Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 27. Feb 2011 · Musik

Mit Herzblut auf den Spuren der musikalischen Jugend gewandelt – Wolfgang Puschnigs neues Musikprojekt „For the love of it“ enttäuschte

Wolfgang Puschnig ist als hervorragender Jazzsaxophonist bekannt. Seine Wurzeln hat der musikalische Weltbürger in Kärnten und Kärntner Volksliedern setzte er in seinem neuesten Projekt namens „For the love of it“ ein Denkmal. Neben seinen herausragenden Musikerkollegen Mark Feldman an der Violine und Mike Richmond am Bass lud Wolfgang Puschnig das Vokalquartett „schnittpunktvokal“ sowie die „Vienna Flautists“ zum gemeinsamen Musizieren ein. Die Erwartungen waren hoch gesteckt, doch sie wurden bei der „Vorpremiere“ am Dornbirner Spielboden enttäuscht. Die durchwegs melancholischen Nummern ergaben insgesamt kein überzeugendes musikalisches Ganzes und dies aus verschiedenen Gründen.

Wolfgang Puschnig komponierte und arrangierte die acht Musikstücke des Projektes „For the love of it“ im Auftrag des Wiener Konzerthauses. Als kompositorische Ausgangspunkte verwendete er Volkslieder. Das Vorarlberger Publikum musste bei der Uraufführung im Rahmen der Reihe „Jazz&“ jedoch auf die Mezzosopranistin Bernarda Fink verzichten. Bei der eigentlichen Uraufführung im Wiener Konzerthaus wird die Sängerin wohl eine tragende Funktion inne haben. Ich traue es Bernarda Fink, die regelmäßig bei der Schubertiade gastiert, zu, dass sie die musikalischen Einzelereignisse so zusammen führt, dass die zugrunde liegenden Intentionen von Wolfgang Puschnig in anregender Form erfahrbar werden.

Gute MusikerInnen

Die drei beteiligten Ensembles agierten auf hohem musikalischem Niveau. Das Flötenoktett „Vienna Flautists“ (Barbara Gisler-Haase, Annegret Bauerle, Petra Brenner-Haitchi, Regina Maderthaner, Edina Vami, Fereshteh Rahbari, Walter Wretschitsch, Werner Tomasi) spielte über weite Strecken einen harmonischen Satz und teilweise rhythmische Begleitmuster. Die Flötenpassagen dienten quasi als Klangkulisse, von der wenig musikalische Anreize ausgingen.
Das Vokalquartett „schnittpunktvokal“ mit Peter, Christian und Michael Paumgarten, sowie Uli Staber sang bekannte Kärntnerlieder rein intoniert und mit Ausdruck. Doch über weite Strecken breiteten auch die Sänger einen "Klangteppich" aus Vokalisen aus.

Herausragender Mark Feldman

Auf einen kompositorischen oder improvisatorischen Verarbeitungsprozess der zugrunde liegenden Liedmelodien wartete man an diesem Abend (fast) vergebens. Wolfgang Puschnig unterstrich den elegischen Ausdrucksgehalt der Volkslieder mit breit angelegten eher klangschwelgerischen Linienführungen. Teilweise verströmten die Darbietungen deshalb auch eine wenig ausgeprägte Lebendigkeit. Lichtgestalt war Mark Feldman, der auf seiner Violine alle Register zog und aufregende Soli lieferte, die die musikalischen Grundideen kreativ und mit Esprit belebten. Auch Mike Richmond am Bass bot gute Fundamente und Improvisationen. Zurückhaltung übte Wolfgang Puschnig, nur wenige solistische Passagen gaben Einblick in seinen musikalisch-improvisatorischen Musizierstil.

Wenige musikalische Anreize

Im Laufe des Abends wünschte ich mir das Jazztrio für sich alleine hören zu können. Ebenso erging es mir mit dem Flötenensemble, das mit der ihm zugeschriebenen musikalischen Rolle nicht wirklich gefordert war. Und das Männergesangsquartett hätte mit der Darbietung der Originallieder wohl auch authentischer gewirkt.
Jene, die sich auf die sentimentale Grundstimmung der dargebotenen Stücke einlassen konnten, genossen den Abend und applaudierten begeistert. Ich erlebte das Konzert als gut gemeintes, mit spärlichen musikalisch-kompositorischen Anreizen versehenes Musikprojekt. Wolfgang Puschnig selbst verstärkte mit seinen relativierenden, wenig Selbstsicherheit verströmenden Moderationen diesen Eindruck.