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Thomas Kuschny · 04. Mär 2011 · Musik

"I am from Heaven and I am from Hell“ - Wendy McNeill und Band am Spielboden Dornbirn

Die Kanadierin Wendy McNeill gastierte im Rahmen der "Songs&Voices"-Reihe am Dornbirner Spielboden und stellte ihr neues Album "For The Wolf, A Good Meal" vor.

Auch in der Popmusik wiederholt sich die Geschichte gerne. Immer mal wieder wird ein Genre „neuentdeckt“ und im Zuge dessen einer möglichst einträglichen Vermarktung zugeführt.  Die gegenwärtige Hausse von Singer-Songwriterinnen gab’s schon öfter, man erinnere sich zum Beispiel an die späten 80iger Jahre mit Michelle Shocked oder Eddie Brickell. (Wer’s noch kennt!). Seit dem Hype um Norah Jones wird einmal mehr auch im Mainstream nach ähnlich verkäuflichen Stimmen (und Gesichtern!) gesucht, vor allem deshalb, weil sich Tonträger in großer Zahl nur noch im sogenannten „adult oriented“- Fach veräußern lassen. Kurz: Nur nicht mehr ganz so junge Menschen, wie es Robert Walser ausdrücken würde, kaufen noch CDs.

"For The Wolf, A Good Meal"

In Österreich ist etwas verspätet mit Marilies Jagsch, Clara Luzia und anderen viel am Entstehen, auch am Spielboden Dornbirn sind in der gut programmierten „Songs&Voices“-Reihe die Damen überrepräsentiert. Dankbar muß man sein, wenn solche Pretiosen wie Wendy McNeill dadurch etwas Öffentlichkeit erhalten. Die Kanadierin, die schon länger in Schweden lebt, ist unterwegs, um ihr neues Album „For The Wolf, A Good Meal“ vorzustellen. Musik für die passende Schublade darf man sich dabei aber nicht erwarten. Auch das Label „Folk Noir“, das ihr gerne umgehängt wird, greift viel zu kurz. „Ask Me No Questions“ zum Beispiel, aus dem das treffende Zitat in der Überschrift stammt, wirkt mit holprigem Dreivierteltakt auf dem Akkordeon fast wie ein Traditional, ein Shanty aus einer imaginären, übel beleumundeten Kaschemme. Überhaupt ist das „Schifferklavier“ im Großteil der Lieder das tragende Element, Frau McNeill hat es nach eigenen Angaben erst spät entdeckt, die auf ihm komponierten Stücke unterscheiden sich recht drastisch von den meist älteren, Gitarre-basierten.

Lakonie und Melancholie

Letzere sind eher dem klassischen Independant Genre zuzuordnen. In ihrer Eindringlichkeit erinnern sie mitunter an PJ Harvey, in ihrer Elaboriertheit aber auch an Sinead O´Connor. Der souveräne Einsatz von Loop-Samplern und Effekten ermöglicht es, aus dem oft herrlich karg instrumentierten Sound polyphone Breitseiten abfeuern zu lassen, aber immer passend, nie geschmacklos oder überladen. So entstehen auch mehrstimmige Refrains, vermischen sich Lakonie mit Melancholie, dunkles Timbre mit mädchenhafter Kopfstimme. Zurückhaltend und gerade richtig agieren dabei die schwedischen Kollegen an Kontrabass und Schlagzeug. Die Texte sind bildreich, manchmal mystisch, in „The Sad Story of Rosa Rabbit“ entspinnt sich eine Liebesgeschichte zwischen Hase und Schlange, das wird, wir ahnen es bald, nicht gut ausgehen. Falls die Frau wiedermal im Lande ist: Hingehen!