Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Thorsten Bayer · 25. Feb 2011 · Musik

Extrem vielseitig - „The Base“ stellten ihre neue CD am Spielboden Dornbirn vor

Die drei Grazer schlagen auf ihrem neuen, dem fünften Studioalbum ruhigere Töne an. Dass sie das Rocken nicht verlernt haben, stellten sie am Donnerstagabend nachdrücklich unter Beweis.

„Tested under extreme conditions“ heißt das neue Album des Grazer Indie-Trios „The Base“, das am 25. Februar erscheint. Aber welche extremen Bedingungen sind denn gemeint, unter denen das neue Werk entstanden ist? „Ach, der Titel bezieht sich auf  alles Mögliche“, erklärt ein entspannter Karlheinz Miklin (Drums) nach dem Gig am Dornbirner Spielboden, „zum Beispiel auf extreme Auftrittsorte oder die Anreise – oder auch auf das Publikum.“ Extrem zahlreich war letzteres nicht am Donnerstagabend anzutreffen; was schade ist. Denn The Base begeistern mit jeder ihrer Facetten: einerseits ruhig und abgeklärt, wie es dem Großteil des neuen Albums entspricht, andererseits aber auch wild rockend wie in früheren Stücken, zum Beispiel beim fulminanten „Nightlife“, dem letzten Song des Abends.

Kein Standardprogramm

Seit rund zehn Jahren spielt das Trio in derselben Besetzung: Vor Miklin steht Albrecht Klinger am Bass, die Gitarre bearbeitet Sänger Norbert Wally virtuos. Die langjährige Zusammenarbeit merkt man den Musikern an: Sie sind sehr gut aufeinander abgestimmt, ohne auf „Autopilot“ zu schalten und routiniert ihr Standardprogramm abzuspielen. Nach der dritten Zugabe verlangt ein Zuschauer noch nach mehr. „Wir haben doch schon alles gespielt, was wir können“, kommt es von Miklin mit einem Lächeln zurück. Das ist Koketterie – tatsächlich schaut die Band bereits auf fünf Studioalben zurück, hinzu kommen EPs, Unplugged-Alben und Live-Mitschnitte.

„So klingt Musik, wenn sie altern könnte“

Bei den ersten Stücken des Abends könnte sich der eine oder andere Besucher des Spielbodens um einige Tage zurückversetzt fühlen. Hat man es hier vielleicht mit einer Band aus dem Tucson-Umfeld von Marianne Dissard (die vor kurzem am Spielboden gastierte) zu tun? Das elegische „Born In Devil´s Motel“, der Opener dieses abwechslungsreichen Abends, weckt Assoziationen an weite Landschaften, an Wüste. Die raue, unfassbar tiefe Stimme von Norbert Wally muss schon einige intensive Bourbon-Spülungen hinter sich haben. Fans von Johnny Cash oder Tom Waits können sich ein Seufzen schwerlich verkneifen. „So klingt Musik, wenn sie altern könnte“ schreibt treffend ihre Plattenfirma Universal Music.

Von Country zu Rock

Zu Beginn nimmt sich die Musik zurück, die Musiker tun es ebenso. Nach vier Songs ziehen sie erstmals das Tempo an, präzise angetrieben von Miklin. Mit „She, She, She“, einem Song aus dem letzten Album „16 Songs In Self Defense“, lassen sie den schwermütigen Country-Sound der ersten Stücke hinter sich und präsentieren sich als Rockband. Der erste Höhepunkt des Konzerts folgt sogleich: „Buffalo People“, das Frontman Norbert Wally als „Schutzlied der Gehörnten“ bezeichnet. Wobei er selbst lachen muss: Was soll das eigentlich sein, ein Schutzlied? Egal, der Song ist klasse; eine sehr gelungene Mischung aus schrägen Hooklines und eingängigem zweistimmigen Gesang. Was auch immer man sich unter einer Indie-Band aus Österreich vorstellen mag, The Base passen wohl kaum in dieses Schema.

Unprätentiöser Auftritt

Bei „Everything´s Weird Today“ vom neuen Album tauscht Wally erstmals die Westerngitarre gegen eine E-Gitarre. Er wird sie für den Rest des Abends weitertragen. „Es wird im Laufe des Abends sicher lauter“, kündigt er an und hält sein Versprechen. Teilweise gehen die Drei bei ihrem Pegel schon an die Schmerzgrenze. „Blame It On The Moondog“, der aktuelle Hit, der immer wieder bei FM4 zu hören ist, tragen die Steirer genauso unprätentiös vor, wie sie auch im Interview wirken. Für eine CD-Präsentation, wie das Konzert angekündigt war, steht der Verkaufs- und PR-Aspekt angenehm im Hintergrund, auch wenn Wally immer wieder das Publikum schmunzelnd zum „anschließenden Verkaufsgespräch“ einlädt. Miklin muss bei der Frage, wie viele neue Songs sie heute Abend gespielt haben, selbst nachrechnen. „Etwa die  Hälfte unseres neuen Albums“, lautet schließlich seine Bilanz. Der Genuss für Freunde alternativer Rockmusik war bei diesem sympathischen Auftritt jedenfalls ein kompletter.