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Anita Grüneis · 16. Feb 2022 · Musik

Mozart-Gala mit dem Kammerorchester Basel und Elsa Dreisig in Vaduz: dem Himmel so nah

Der österreichische Dirigent Josef Krips soll einmal gesagt haben: „Beethoven erreicht in manchen seiner Werke den Himmel, aber Mozart, der kommt von dort." So durften sich denn auch die Besucher:innen des Vaduzer Weltklassik Konzertes dem Himmel nah gefühlt haben, als sie vom Kammerorchester Basel und der 31-jährigen Sopranistin Elsa Dreisig in die musikalische Welt des Wolfgang Amadeus Mozart entführt wurden.

Das Orchester zelebrierte Mozarts Musik und zeigte damit dessen Genie wie auch die Zeitlosigkeit seiner Werke auf. Es spielte mit derart viel Hingabe und Spielfreude, dass Zuschauen und Zuhören zur reinen Freude wurde. Schon die Ouvertüre zu „Le nozze di Figaro" machte deutlich, auf welch musikalischem Niveau sich das Kammerorchester Basel bewegt. Und als dann Elsa Dreisig auftrat, im beige-rosa Kleid mit übergroßen Flügelärmeln und in Glitzersneakers, ihr blondes Haar lose zum Pferdeschwanz gebunden, und die Arie der Susanna „Giunse alfin il momento" zu singen begann, wurde deutlich, dass sich da zwei gefunden haben – Orchester und Sängerin begegneten sich auf Augenhöhe als eine sich gegenseitig bereichernde Einheit.

Eine Sängerin der neuen Generation

Zurecht wird Elsa Dreisig als neuer Stern am Opernhimmel bezeichnet. Ihre Stimme scheint mühelos aus ihr herauszuströmen, bei anspruchsvollsten Koloraturen bleibt ihre Mittellage weich und tragfähig, und selbst in glockenhellen Tönen ist ihr warmes Timbre noch zu hören. Ihre Stimme ist voller Klarheit, Präzision und zugleich immenser Romantik. Bei der Arie der Contessa „Dove sono" setzte sich Elsa Dreisig an die Rampe und war ganz die unglückliche Gräfin, die auf Susanna wartet und dabei all ihren Schmerz und Zorn über den untreuen Mann hören lässt, sich zugleich aber zu ihrer Liebe zu ihm bekennt. Die Empörung war ebenso spürbar wie die Wehmut. Als die Sopranistin nach dieser Arie von der Bühne ging, war das Publikum nicht nur von ihrer Darbietung entzückt, sondern auch von dem großen Tattoo auf ihrem Rücken. Diese junge Frau ist eine Opernsängerin der neuen Generation: Souverän in ihrer Kunst, gutaussehend, unbekümmert und sehr individuell – ein Star ohne Starallüren.
Die darauffolgende „Prager Sinfonie", die Mozart fünf Jahre vor seinem Tod komponierte, wurde vom Kammerorchester Basel virtuos und hochdramatisch, doch zugleich voller Zärtlichkeit und Hingabe gespielt. Die Sinfonie hörte sich wie ein Werk aus dem Heute an, was auch die zahlreichen jungen Besucher:innen des Konzerts sichtlich begeisterte. Mozart reloaded, sozusagen.

Die dramatischen Partien

Nach der Pause wartete „Don Giovanni" auf die Besucher:innen. Dazu trug Elsa Dreisig einen schwarzen Hosenanzug mit Spitzentop, ihre Haare fielen offen auf die Schultern. So stand sie mitten im Orchester und sang die Arie der Donna Elvira mit dem Rezitativ „Mi tradì quell’alma ingrata". Mühelos perlten dabei ihre Koloraturen; sie war jeden Zoll diese Donna Elvira, die alles daransetzt, ihren Geliebten zu retten. Eine Arie später schlüpfte die Sängerin in die Rolle des Bauernmädchens Zerlina, die mit einem magischen Liebeslied ihren Verlobten um den Finger wickelt. Wie Elsa Dreisig sich dabei auf einen Stuhl mitten ins Orchester setzte und ihre Stimme zu einem zusätzlichen Instrument werden ließ, das seine eigene Geschichte erzählte, während die anderen Musiker zuhörten, sie unterstützten, auch mal Kontra gaben, aber dabei immer im Einklang mit ihr waren, zeigte einmal mehr das hochklassige, symbiotische Zusammenspiel von Sängerin und Orchester. Ihre Fähigkeit, sich voll und ganz auf die Musik einzulassen, sie zu leben und wiederzugeben, bewies Elsa Dreisig auch in der Arie des Cecilio aus „Lucio Silla" und der Arie der Elettra aus „Idomeneo". Verzweiflung und Schmerz wurden in ihrem Gesang spürbar, ebenso wie Wut und Zorn der Elettra, untermalt vom Klangteppich des Orchesters, den Wahnsinn dieser Figur vorzeichnend.
Das Kammerorchester Basel und Elsa Dreisig entließen ihr Publikum mit der Arie „Temerari" aus „Cosi fan tutte". Ein wunderbarer Schluss für dieses einmalige Konzert, in der Mozarts Musik zum Wohlfühlbad wurde. Elsa Dreisigs Eltern waren übrigens beide Opernsänger, wie auch ihre Tante und ihre Cousine. Sie selbst sagte in einem Interview, sie wolle von einer Oper nicht unterhalten, sondern verändert werden, dazu müsse sie an den Kern einer Sache gehen. Genauso singt sie und ist damit auf dem besten Weg, zum Weltstar zu werden.

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