idiot Gods und Giant Dwarf zu nennen).

Experimentelle Songs

Als der gebürtige Tiroler gegen 22 Uhr an das Mikrofon tritt, fesselt seine raue Stimme sofort. Wie seine Vorgänger bringt auch er einen undergroundigen Sound mit, den er aber mit sehr viel mehr Druck vorträgt. Virtuos bearbeitet er seine Fender-E-Gitarre, unterstützt von Sixtus Preiss an Drums und Percussion sowie von Bassist Chris Janka. Einem starken Anfang folgt leider eine ausgedehnte Schwächephase. Zwar überzeugen die Musiker bei den immer experimentelleren Songs mit ihrem handwerklichen Können., aber die Grenze zum Muckertum, das die eigene Lust am Improvisieren vor die Leidensfähigkeit des Publikums stellt, ist doch schnell überschritten. So macht sich auch im zweiten Teil des Konzerts immer mehr Müdigkeit breit, die Geduld der Zuhörer wird überstrapaziert.

Lesung mit Stephan Alfare und Mose am Saumarkt (23.9.)

Am heutigen Freitagabend (23.9.) gibt es übrigens die Chance auf einen inspirierteren Auftritt von Mose bei ihrem Heimspiel: Die Feldkircher spielen von 20.15 Uhr an im Theater am Saumarkt. Dazu liest der Autor Stephan Alfare, geboren in Bregenz und heute in Wien wohnhaft, aus seinem neuen Roman „Der dritte Bettenturm“. Laut Ankündigung auf der Homepage des Saumarktes „eine raue Geschichte, voller Abenteuer und Kämpfe mit den eigenen inneren Dämonen. Ein Tanzen am Abgrund.“ Das klingt, als sollten die Songs von Mose wirklich die passende musikalische Untermalung liefern.